Wenn Dinge erzählen könnten.
Wo soll ich anfangen ?
1878 wurde zu meinen Füßen das Ausbesserungswerk Duisburg-Wedau errichtet. Erforderlich durch immer mehr verkehrende Personen- und Güterzüge war dieses nötig geworden. Hauptsächlich wurden hier Güterwaggons repariert, in Stand gesetzt oder umgebaut.
Zuerst hieß es "Bahnbetriebswerk Wedau".
1890 entstand in meiner Nachbarschaft der "Rangierbahnhof Wedau", der ab 1912/1913 eine sehr große Bedeutung für den Gütertransport im westlichen Ruhrgebiet und an der Rheinschiene bekam. Zur gleichen Zeit wurde auch der "Bahnhof Wedau" errichtet. 1911 wurde dann das Ausbesserungswerk errichtet, was aus Kesselhaus, einer Schmiede, einem Verwaltungsbau, einem Kantinenbau und einem Feuerwehrgebäude bestand.
Am 2. Januar 1914 wurde das Werk in "Königliches Eisenbahn-Hauptwerkstätte" umbenannt. Das war erforderlich geworden, weil das Werk in Mülheim-Speldorf mit der Wartung von Lokomotiven voll ausgelastet war.
1913 wurde dann in unmittelbarer Nähe eine Werksiedlung für die Arbeiter gebaut.
Die bearbeiteten und untersuchten Wagen bekamen die Kennzeichnung "Wd" für Wedau.
Von 1914 bis 1918 kamen zur reduzierten Belegschaft zum ersten Mal Frauen und Kriegsgefangene zum Einsatz, da viele Arbeiter beim Fronteinsatz waren.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Anlage dann in "Reichsbahnausbesserungswerk Wedau" umbenannt.
Während des zweiten Weltkrieges schlugen um mich herum eine Menge Bomben ein und einige Werkstätten und Wohnhäuser bekamen Treffer ab, die allerdings nach dem Krieg wieder in Stand gesetzt worden sind.
Ab 1957 wurden auch Ersatzteile für Puffer und Bremsventile hier hergestellt. Auch gab es eine Lehrwerkstatt.
1959 wurde das benachbarte Ausbesserungswerk in Mülheim-Speldorf und 1961 das Güterwagen-Ausbesserungswerk in Recklinghausen geschlossen und das Werk Wedau und die Belegschaft um etliche Mitarbeiter von dort aufgestockt.
Für die Fertigung von Großraumgüterwaggons wurde das Werk Wedau dann nochmals vergrößert und in den 60ger Jahren waren dann über 2000 Menschen beschäftigt.
1983 wurden dann Überlegungen angestellt, das Werk zu schließen und die Belegschaft nach und nach abgebaut.
2004 ertönte dann der letzte Hammerschlag in den Werkstätten und seit dem ist es zu meinen Füßen still geworden. Die Gebäude sind geschlossen und der Verfall zerstört langsam und sicher das Werk. Die Ringlokschuppen verfallen immer mehr, die Dächer stürzen ein und die "Drehscheibe" vergammelt.
Niemand weiß, was man zu meinen Füßen jetzt machen wird, ich stehe hier einsam und alleine und um meine Füße erobert die Natur ihren Raum zurück.
Nur manchmal kommen fremde Menschen hier hin, die Kameras, teils auf Stativen, mit sich tragen und in aller Seelenruhe Fotos von mir und den restlichen Gebäuden machen. Denn wer weiß, wie lange das Gelände noch in der jetztigen Form bestehen wird.
Übrigens, ein Großteil der Gebäude hier stehen unter Denkmalschutz !
Ich liebe diese alten Zeitzeugen, klasse erzählt Hans-Jörg !