Buchbesprechung
Martin: Schwarzlay und die Folgen
Hansjörg Martin: Schwarzlay und die Folgen; Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek und die Folgen 1974; 123 Seiten; ISBN: 3-499-42303-0
In Doornstein findet nach rund 20 Jahren wieder ein Klassentreffen des (damaligen) Abiturjahrganges statt. Es wird groß gefeiert. Doch Oberstudiendirektor Dr. Rudolf Lampel wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Er hatte zu jeder Zeit eine Liaison mit einer seiner Schülerinnen....
Martin wurde 1920 in Leipzig geboren. Ursprünglich Maler und Graphiker, arbeitete er nach dem Krieg als Clown, Journalist, Bühnenmaler und Dramaturg, bevor er seine große Zeit als Schriftsteller begann. Er starb 1999 auf Mallorca.
In den 1970er Jahren galt der deutsche / deutschsprachige Kriminalroman als tot. Zu langweilig, zu brav - so lauteten die Vorurteile. Was wenig beachtet wurde, ist, daß damals - unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten - das kriminalliterarische Subgenre des Soziokrimis entstand. Soziale und gesellschaftliche Gesichtspunkte wurden unter dem Deckmantel des Kriminalromans beschrieben und beleuchtet.
Martin ist ein prominenter Vertreter dieser Stilrichtung, also des Soziokrimis. Er beleuchtet in diesem Werk das Thema "Schule", das Verhältnis Lehrer - Schülerin, um genau zu sein. Wie eng, wenn nicht gar intim darf das Verhältnis sein? Ab wann besteht die Gefahr, daß Gefühle die Notengebung beeinflussen? Martin regt zum Nachdenken an.
Hansjörg Martin ist es wert, als Autor wiederentdeckt zu werden. Ihn zeichnet nicht nur die Themenfindung, sondern auch eine gut strukturierte Erzählweise sowie eine gepflegte Sprache ohne Anglizismen aus. Was (thematisch) als konservativ erscheint, hat nicht seine Bedeutung in unserer heutigen Zeit verloren.