"Wie vermeide ich Schulden?" : Präventionsprojekt an der Mittelschule Meitingen
Meitingen: rogu
Auf Susanne Grußlers Frage, was sie sich unter Schuldnerberatung vorstellen, geben die Neuntklässler der Mittelschule Meitingen eine eindeutige Antwort: Peter Zwegat. Ähnlich wie der Schuldnerberater im Fernsehen unterstützt auch Susanne Grußler in der Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes Augsburg Menschen, die in finanzielle Schieflage geraten sind. Der Landkreis Augsburg ist Kostenträger der Beratungsstelle. Neben dem laufenden Beratungsangebot ermöglicht eine zusätzliche Finanzierung des Amtes für Jugend und Familie im Rahmen der Bildungsarbeit ein eigenes Präventionsprojekt an Schulen im Landkreis Augsburg. Die präventive Arbeit ist Susanne Grußler, die von Beruf Sozialpädagogin ist, sehr wichtig: "Damit trägt unsere Stelle dazu bei, dass Überschuldung erst gar nicht entsteht." In ihrer Arbeit hat sie tagtäglich mit überschuldeten Menschen zu tun und erlebt, dass Überschuldung in den meisten Fällen krank macht. Neben psychischen Belastungen wie extremen Existenzängsten und Depressionen kann sie sich auch in körperlichen Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen äußern. Der Landkreis verfolgte mit diesem Projekt eine vorausschauende und auf Nachhaltigkeit bedachte Strategie. Susanne Grußler ist zwischenzeitlich an allen Haupt- und Mittelschulen des Landkreises im Einsatz.
Das Präventionsprojekt richtet sich an die 14- bis 21-Jährigen in den Mittel-, Förder- und Berufsschulen im Landkreis Augsburg. Eine Auswertung des Schufa-Kompasses 2010 zeigte, dass es die größte Ausfallquote an Krediten bereits in der Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen gibt. Zwar sind die Neuntklässler, bei denen Susanne Grußler an diesem Vormittag zu Gast ist, noch nicht volljährig, doch die Diplom-Sozialpädagogin hält dieses Alter für genau richtig, um die Schüler "rechtzeitig zu erreichen". In Deutschland ist die finanzielle Bildung kein eigenes Schulfach und auch in vielen Familien wird nicht über Geld gesprochen. Ziel des Projektes ist daher, junge Menschen durch finanzielle Allgemeinbildung vor Überschuldung zu schützen. Die Schüler sollen ihr eigenes Konsum- und Planungsverhalten reflektieren und langfristig ihr Verhalten ändern.
So erleben die Schüler live in einem Spiel, dass es nur wenige Sekunden dauert, ihre Unterschrift, etwa unter einen Handyvertrag, zu setzen. Mit einer vorschnell geleisteten Unterschrift kann man sich jedoch über Jahre hinweg finanziell binden. Den Schülern soll vermittelt werden: Einen Vertrag abzuschließen bedeutet meist, Geld auszugeben! Das Handy ist der klassische Einstieg in die Verschuldung. 95 Prozent der unter 25-Jährigen, so schätzt Susanne Grußler, haben unter anderem Handyschulden. Diese summieren sich ganz schnell auf 2000 bis 3000 Euro, wenn der Handyanbieter den Vertrag aufgrund nicht gezahlter Rechnungen kündigt und Schadenersatz für die ursprünglich vereinbarte restliche Vertragslaufzeit geltend macht. Oder aber auch, wenn zusätzlich Mahngebühren und Vollstreckungskosten anfallen. Die Kosten für das Telefonieren betragen dabei oft nicht einmal 200 Euro.
Bevor die Jugendlichen mit 18 einen Vertrag unterschreiben, rät die Schuldnerberaterin, den Vertrag ruhig mit nach Hause zu nehmen, um alles in Ruhe durchlesen zu können und sich auch beraten lassen zu können.
Dass das Projekt bei den Schülerinnen und Schülern der Meitinger Mittelschule gut ankam, beweisen Äußerungen am Schluss der Veranstaltung wie "Bei Volljährigkeit werde ich darauf achten, für was ich meine Unterschrift leiste" oder "Jetzt weiß ich, was eine Bürgschaft ist und dass hier große Vorsicht walten muss". Zufrieden äußersten sich auch die Lehrkräfte Heinrich Weigert, Robert Walch und Rosmarie Gumpp.