Duisburg: Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Sondergemeinschaft, die im Amerika des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Inzwischen sind die Zeugen auch in Deutschland etabliert. So auch bei uns in Duisburg.
Wer einen Zeugen live und persönlich kennenlernen möchte, kann dies in einem Gespräch tun, etwaq bei einer der kleinen Dreiertrupps auf der Straße, bei denen einer der Schriften verteilt wird. Oder im letzten verbliebenen Königreichssaal im Gewerbegebiet von Hamborn.
Königreichssaal? Ja, genau. Die Versammlungsstätten der Zeugen heißen nicht etwa "Kirche" und sehen dementsprechend auch nicht wie ein klassisches Kirchengebäude aus, sondern eher wie ein großzügig gestaltetes Gemeindehaus.
Es ist Sonntagmorgen, so gegen 9 Uhr oder ein Viertel nach 9. Immer mehr Gläubige kommen an und verteilen sich auf die beiden Seiten rechts und links vom Haupteingang. Ein Technikraum, Toiletten, Garderoberäume und ein paar andere Räumlichkeiten (Küche, Bibliothek + Besprechungsräume) machen das übrige Gebäude aus, das von außen eher wie eine Aneinanderreihung von Privatwohnungen aussieht.
Große, weiß gestrichene Räume sind die Vortragsräume, mit einem Teppich ausgelegt und zahlreichen Stuhlreihen vor einer kleinen Bühne. Blumenschmuck steht darauf, ein Tisch mit ein paar Stühlen, vor allem aber ein Lesepult mit Mikrophon.
Die "Gottesdienste" sehen komplett anders aus als in anderen Kirchen. Es gibt zwar Gebete und Gesang. Vorträge sowie Wachturm-Studium machen den Hauptteil der Veranstaltungen aus. Die Worte werden durch Bilder, die auf 2 großformatigen Bildschirmen zu sehen sind, ergänzt.
Wer möchte, kann auch per Telefon an der sonntäglichen Veranstaltung teilnehmen.
Die Zeugen haben einen schlechten Ruf in der breiten Öffentlichkeit. Sie wenden sich von Familienangehörigen ab, wenn diese keine Zeugen sind, oder verweigern ihren Kindern medizinische Hilfe. Diese beiden Beispiele seien exemplarisch als Vorurteile genannt.
Das sonntägliche Wachturm-Studium vermittelt eher einen anderen Eindruck. Medial sind die Zeugen die modernste christliche Gruppe. Gleichzeitig wird aber wohl erwartet, daß die Sondernlehren durch Selbststudium verinnerlicht werden und dann öffentlich abgefragt werden können.
Ein anderer, weiterer, subjektiver Eindruck: Viele Besucher nutzen ein Tablet im "Gottesdienst". So können biblische Textstellen u . a. bequem aufgerufen werden.
Die Vorgehensweise der Medien ist trickreich. Es gibt viele allgemeingültige Aussagen, gegen die nichts einzuwenden ist. Die Sonderbotschaften werden eher subtil vermittelt, die Weltabgewandtheit, die fehlende ökumenische Ausrichtung, die Exklusivität - Gedanken, die ein ausgebildeter Theologe besser benennen kann.
Ein Trend geht wohl auch bei den Zeugen nicht vorbei, nämlich eine gewisse Überalterung und Rückgang der Zahl der aktiven Gemeindeglieder. Sie hat dazu gehört, daß die Gemeinde in Neudorf aufgegeben und mit Krefeld zusammengelegt wurde.
Gehört den fremdsprachigen Gemeindeteilen die Zukunft? Hier gibt es beispielsweise türkische, rumänische, nigeranische, polnische und englische Versammlungen. Wird Zuwanderung also nicht nur zu einer Islamisierung, sondern auch zu einer Re-Christianisierung führen?