Die Katzen von Bad Gandersheim
Über 200.000 freilaufende Katzen in Bad Gandersheim!
Wie die örtliche Presse (Kompakt 22.02.2019) kürzlich in einem sechs-spaltigem sehr objektiv und gut geschriebenem Artikel berichtete, beabsichtigt die Verwaltung der Stadt Bad Gandersheim die Kastrationspflicht für Katzen einzuführen. Wie in solchen Fällen üblich verbreitet der Tierschutzverein die üblichen Behauptungen. Es wird behauptet, dass Katzen bereits im Alter von sechs Monaten geschlechtsreif würden (stimmt vielleicht). Es wird behauptet, dass Katzen in jedem Jahr zweimal werfen können (stimmt vielleicht). Es wird behauptet, dass Katzen im Durchschnitt je Wurf vier bis sechs Junge werfen (stimmt). Ferner wird behauptet, dass aus einer Katze innerhalb eines Jahres so eine Gruppe von zwanzig Katzen entstehen könne.
Rechnen wir nach. Am Anfang gibt es 1 Katze; 6 Monate später 1 alte plus 4 bis 6 junge Katzen, insgesamt also 5 bis 7 Katzen; die Hälfte der Jungkatzen ist weiblich, es gibt jetzt also eine alte plus 2 bis 3 junge weibliche Katzen, insgesamt also 3 bis 4 weibliche Katzen. Jede dieser weiblichen Katzen produziert nun 4 bis 6 junge Katzen. Das ergibt dann (3*4=) 12 bis zu (4*6=) 24 junge Katzen des Herbstwurfes. Insgesamt sind das dann (5+12=) 17 bis (7+24=) 31 Katzen am Ende des ersten Jahres. Die Behauptung, eine Katze könne innerhalb eines Jahres eine Gruppe von 20 Tieren produzieren, erscheint bei diesen Annahmen realistisch.
Rechnen wir weiter. Am Anfang 1 Katze; nach dem ersten Jahr 20 Katzen. Davon sind die Hälfte – 10 – weiblich. Aus jeder dieser zehn weiblichen Katzen sollen am Ende des zweiten Jahres 20 , insgesamt also (10*20=) 200 Katzen geworden sein, davon die Hälfte - 100 - weiblich. Jedes dieser weiblichen Tiere wird sich Ende des dritten Jahres auf 20 Tiere vermehrt haben, insgesamt also (100*20=) 2.000 Katzen, davon wieder die Hälfte -1.000 – weiblich. Im vierten Jahr werden daraus (1.000*20=) 20.000 Katzen, davon die Hälfte -10.000 - weiblich. Im fünften Jahr haben wir (10.000*20=) 200.000 Katzen. Die Kater der Vorjahre haben wir in unserer Rechnung bereits unterschlagen.
Ich denke, das reicht. Die Behauptung des Tierschutzvereins über die Vermehrungsgeschwindigkeit der freilebenden Katzen ist offensichtlich falsch. Woran liegt das? Beobachtet man freilebende Katzen, dann fällt auf, das der im April/Mai geborene Wurf mindestens sechs Monate, oft noch länger, von der Mutter betreut wird, während dieser Betreuungszeit ist die Mutter nicht an Katerkontakten interessiert und die Jungkatzen auch nicht. Und dann, September/Oktober ist es für einen zweiten Wurf zu spät im Jahr, denn der käme ja erst im Dezember zur Welt. Ergebnis: es gibt im Normalfall einer freilebenden Katze nur einen Wurf im Frühjahr. Geht aber dieser erste Wurf verloren, weil zum Beispiel Tierliebhaber die kleinen Jungkatzen wegnehmen, um sie lieben Menschen als Spielzeug zu geben (Verzeihung, einem besseren Leben zuzuführen), dann setzt die Automatik der Natur ein und es kommt zu einem zweiten Wurfversuch in diesem Jahr.
Der Tierschutzverein gibt an, dass er im Jahresmittel um die 50 Kastrationen durchführt und dafür zwischen 80 und 150 Euro je Kastration ausgibt. Das normale Verhältnis von Katern zu Katzen ist bei der Geburt um eins zu eins. Aber wie viel Kater sind in einer gegebenen Katzenpopulation zum Bestandserhalt erforderlich? Vermutlich reicht ein Kater für fünf bis zehn Katzen. Folglich wirkt sich die Kastration von einigen Katern nicht auf die Reproduktion aus; der Eingriff führt lediglich zu einer Schwächung des Genpols in der Population – und das ist genau das Gegenteil jeden Tierschutzes.
Und dann gibt es noch eine – zugegeben – Einzelbeobachtung: nicht alle Katzen eines Wurfes sind an der Fortpflanzung beteiligt. Die Rechnung der Tierschützer, wie viele Katzen eine Katze in einem Jahr produzieren kann, ist also eine maximale Kann-Rechnung, die mit der Realität nicht viel zu tun hat. - Eh ich es vergesse: ich soll von den nicht nur an den Ufern der Gande lebenden Ratten und Mäusen schön grüßen: „weg mit den Katzen!“
Übrigens. Der weibliche Mensch ist nach Meinung der Statistiker vom 15. bis 45. Lebensjahr, also 31 Jahre lang fruchtbar. Die Frau könnte also bequem 31 - und bei Mehrlingsgeburten auch etliche mehr - an Nachkommen produzieren. Bekannt und nachgewiesen sind jedoch nur bis zu 20 Kindern. Bei der bestehenden Übervölkerung müssen wir – der Logik des Tierschutzvereins folgend - unbedingt sofort mit der flächendeckenden Kastration anfangen. Beginnen wir doch mit den Tierschützern, dann können die gleich fühlen, was nach der Kastration im Körper los ist. Glückliche Gefühle!
11.03.2019
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck