Kolumne: Kaufmann im E-Commerce
Der Kaufmann im E-Commerce ist seit 2018 ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Er erstellt und pflegt den Onlineshop eines Unternehmens. Dabei bewirtschaftet er die Waren und Dienstleistungen, wählt Bezahlsysteme für die verkaufte Ware aus und legt die Angebotsregeln fest.
Alles ist im Fluß. So auch die Welt der Berufe. Manche Berufe sind veraltet und führen nur noch ein Nischendasein. Wenn sie nicht gar ausgestorben sind. Dafür entstehen neue Berufsfelder.
Der E-Commerce-Kaufmann ist ein Beispiel dafür. Ich persönlich hatte vergangenes Jahr gar nicht mitbekommen, daß es diesen Beruf überhaupt gibt. Mir war noch nicht einmal klar gewesen, daß es einen Bedarf dafür gegeben hat.
Was die Berufsinhalte anbelangt, sei an BerufeNet, die berufskundliche elektronische Datenbank der Bundesagentur für Arbeit, verwiesen. Dort sind umfangreiche Informationsangebote vorhanden; die Datenbank KursNet informiert über Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort, die Jobbörse über Arbeitsplätze.
Ich persönlich bin schon neugierig. Wird sich dieser Beruf etablieren? Wird es in Zukunft genügend Ausbildungsstellen bzw. Lehrstellenbewerber geben? Angesichts des oft beklagten Nachwuchskräfte- bzw. Fachkräftemangels müßten Onlinehändler doch bemüht sein, sich selbst als Händler, Arbeitgeber und Lehrherren zumindest vor Ort bekannt zu machen.
Ich schwör`s:
Beim E-Commerce
ist die Arbeit leicht
und das zur Ehre gereicht
Bücher, Badeseifen
Kämme, Gummireifen
die Auswahl, sie ist riesengroß
und wir werden alles los!
So hat mal jemand bei mir im Bekanntenkreis gedichtet. Als Geschenartikelfachhändler mit eigenem Ladenlokal hat er pleitegemacht. Als Bankrotteur hat er dann im Internet fröhliche Urständ´ gefeiert und einen Geschenkartikelfachhandelsversand eröffnet.
Er hat seine Produkte fotographiert, die Bilder ins Netz gestellt, fiktive Preise errechnet - und sich auf einmal eine goldene Nase verdient.
DIe Großrechenanlage
ist `ne goldene Waage
produzierst du schöne Bilder
geht das Geschäft schnell und wilder
und mit `nem Paketversand
quasi in der Hand
wickelst du die Warrenkette
ab wie die Serviettte
Die goldene Warenwelt hat die Internetwirtschaft auch noch nicht hervorgebracht. Personenbezogene Dienstleistungen wie das Friseurwesen, Maniküre, Podologie, ärztliche und pflegerische Dienstleistungen, Gastronomie und (im Rahmen) Tourismus, Beförderungsdienstleistungne, die Unterhaltungsbranche (z. B. Zoo, Kino) lassen sich nur ganz, ganz eingeschränkt digital nutzen.
Auch der Servicegedanke ist noch unterentwickelt und damit ausbaufähig. In der Mittagspause virtuell einkaufen gehen und die Waren dabei am Feierabend nach Hause geliefert bekommen? Hört sich schön an, nicht wahr? Funktioniert aber in der Praxis nicht.
Was in der Phantasie von Managern klappt, scheitert an der Wirklichkeit. Bekleidung möchte ich anprobieren, Lebensmittel anfassen, in Zeitungen und Zeitschriften kurz schmökern, bevor ich zugreife. In 100 Jahren mag die Welt komplett digital sein - für heute sehe ich es noch nicht.