Landidylle-wenn der Hahn nicht mehr krähen darf...
Bis vor einiger Zeit schien die Welt im Dorf Gablingen noch in Ordnung zu sein. Der Tierfreund Herbert D. ist stolzer Besitzer einer seltenen Hühnerrasse, die er bereits seit 25 Jahren in seinem Garten züchtet. Hähne und Hennen spazieren friedlich unterm Apfelbaum und suchen nach Futter. Ab und an hört man einen Hahn krähen. Bisher hat sich niemand daran gestört. Auch einen Brutapparat zur Nachzucht gibt es bei Herbert D. nicht. Er setzt auf Naturbrut. Hier dürfen die kleinen Küken noch von ihrer Glucke aufgezogen werden. Alles Idylle könnte man meinen, wenn da nicht der neue Nachbar wäre. Dieser ist in das Haus seiner Großmutter gezogen und stört sich seit dem an dem Federvieh. Herbert D. ist seinem Nachbarn entgegengekommen und läßt seine Hühner nur noch von 9.00-18.30 Uhr aus dem Stall. Auch die Anzahl seiner Hähne hat er reduziert-des lieben Friedens Willen. Aber auch das ist dem Nachbarn nicht genug. Er hat Herbert D. sogar schon Bußgeld und Freiheitsstrafe über seinen Anwalt angedroht, wenn er seine Hähne nicht entfernt. Im neuesten Schreiben steht, daß der Tierschutzverein seine Tiere abholen soll, um sie im Tierheim zu verwahren. Ein monatlicher Unterbringungsaufwand von 840,- € pro Monat steht dort auch geschrieben.
Manchmal sieht man das kleine Mädchen vom Nachbarn am Zaun stehen. Sie freut sich über die netten Hühner-nur Mama und Papa anscheinend nicht. Wo soll das alles hinführen? Warum ziehen solche Leute auf´s Land, wenn dort kein Hahn mehr krähen darf? Auch die Augsburger Justiz scheint dem Nachbarn recht zu geben und hat bereits angekündigt, daß Herbert D. seine Tiere evtl. vom Tierschutzbund abholen lassen muß. Das bricht dem Rentner schier das Herz. Mit Tränen in den Augen zeigt er uns seine Pokale, die er für hervorragende Zuchtergebnisse und Arterhaltung bekommen hat. Sogar Deutscher Meister ist er schon geworden.
Was stört als Nächstes? Das Läuten der Kirchenglocken? Das fröhliche Lachen spielender Kinder?
Wenn Jeder ein bißchen mehr Rücksicht auf den Anderen nehmen würde, dann wäre unsere Welt wesentlich besser!
Wie kann es sein, daß Jemand in das Haus seiner Großmutter zieht, das er von Kindheit an kennt, er genau weiß daß der Nachbar dort schon immer Hühner hält und sich dann darüber beschwert.Jetzt soll sich wohl die ganz Welt nach ihm richten! Das wäre ja, wie wenn ich an eine viel befahrene Strasse ziehen würde, um dann ganz erstaunt festzustellen, daß es mir dort zu laut ist. Kann ich mich dann auch bei meinem Vermieter darüber beschweren oder die Stadt verklagen? Muß die Strasse dann wegen mir verkehrsberuhigt werden?
Wenn Jemand so lärmempfindlich ist, dann sollte er in einen Einsiedlerhof ziehen, aber nicht seinem Nachbarn das Leben schwer machen.
Die kleine Tochter freut sich jedenfalls über die Hühner, wenn sie durch den Zaun spitzelt-das sollte ihren Eltern zu denken geben!
Wo soll das alles hinführen, wenn auf dem Land nicht einmal mehr ein Hahn krähen darf? Wird als Nächstes das Lachen spielender Kinder verboten? oder das Klappern der Störche?
Ich selbst wohne neben einem Landwirt, der Schafe hält, niemals würde ich auch nur auf die Idee kommen mich über das Blöken zu beschweren. Ich erfreue mich daran und bin froh, daß es noch solche Menschen gibt, denn Landwirte und Hobbyzüchter stehen vielleicht auch schon bald auf der "Roten Liste"-vom Aussterben bedroht-ausgerottet von Menschen, die nicht auf´s Land gehören!