Brauerei-Museum in Dortmund
"Bier hat eine lange Tradition in Dortmund. Schon im Mittelalter erlebte das Brauwesen eine Blütezeit und machte das Bier der Freien Reichsstadt auch jenseits der Stadtmauern beliebt. 1293 verlieht König Adolf von Nassau in einem feierlichen Privileg der Stadt das Braurecht und verschaffte ihr damit eine über Jahrhunderte kräftig sprudelnde Einnahmequelle.
Allerdings entwickelte sich Dortmund erst im Zuge der Industrialisierung zu einer weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Bierstadt. Um 1845 führten Heinrich Wenker und Wilhelm Overbeck die untergärige, `bairische´ Braumethode in der Stadt ein. Ein erstaunlicher Aufschwung begann. An der Wende zum 20. Jahrhundert war Dortmund die Braumetropole Westdeutschlands. Knapp 30 Brauereien arbeiteten in der Stadt von Kohle und Stahl. Unter ihnen zählte ein gutes Dutzend zu den Großbetrieben. Ihr Bier, das berühmte Dortmunder Helle, wurde nicht nur an Rhein und Ruhr oder in West- und Norddeutschland geschätzt. Dortmunder `Export´ fand seine Abnehmer bereits zu dieser Zeit in ganz Europa, sogar in Amerika, Afrika und Asien. Dortmunder Bier war zu einem Begriff geworden, der im Inland seit 1904 als Herkunftsbezeichnung und damit als Marke geschützt war. Bis 1913 stieg der Bierausstoß auf über 1,6 Millionen Hektoliter. Nur München und Berlin übertrafen zu dieser Zeit im Deutschen Reich die Dortmunder Bierproduktion.
Der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Krisenjahre ließen die Zahl der Braustätten schrumpfen. Die überlebenden Unternehmen wie die Dortmunder Union, Actien, Ritter, Hansa, Stifts, Kronen und Thier aber wuchsen weiter und die Bierproduktion stieg in den 20er Jahren kräftig. 1929 lag der Absatz bereits doppelt so hoch wie vor dem Ersten Weltkrieg.
Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs schien das Ende der Dortmunder Brauwirtschaft gekommen. Mit der Stadt waren auch die Braustätten zum großen Teil zerstört worden. Doch der Wiederaufbau gelang. Nach 1950 setzte eine Blütezeit ein, die selbst die guten Jahre der Weimarer Republik in den Schatten stellte. Mitte der 1960er Jahre stammte, statistisch gesehen, jedes zehnte in Westdeutschland und jedes fünfte im Ausland getrunkene deutsche Bier aus der Westfalenmetropole. Vier der sechs Hektoliter-Millionäre unter den deutschen Brauereien waren in Dortmund ansässig. Dies waren die Dortmunder Union-Brauerei, die größte Brauerei der Bundesrepublik, die Actien-Brauerei und die Ritter-Brauerei sowie die Kronen-Brauerei, die älteste Braustätte Westfalens und zugleich größte Privatbrauerei Deutschlands.
Seit den 1970er Jahren bestimmten in Dortmund wie in den anderen deutschen Brauhochburgen Unternehmenszusammenschlüsse und Übernahmen die Entwicklung. So gingen zunächst die Actien-Brauerei und die Hansa-Brauerei sowie die Union-Brauerei und die Ritter-Brauerei zusammen, später übernahm die Kronen-Brauerei die Stifts-Brauerei und Thier-Brauerei. Heute werden die traditionsreichen Dortmunder Biere in nur einer Braustätte hergestellt, an der Steigerstraße in der Dortmunder Actien-Brauerei.
Beim Betreten begrüßt ein Ensemble aus Dampfmaschine, Kältekompressor und Generator, aufgebaut am authentischen Ort im Maschinenhaus, den Besucher. Zugleich erhält der Besucher hier Informationen über die Geschichte der Dortmunder Brauereien und ihrer Standorte.
Daran anschließend bietet sich dem Bier-Liebhaber ein Panorama der Bierstadt Dortmund seit den 1950er Jahren. Themen sind zunächst Bierkonsum, Sport, Feiern, Werbung. An der Theke der Gaststätte erhält er zwar kein frisch gezapftes Bier, wird aber von Bierreklame-Spots aus den 1960er bis 1990er Jahre unterhalten.
Es folgen Export und Transport, repräsentiert durch einen LKW der Friedrich Krupp AG aus dem Jahre 1922, der lange Jahre in Diensten Der Dortmunder Union-Brauerei stand. Nach den Themen Flaschenbier und Faßabfüllung wird der Rundgang im Untergeschoß fortgesetzt, das überwiegend der Produktion, dem Bereich Rohstoffe und Brauen gewidmet ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Prozesse in Sudhaus, Labor, Böttcherei und Lagerkeller, bei Kühlung, Hefezucht und Gärung werden erklärt. Dokumentarfilme aus der Zeit um 1930 veranschaulichen den Brauprozeß. Im Kino läuft ein Film über die Dortmunder Braugeschichte zum Verweilen ein. Den Abschluß der Museumsausstellung bilden ein Blick in die Kriegszeiten und auf Dortmunder Bier und Brauerei im Mittelalter," stellt ein Faltblatt das Brauereimuseum Dortmund vor.
Es gibt nicht nur historische Maschinen und Auslieferungswagen zu sehen, die durch Lesetafeln ergänz werden. Ein Film zeigt, wie schon gesagt, die Geschichte der örtlichen Brauereien. Bierkrüge, historische Flaschen, Reklame (Schilder, großformatige Anzeigen u. ä.), Bierdeckel und vieles andere ergänzt die Ausstellung.
Das Brauereimuseum wurde ursprünglich 1981 eingerichtet, damals noch in den Kellerräumen der damaligen Kronen-Brauerei. Als die Dortmunder Actien-Brauerei die Kronen-Brauerei übernahm, schloß das Brauereimuseum erst einmal. Es wurde 2006 auf dem Geläne der Dortmunder Actien-Brauerei wiedereröffnet. Es ist in der Maschinenhalle untergebracht; diese Maschinenhalle grenzt an das Sudhaus, das 1912 vom Architekten und Ingenieur Emil Moog gebaut worden war.