evangelische Kirche in Wetter-Wengern
"Die Ursprünge der Kirche liegen in der Zeit Karls des Großen (768 - 814 n. Chr.). Man vermutet, daß die Mönche des Klosters Werden (heute Essen-Werden) hier missioniert haben. Die Kirche steht wohl auf einem Platz, der vor der Christianisierung ein heidnisches Heiligtum trug. Hier fließen drei Flüsse zusammen, Elbsche, Opfersiepen und Schmalenbecke.
Eine Legende weiß zu berichten, daß im Jahre 836 die Gebeine des Heiligen Liborius bei der Überführung von Le Mans nach Paderborn bei Wengern an einer schmalen Stelle über die Ruhr gebracht udn vielleicht eine Nacht im Kirchlein aufbewahrt wurden. Diese Legende will den Namen der Kirche `St. Liborius´ erklären. Ob tatsächlich der Heilige Liborius in dieser Zeit schon als Patron verehrt wurde, läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen. Bis um 1000 handelte es sich wohl um eine Holzkapelle. Dann wurde eine kleine Steinkirche gebaut. Die Kirche wird erstmals 1249 urkundlich erwähnt. 1264 wurde die Kirche einer großen gotischen Erneuerung unterzogen.
1543 am Rogate-Sonntag, zwei Wochen vor Pfingsten, wurde von Pfarrer Schluck die Reformation durchgeführt. Die Tradition, daß die Kirche dem Heiligen Liborius geweiht war, ging in der evangelischen Zeit langsam verloren. 1792 finden sich die letzten Eintragungen auf den Namen St. Liboriuskirche.
1891 wurde die Kirche einer grundlegenden Erneuerung und Vergrößerung unterzogen. Das Schiff wurde verkleinert. Die beiden nur angedeuteten Querschiffe, die dem Grundriß eine Kreuzform geben, wurden geschaffen. Der frühe Chor, der in Form eines Achtecks gebaut war, wurde durch den heutigen quadratischen ersetzt. Viele Verzierungen des Alters und der Kanzel wurden beseitigt. Die Orgel, die früher vorn im Chor oberhalb des Altars stand, kam in ihren heutigen Standort auf die Turmseite und wurde vergrößert. Aus statischen Gründen wurde der zweite kleine Turm gebaut.
1936 wurde die Cassettendecke freigelegt, 1938 das Fenster oberhalb des Altars zugebaut. Die Kirche bekam einen reichverzierten Anstrich, z. B. standen in den Holzkassetten der Emporengeländer die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium. Der heutige Anstrich stammt von 1959. Die Kirchenmauern, wie Sie sie heute sehen, stammen im vorderen Teil, ab den Querschiffen von 1891. Der hintere Teil des Schiffes ist älter, zum Teil wohl aus romanischer Zeit. Die Turmspitze wurde 1743 aufgesetzt.
Außen waren bis vor einigen Jahrzehnten die rätselhaften Menschenschädel zu sehen. Diese Schädelnischen sind weit und breit einmalig. Die Schädel wurden bei der Renovierung in den 30er Jahren freigelegt und sind heute noch zu erahnen. Es gibt verschiedene Erklärungsmöglichkeiten für sie. 1. Die Schädel stammen von Priestern, vielleicht aus einem ehemaligen Kloster aus dem Mittelalter. 2. Nach Auflösung der ehemaligen Begräbnisstätte der Gemeinde an der Kirche wurden die Schädel ausgegraben und in die Mauer eingebracht (Anfang des 19. Jahrhunderts). 3. Die Schädel und die beiden großen Nischen haben zusammen ein eindrucksvolles `memento mori´ (`Bedenke, daß du stirbst!`) gebildet. In den großen Nischen haben bei dieser Annahme Kerzen gebrannt. Als Zeitpunkt wird die Zeit des 30jährigen Krieges, spätestens aber die des Barocks, wo der Geschmack solche grausigen Eindrücks noch zuließ, angegeben. Ein späterer Zeitpunkt scheint auf keinen Fall in Frage zu kommen.
Die Kirchenuhr ist die früßere Rathausuhr von Wetter. Wie wurde 1972 eingebaut. Im Kirchturm hängen vier Glocken, davon drei elektrisch angetriebene. Die älteste ist der sogenannte `Kleine Anton´. Ihren Namen hat sie von der Inschrift `Antonius heiß ich, Johann Schick goß mich´. Sie stammt aus dem Jahre 1521. Der `Kleine Antont´ wird noch mit dem Seil gezogen. Die drei anderen Glocken stammen von 1826 und zwei von 1952. Sie ersetzten die im Krieg eingeschmolzenen älteren Glocken.
Der geschnitzte Altar stammt aus dem Jahre 1714. Das Bild stellt das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern dar. Wie schon erwähnt war er vor 1894 reicher verzeihrt und voluminöser. Wir besitzen heute noch eine Petrusfigur (jetzt im hinteren Teil der Kirche links) und eine Jesus Pantokrator (jetzt über dem Taufstein) von diesem früheren großen Altar. Der Taufstein wurde 1688 angefertigt. Der ältere Taufsein rechts neben dem Eingang stammt aus romanischer Zeit. Die Kanzel wird auch Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein. Das wertvollste Stück in der Kirche ist das Kreuz oberhalb des Altars. Es ist vom Stil her ein romanisches Triumpfkreuz, stammt aber aus spätgotischer Zeit um 1486," stellt sich die evangelische Kirche Wetter - Wengern in einem Faltblatt selbst vor.
Is tsie geöffnet, lohnt sich ein Abstecher dorthin auf jeden Fall. Wände, Säulen und Bänke sind eher schlicht in verschiedenen hellen Farben gehalten. Sehenswert sind allerdings die Deckenbemalung über der Orgel, Altar, Kanzel und Lesepult. Ihre Pracht stehen doch in krassem Gegensatz zur sonstigen (innen-)architektonischen Zurückhaltung. Liebhaber kirchlicher Kunst werden hier auf jeden Fall so manches Detail entdecken, die das Auge erfreut.