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Trachten im Landkreis Marburg-Biedenkopf werden immer seltener..........

  • v.l.n.r.: Gertrud Bodenbender aus Ebsdorf, Elisabeth Mink aus Dreihausen, Martha Mink aus Dreihausen und Katharina Kutsch aus Ebsdorf
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Obwohl wir Hessen immer stolz darauf gewesen sind, dass sich bis ins 21. Jahrhundert hinein noch in einigen Landstrichen traditionsbewusste Frauen entschlossen haben „ihre Tracht“ bis ans Lebensende beizubehalten, ist ein Ende dieser Tradition nun absehbar.

Vor einigen Wochen zeigte das Hessische Fernsehen eine Dokumentation von Brunhilde Miehe über die letzten authentischen Trachtenträgerinnen in der Schwalm. Leider wird auch diese Region bald „trachtenlos“ sein. Die jüngsten der Tracht tragenden Frauen dort sind Jahrgang 1935 und bilden schon eher eine Ausnahme. Die Mehrheit der Frauen, welche sich noch tagtäglich „schwälmersch“ kleiden, sind zwischenzeitlich über 80 Jahre alt.
Das Verbreitungsgebiet dieser eigentümlichen Kleidungsweise erstreckte sich ursprünglich über 42 Ortschaften, von denen heute noch in ca. 15 Dörfern Trachtenfrauen anzutreffen sind.

Anders war und ist es im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Hier leben gegenwärtig noch die meisten Trachtenträgerinnen Hessens. In Anlehnung an ihr Buch „Der Tracht treu geblieben“ hat sich B. Miehe dann auch aufgemacht ins Marburger Land, um die letzten Frauen dokumentarisch in Form eines Filmes für die Nachwelt aufzuzeichnen. So entstanden Aufnahmen in Roßdorf und Ebsdorf, in denen man die Trachtenfrauen in unterschiedlichen Lebenssituationen sehen kann. Ein genauer Sendetermin ist leider noch nicht bekannt.
Damit die Aufnahmen in Ebsdorf stattfinden konnten, hat Brunhilde Miehe Kontakt aufgenommen mit Eckhard Hofmann und Jürgen Homberger von der Hessischen Volkskunstgilde e.V.. Die beiden beschäftigen sich schon mehrere Jahre intensiv mit den heimischen Trachten und pflegen auch viele Kontakte zu den Original-Trachtenfrauen.
Dieses haben die beiden zum Anlass genommen, um eine aktuelle Statistik über die Trachtenträgerinnen im Kreis Marburg-Biedenkopf zu erstellen. Beim ersten Trachtenfrauentreffen am 19. Juni 1999 in Cölbe wurden im Vorfeld noch nahezu 950 Trachtenfrauen gezählt. Nur vier Jahre später beim zweiten Treffen in Cappel waren es noch fast 630 Frauen.

Heute im Juli 2010 sind es gerade noch 208 Frauen die tagtäglich die Marburger Trachten anlegen, es sei denn gesundheitliche Probleme erlauben es ihnen nicht mehr. Da sie aber ihr ganzes Leben lang Tracht getragen haben, werden sie auch noch als Trachtenfrau angesehen.
Laut der aktuellen Statistik sind es noch 121 Frauen in der Marburger Evangelischen Tracht und 87 Frauen mit Marburger Katholischer Tracht. Von den ursprünglich 150 Ortschaften im Kreisgebiet, gibt es bereits in 73 Dörfern keine Trachtenträgerinnen mehr. In 63 Dörfern kann man noch Frauen in der evangelischen und in 14 Dörfern Frauen in der katholischen Kleidungsweise antreffen.
Die meisten protestantischen Trachtenträgerinnen leben in Niederasphe (7), Wollmar (6), Treisbach (6) und Battenberg-Frohnhausen (6). Bei den katholischen Trachtenträgerinnen sind es die Orte Mardorf (20), Roßdorf (13), Emsdorf (11) und Anzefahr (10), in denen Frauen bis zur Gegenwart bei Tracht geblieben sind. Die jüngste Frau in Marburger Evangelischer Tracht ist leider im vergangenen Jahr im Alter von 76 Jahren verstorben und kam aus Simtshausen, so dass nun die jüngste Frau in diesem Jahr 78 Jahre alt wird und in Schönbach lebt. Die jüngste katholische Trachtenträgerin ist 64 Jahre alt und lebt in Niederklein.
Auffallend ist, dass die katholischen Frauen länger an der Tracht festgehalten haben und hier auch die jüngsten Trachtenfrauen in Hessen, ja in ganz Deutschland zu finden sind ……..

Wer neugierig geworden ist und mehr über unsere Hessischen Trachten erfahren möchte und warum das „ein oder andere“ so war bzw. gekommen ist, möchten wir den aktuellen Bildband der HVT „Tagewerk und Abendmahl“ ans Herz legen. Hier kann man nachlesen, was die Frauen bewogen hat die Tracht abzulegen oder aber sie beizubehalten für ein Leben lang. Auch wie sich die Trachten im Laufe der Jahrzehnte veränderten oder wie man sie trug zu den unterschiedlichsten Anlässen kann man erfahren und sich auf professionellen Aufnahmen aus den 1950er Jahren anschauen.
Zu beziehen ist das Buch beim Landesvorsitzenden Torsten Frischkorn, über die Homepage der HVT, aber auch im Buchhandel.

  • v.l.n.r.: Gertrud Bodenbender aus Ebsdorf, Elisabeth Mink aus Dreihausen, Martha Mink aus Dreihausen und Katharina Kutsch aus Ebsdorf
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  • Brunhilde Miehe (li.) und Kamerafrau
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  • "Schie des mer ois mo wirrer geseh hu....."
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  • Nach dem Gottesdienst in der Ebsdorfer Kirche
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