Marburger Katholische Hochzeitstracht im Mittelpunkt
Lena Lauer aus Roßdorf wurde vor einiger Zeit in die traditionelle Hochzeitstracht gekleidet, wie sie bis vor circa 50 Jahren in den katholischen Dörfern rund um die Amöneburg üblich gewesen ist.
Eine Studentin aus Bielefeld hatte die hessischen Trachten zum Thema ihrer Diplomarbeit gewählt und Kontakt mit Eckhard Hofmann und Jürgen Homberger von der Hessischen Volkskunstgilde aufgenommen.
Da sich die 21-jährige Lena schon von Kindheit an für die heimische Tracht interessiert, war es für sie eine besondere Ehre die alte Brauttracht anzulegen. Am Tag des Fototermins traf man sich bei Trachtenträgerin Christine Luzius aus Roßdorf und begann mit der langwierigen Ankleideprozedur.
Über das weiße Unterhemd aus Leinen wurde ein besonders üppig verziertes Leibchen gezogen, an dessen unterem Rand die so genannte „Wurst“ angebracht ist. Dieser mit Schafwolle gefüllte Wulst diente zum Halt der Röcke. Als erstes kam ein weißer Unterrock mit Spitze, dann noch ein roter Wollrock mit grünem Bandbesatz wie es zu alter Zeit üblich gewesen war. Je nach Besitz konnte nun noch ein weiterer Rock folgen, bevor der eigentliche Brautrock aus schwarzem Tuch ohne jeglichen Besatz angelegt wurde. Lediglich am Saum des Rockes war zum Schutz noch eine schwarze Kordel angebracht. Der „Motzen“ (Jacke) aus schwarzer Atlasseide wurde nun über das Leibchen gezogen. Diese Jacke sowie den schwarzen Rock hatte Christine Luzius bereits an ihrem Hochzeitstag beim Gang zum Altar getragen.
Dann wurde Lena das weiße, mit Stickereien versehene Brauttuch umgelegt und vorne in den Motzen eingesteckt. Darauf wurden verschiedene Seidenbänder, die so genannten „Quäst“ befestigt auf denen dann die Medaille der Jungfrauenkongregation zum Ruhen kam. Um den Hals kam nun noch eine weiße Spitzenkrause, die mit roten Moirebändern unterlegt ist. Dann bekam die Braut noch die weiße und gelbe Perlenkette umgelegt. Um die Oberarme band man noch jeweils ein blaues und grünes Moireband. Hier kommt der alte Brauch des Bindens an den Mann noch zum Ausdruck.
Die schwarze Atlasschürze, die im unteren Mittelteil mit üppigen Stickereien und Borten geziert war, machte das Erscheinungsbild der Braut komplett. Oftmals fand man hier die Initialen der Trägerin und auch das Jahr mit eingestickt. Vorne über die Brautschürze fielen schwarz-weiß geblümte Seidenbänder herab.
Den eigentlichen Blickfang aber, bildete eine dreiteilige Flitterkrone aus künstlichen Blumen und Perlen, das so genannte „Offgesetz“. Dieses zu befestigen nahm viel Zeit in Anspruch, da das für den nötigen Halt sorgende „Kisschen“ darunter in alter Zeit mit den Haaren der Frauen vernäht wurde. Am Hinterkopf fielen 9-11 bunt geblümte Seidenbänder am Rücken der Hochzeiterin herab. Diese waren mit unzähligen Stecknadeln fächerartig zusammen gesteckt und an den Enden mit Silberlitze versehen. Darauf kam noch ein etwas kürzerer Quast aus zwei Seidenbändern. Als letztes wurde jeweils an den Schläfen noch ein weiteres Bändchen kreuzartig angesteckt und komplettierten so den Brautschmuck.
Über die Hände streifte sich Lena nun noch die weißen fingerlosen Handschuhe, die so genannten „Stauchen“ und komplettierte ihre Ausstattung noch mit dem Gebetbuch und dem dazugehörigen Rosenkranz.
Die dazu passenden Strümpfe waren aus schwarzer Wolle mit grün eingestricktem Zwickelmuster. Dazu trug sie die zuletzt üblichen schwarzen Spangenschuhe.
Für Lena Lauer ist es eine Selbstverständlichkeit, die heimische Tracht zu tragen und sich damit zu identifizieren um ein Stück Heimat und Tradition, auch für die Zukunft zu erhalten. Da liegt es natürlich Nahe, dass sie sich auch in der heimischen Frauentanzgruppe Roßdorf engagiert, wenn es ihre Zeit zulässt.
So wünscht sie sich insgeheim auch am Tage ihrer eigenen Hochzeit die Brauttracht ihres Heimatortes tragen zu können.
Schön, so wird Tradition weitergetragen!