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Kolumne: Anaconda-Virus

Das Anaconda-Virus hält ganz Deutschland im Griff. Die Geschäfte, Apotheken und Arztpraxen sind geschlossen; die Polizei kontrolliert die Ausgangssperre, die Wehrmacht schützt vor Plünderungen.

Doch es gibt auch Orte der Hoffnung. Die Würger-, äh Bürgerzeitung für Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort bietet in ihrer Online-Ausgabe einen ganz besonderen Service ihrer unzähligen Bürgerreporter an.

"Wir haben die Damen und Herren rechtzeitig mit den Betriebsprogrammen vertraut gemacht," berichtet Thusnelda Brigorischewski, verantwortliche Redakteurin des Verlages. "Als wir noch gar nicht wußten, wie grauenhaft und ekelerregend das neuartige Virus ist, haben wir den Bürgerreportern das Schreiben beigebracht. Wie formuliere ich? Wie baue ich einen Text auf? Und, noch viel wichtiger: Welche Themen sind überhaupt interessant? Die Themenvielfalt reicht von ganz persönlicher Lebensgeschichte über Ortsgeschichte bis hin zu Koch- und Backrezepten und fiktiven Erzählungen. Der Phantasie ist ja keinerlei Grenze gesetzt."

Wie veröffentliche ich Texte, wie Fotos? Welche Kameras sind dafür geeignet? Muß ich die Bilder noch irgendwie bearbeiten? Auch solche Themen wurden angesprochen. "Unser Fotohändler vor Ort hat schon gut daran verdient. Er konnte schließlich etliche Kameras verkaufen."

Als dann absehbar wurde, daß Ausgangssperren unausweichlich sind, deckten sich die Bürgerreporter mit ganz viel Büromaterial ein, "Schreibpapier, Kugelschreiber, Buntstifte, Radiergummi und so etwas," berichtet Grigorischewski. "Auch das ein kleines Strohfeuer."

Die Redaktion sorgte auch für finanzielle Unterstützung durch Stadt, Land und Bund. "Wir konnten unseren Bürgerreportern bei finanziellen Engpässen helfen. Wichtig ist aber auch eine andere Sache.

Wer bei uns Beiträge einstellt, ist unfallversichert. Ab 12 Beiträgen pro Monat (das sind 3 pro Woche), werden auch Pflichtbeiträge in die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung entrichtet, nur in die Arbeitslosenversicherung nicht."

Besser als nichts, sagen sich wohl viele Autoren. Ansgar stellt inzwischen Autoren und Bücher rund um Neukirchen-Vluyn, Brigitte solche um Kamp-Lintfort vor. Walburga, Habakuk und Nepomuk beschreiben in Kolumnen, was es im und am Niederrhein so alles zwischen Himmel und Erde gibt.

Hülya und Ayse verbreiten Nachrichten aus den kleineren fremdsprachigen Gemeinden vor Ort. Auch die Kirchen vor Ort sind aktiv - sie verbreiten theologische Informationen, Kirchengeschichte, Gemeindegeschichten, Bibelinterpretationen und unterhaltsame Texte.

Pfiffig war die Kreishandwerkerschaft. Sie ermöglicht es ihren 1-€-Jobbern, mittels moderner Informationstechnologie seltene und unbekannte Berufe vorzustellen: "Die Handwerksmeister stellen sich mittels Telefon-Interview vor und schicken dann mit E-Brief Bildmaterial "So tun unsere 1-€-Jobber was sinnvolles, lungern nicht auf der Straße herum und verdienen sich ihre Brötchen auf ehrliche Art und Weise," so die Kreishandwerker zufrieden.

"Wir haben uns auch ein paar Hilfskräfte besorgt," kann der Kreissportbund berichten. "Sie sollen die Geschichte von Sportanlagen und Vereinen vorstellen."

Die Bürgerzeitung ist mit dieser Aktion konkurrenzlos, die Zugriffszahlen dementsprechend astronomisch hoch. "Wir haben offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen."

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1 Kommentar

sehr schön

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