Literatur
Fünf Freunde und der Zauberer Wu
Enid Blyton: Fünf Freunde und der Zauberer Wu; cbj Kinder- und Jugendbuchverlag München 2016; 160 Seiten; ISBN: 978-3-570-172155
Julian, Anne, Dick, George (=Georgina) sowie Timmy, der Hund, sind die Fünf Freunde. Als sie ihre Ferien gemeinsam bei Onkel Quentin und Tante Fanny (den Eltern von George) verbringen möchten, müssen sie - auf Grund eines Krankheitsfalles im Hause Kirrin - bei Professor Hayland einquartiert werden. Hayland ist ebenfalls Wissenschaftler und Freund von Onkel Quentin. Er hat einen Sohn namens Tinker.
Durch Zufall gastiert ganz in der Nähe ein Zirkus. Dort lernen die Fünf Freunde den Clown, einen Schimpansen namens Charly sowie den Zauberer Wu kennen.
Als dann bei Professor Hayland eingebrochen und wichtige Unterhlagen gestohlen werden, erleben die Kinder ihr nächstes Abenteuer.
Das englischsprachige Original stammt aus dem Jahre 1965; das vorliegende und hier besprochene Werke ist eine moderne Neubearbeitung. Da die Blyton 1968 gestorben ist, könnte man das Buch - zumindest theoretisch - als Spätwerk der Blyton bezeichnen. Dem erwachsenen Leser fällt schnell ein garvierender Mangel auf: Die Handlung ist an vielen Stellen konstruiert und nicht organisch gewachsen.
Dies fällt schon gleich zu Beginn auf: Um einen Grund zu haben, warum die 5 Kinder nicht bei den Kirris zuhause bleiben können, sondern irgendwo in der Nähe zelten müssen (Tante Fanny + Onkel Quentin faktisch aus der Geschichte herausgeschrieben werden), läßt die Autorin dort mit Scharlach eine ansteckende Krankheit auftreten.
Professor Hayland ist ein Tolpatsch. Mit seiner jähzornigen, aufbrausenden udn zerstreuten Art erinnert er aber sehr deutlich an Onkel Quentin. Für die Lösung des Falles ist er bedeutungslos.
Was für Erwachsene Theaterkompanien oder Filmproduktionen sind, sind für Kinder Zirkusse. Ihnen wird so eine Vielzahl an Attraktionen, Charakteren und Motiven vorgegaukelt. Sind Zirkusse heute tatsächlich noch Orte, in die Kinder gerne gehen?
Die Figur des "Zauberers Wu" paßt nicht in einen Zirkus. Er ist nicht etwa Chinese; sein Akzent läßt eher darauf schließen, daß er aus dem französischen Sprachraum stammt. Er läßt weder weiße Kaninchen spurlos verschwinden noch holt er rote Rosen aus einem leeren Zylinder. Er ist Rechenkünstler - das paßt eher in ein Variéte.
Das Ende hätte ausführlicher ausgearbeitet werden müssen. Wer auch immer die wertvollen wissenschaftlichen Unterlagen stehlen wollte - es ist nicht deutlich, wie und wo der / die Täter verwerten Wollte(n). Es ist wohl auch für jugendliche Leser offensichtlich, daß wissenschaftliche Forschungsergebnisse nicht für jedermann interessant und daher nur schwer verkäuflich sind.
Wie könnte ein Fazit aussehen? Das Werk ist am besten für eine eingeschworene Fangemeinde geeignet, die das Gesamtwerk der Blyton kennen möchte.