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Katzen vergleichen
Unvergleichbar Einmalig

Vor ein paar Jahrzehnten, zu Zeiten der IBM-1401 und der IBM-/360 programmierten wir in Assembler, einer sehr hardwarenahen Programmiersprache. Jeder Programmierer lernte damals, dass zu einem Vergleich immer (mindestens) zwei Befehle nötig sind: ersten, ein zur Frage passender Vergleichsbefehl und zweitens, ein Befehl zur Abfrage des Vergleichsergebnisses. Das Vergleichsergebnis wurde vom Vergleichsbefehl in einem drei Bit-langem „Register“ gespeichert. Die drei Bit bedeuteten: a) gleich; b) größer; c) kleiner. Die Abfrage konnte also sein: a) gleich oder ungleich; b) größer oder nicht-größer; c) kleiner oder nicht-kleiner; und dann gab es zur Programmiervereinfachung noch die beiden Kombinationsabfragen: kleiner oder gleich sowie größer oder gleich. Den Vergleichsbefehl musste man auswählen, je nach dem, worauf verglichen werden soll: a) Zeichen; b) Binärzahl ohne Vorzeichen; c) Binärzahl mit Vorzeichen; d) Gleitpunktzahl. - Prinzipiell hat sich bis heute nichts daran geändert. Ohne einen Vergleich geht in der heutigen Binärwelt gar nichts.

Eine „meiner“ rund fünfzehn freilaufenden Katzen kommt zu mir, springt auf mich drauf, trampelt auf mir herum, streckt dabei ihre Krallen raus und prüft die Festigkeit meiner Kleidung; auf nackter Haut bleiben die Krallen drin; die Katze prüft – vergleicht - also bei jedem Schritt, wo sie drauf tritt.

„Du sollst Äpfel nicht mit Birnen vergleichen!“ Warum nicht? Tun wir es trotzdem!
Vergleichsmerkmal: Stiel, an dem die Frucht hängt; Ergebnis: gleich!
Vergleichsmerkmal: Blühtenrest gegenüber Stiel; Ergebnis: gleich!
Vergleichsmerkmal: Kernhaus in der Mitte; Ergebnis: gleich!
Vergleichsmerkmal: Stiel über Kernhaus zum Blühtenrest durch Fasern verbunden: Ergebnis: gleich!
Vergleichsmerkmal: Geschmack; Ergebnis: ungleich!
Vergleichsmerkmal: Form; Ergebnis: ungleich!
„Du sollst Äpfel nicht mit Birnen vergleichen!“ Warum? Weil das Ergebnis bei einer bestimmten Fragestellung ungleich ist! Mir werden also alle anderen Fragestellungen verboten! Warum? Der mir den Vergleich Verbietende, will mir seine vorgefasste Meinung aufzwingen, will mich daran hindern, seine vorgefasste Meinung zu prüfen, er will verhindern, dass die Wahrheit erkannt, aufgedeckt, verbreitet wird. - Und das gilt ganz allgemein, nicht nur für Äpfel und Birnen. - Die Geschichte ist voll von Vergleichsverboten.
Ein Ding, ein Ereignis, ist „einmalig“; Das mag sogar bezogen auf ein oder auch einige ganz bestimmte Vergleichsmerkmale stimmen; bezogen auf andere Merkmale stimmt es ganz sicher nicht. Warum also willst du mir einen Vergleich verbieten?

Die Katze auf mir wiegt weniger als ein Zehntel von mir und ist auch entsprechend kleiner; sie gähnt, reißt ihr Maul weit auf, viel weiter als ich meinen Mund aufkriege; sie könnte mir die Halsschlagader vor ihrer Nase durchbeißen oder mit ihren kräftigen Krallen aufreißen, sie tut es nicht, ich vertraue ihr; genauso wie sie mir vertraut, wenn ich sie am Hals kraule. Wir beide vergleichen die Vergangenheit mit der Gegenwart und vertrauen uns.

Der Mathematiker sagt: wenn A=B ist, dann ist es auch B=A; recht hat er! Aber im täglichen Sprachleben ist es oft anders; denn wenn ich A mit B vergleiche ist das Ergebnis keineswegs das gleiche, als wenn ich B mit A vergleiche. - Warum? Denk nach!
„Meine“ Katzen wissen es.

05.02.2024
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

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