Kolumne: Totensonntag
Der Totensonntag wird auch Ewigkeitssonntag genannt. Den evangelischen Feiertag gibt es seit dem Jahre 1816, als er vom preußischen König Friedrich Wilhelm III eingeführt wurde. Der Totensonntag ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr.
Der Totensonntag ist in allen deutschen Bundesländern gesetzlich geschütz und ein Trauer- und Gedenktag oder ein sogenannter "Stiller Tag".
Gestatten: Anja Addy mein Name. Ich bin als Massenmörderin von Hochfeld bekannt geworden. Jeweils am Totensonntag eines Kirchen- und Kalenderjahres nahm ich an denjenigen Leuten Rache, die mich in den Wochen und Monaten davor genervt hatten.
Da wären vor allem die Höflichen Herren Hochfeld zu nennen. Sie sind der Meinung, ich sei übergewichtig und fett. Sie wollen mich dazu zwingen, mich zu bewegen und Sport zu betreiben.
Da wäre Manni Meinhard die Flöte zu nennen. In grauenvoller Art und Weise spielte er regelmäßig "la Kukaratscha, la Kukaratsche, schönster Tanz von Mexiko" mit der Mundharmonika vor meinem Wohnzimmerfenster. Er wurde mit einer Bratpfanne erschlagen. Diethard Dittel warf Stinkbomben durch offene Fenster in mein Wohnzimmer. Teddy der Turner hechelte "Falsch verbunden" am Telefon, Bertram Bengel täusche Entführungen und Unfälle meines heißgeliebten Hundes vor.
"Ich lasse mich doch nicht terrorisieren und tyrannisieren," zürnt ich als schwergewichtige Dame. "Eher verschwinden Übeltäter von dieser Welt."
Der Totensonntag ist naheliegend gewesen. Da ist es dunkel und kalt, also nur wenige Leute unterwegs. Ganz egal, wie man jemanden tötet, es ist also unwahrscheinlich, daß man erkannt und erwischt wird.
"Ich habe den Fehler gemacht, die mustergültigste Vereinigung von Hochfeld dezimieren zu wollen," gestehe ich, die ich seit 35 Jahren 22 Jahre alt bin. Da fällt es natürlich auf, wenn deren Mitgliederzahl innerhalb kürzester Zeit rapide abnimmt und die Leute auf Nimmerwiedersehen verschwinden...."