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Buchbesprechung
Der neue Donna Leon

Donna Leon: Feuerprobe Commissario Brunettis dreiunddreißigster Fall; Diogenes Verlag Zürich 2024; 325 Seiten; ISBN: 978-3-257-07283-9

Nachdem zwei Kinderbanden mitten in der Nacht aneinandergeraten sind, lieben Glasscherben auf der Piazza San Marco. Während Commissario Claudia Griffoni mit ihrem eigenem, weiblichen Gespür versucht, die Hintergründe dafür, wie Jugendliche dem Vandalismus und Randalismus anheimfallen können, nutzt Commissario Guido Brunetti seine eigenen Verbindungen.

Selbst Vice-Questore Patta ist bereit, Venedig und seine Leute (also die Polizei) vor unliebsamen Ereignissen zu schützen.

Doch damit nicht genug. Als Italien während des Irak-Krieges Carabinieri in NIsiriya stationiert, kommt es dort zu einem fürchterlichen Brandanschlag mit einem LKW, der voll mit Benzin gefüllt ist. Die Kaserne der Italiener ist das Ziel. Ein Teil der Überlebenden leidet noch heute unter den Folgen. Schnell stellt sich heraus, daß einige von ihnen wegen illegaler Geschäfte im Irak des Hochverrats angeklagt werden sollten.

Beide Handlungsstränge werden im Ende zusammengeführt.

(über die Autorin)

Donna Margaret Leon wurde 1942 in Montclair, New Jersey / USA geboren. Nach einem Studium in Englisch und englischer Literatur in ihrer Heimat sowie weiteren in Siena und Perugia unterrichtete sie diese Fächer. Anschließend arbeitete sie als Reisebegleiterin in Rom und als Werbetexterin in London. Später unterrichtete sie an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran (bis 1979), in China und neun Monate lang in Saudi-Arabien. Von 1981 bis 1995 war sie an der Außenstelle der Universität Maryland auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Vicenza tätig.

Ihre Dissertation über Jane Austen konnte sie nicht abschliessen, da der Entwurf, die Bücher und sämtliche Notizen, an denen sie fünf Jahre lang gearbeitet hatte, 1979 während der Flucht vor der islamischen Revolution in Iran verloren gingen.

Die Idee zu ihrem ersten Buch kam ihr 1992 während eines Opernbesuchs im Teatro La Fenice in Venedig.

Heute lebt Leon (seit 2007, um genau zu sein), im Val Müstair in Graubünden / Schweiz. Im Jahre 2020 hat sie die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen.

(Buchbesprechung)

Werfen wir zunächst einen Blick in die literaturwissenschaftliche Theorie, wie sie in der Sekundärliteratur veröffentlicht ist.

Der Protagonist in Donna Leons Kriminalromanen ist der kultivierte und bescheidene Venezianer Commissario Guido Brunetti. Seine Ehefrau Paola ist die Tochter eines Grafen aus der Familie Falier, einer der ältesten, wohlhabendsten und einflussreichsten Familien Venedigs. Sie arbeitet – wie die Autorin Donna Leon es früher selbst getan hat – als Professorin für Englische Literatur und ist vom Geist der 68er-Bewegung beseelt. Paola Brunetti wurde über ein Thema zu Henry James promoviert.

Brunetti findet immer den Täter und dessen Hintermänner, allerdings kommen diese meist ungeschoren davon, weil sie über ein weitreichendes Beziehungsgeflecht verfügen. Manchmal kann auch der Täter nicht bestraft werden, weil raffinierte juristische Winkelzüge ihn als unzurechnungsfähig hinstellen. Dabei ist die polizeilich verfolgte Tat häufig nur schmückender Rahmen für die Beschreibung der Stadt Venedig und ihrer Bewohner.

Donna Leon nimmt in ihre Romane aktuelle Themen auf, wie sie in den Zeitungen diskutiert werden: Bestechung in Behörden, Umweltskandale, Rauschgiftverkauf an Jugendliche, Umgang mit Asylbewerbern, Sextourismus oder sexueller Missbrauch von Kindern. Außerdem setzt sie sich kritisch mit der Art und Weise auseinander, wie sich Venedig zunehmend zum Nachteil der Einheimischen verändert, z. B. die Einkaufssituation.

Doch nun zum Buch. Wie schon oben berichtet, ist der Irak-Krieg (oder sollte man besser sagen: der Krieg im Irak?) der tagesaktuelle Aufhänger für den Roman. Ob und inwieweit es tatsächlich ein solches Attentat, wie im Roman beschrieben, gegeben hat, oder andere Geschehnisse in das Buch eingeflossen sind, sei einmal dahingestellt. Schaut man in die hiesige, als deutsche Tagespresse, klingen die im Buch beschriebenen Ereignisse allerdings glaubhaft.

Erwähnenswert ist auch, daß es hier einen Erpressungsversuch der Polizei (in Gestalt von Claudia Griffoni) durch einen schleimigen, zweifelhaften Anwalt sowie einen blutigen Raubüberfall auf einen Mitarbeiter aus dem Kriminallabor gibt.

Wie könnte ein Fazit dieser vorliegenden Buchbesprechung aussehen? Die Leon schreibt auf dem gewohnt hohen Niveau, das wir von ihr gewohnt sind. Das Buch ist gut lesbar und absolut empfehlenswert.

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