Sicherheitskonzepte für digitale Fahrzeugfunktionen bieten Vorteile
Digitale Systeme auf dem Prüfstand
(TRD/MID) Moderne Fahrzeuge sind rollende Computer. Sie sind rundum vernetzt, können miteinander kommunizieren und schon bald ganz allleine fahren. Der Mensch ist dann nur noch Passagier. Doch die ausgeklügelte Technik hat auch ihre Tücken. Denn die hochgerüsteten und mitunter sehr sensiblen Systeme können ihren Geist aufgeben, weil Sensoren defekt sind oder Hacker das Kommando übernehmen. Da das während der Fahrt geschieht, ist das natürlich eine tödliche Gefahr. Was also tun?
„Wir brauchen ein Sicherheitskonzept für die digitalen Funktionen von modernen Fahrzeugen“, sagt Dr. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands (VdTÜV), anlässlich des „Sachverständigentags 2019“ in Berlin. Alle digitalen Fahrzeugsysteme sollten seiner Meinung nach wie analoge oder elektronische Komponenten bei der Hauptuntersuchung sowie bei der Zulassung neuer Modelle auf ihre Sicherheit und Funktionsfähigkeit geprüft werden.
Das sieht auch eine breite Mehrheit in der Bevölkerung so: Zwei von drei Bundesbürgern (67 Prozent) sind der Meinung, dass automatisierte Funktionen in Fahrzeugen Bestandteil der Hauptuntersuchung sein sollten. 28 Prozent halten das für nicht erforderlich, und fünf Prozent machen keine Angaben. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands ergeben.
Bisher sind digitale Sicherheitsprüfungen aber nicht möglich, weil die gesetzlichen Voraussetzungen fehlen. „Die Prüforganisationen müssen Zugang zu sicherheitskritischen Daten und der Software der Fahrzeuge bekommen. Nur so können sie Risiken nachvollziehbar bewerten“, sagt Michael Fübi. Und dafür sei ein erweiterter gesetzlicher Prüfauftrag dringend erforderlich.
Ähnlich beurteilt das DEKRA-Vorstandsmitglied Clemens Klinke: „Automatisierte Fahrfunktionen und andere sicherheitsrelevante elektronische Systeme können ihren Nutzen nur entfalten, wenn sie über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs hinweg zuverlässig funktionieren.“ Um das sicherzustellen, sei es unerlässlich, dass sie im Rahmen der Hauptuntersuchung geprüft würden. Seine Forderung: „Die Hauptuntersuchung muss ständig weiterentwickelt werden, damit sie der Fahrzeugtechnik angemessen ist.“ Hier geht es zu TRD Wissenschaft und Forschung
Gabelstapler mit vier Augen
(TRD/MID) Vier Augen sehen ja immer mehr als zwei. Diese Weisheit hat sich ein Hersteller zu eigen gemacht und führt das Multikamerasystem aus dem Pkw-Bereich in den Logistik-Markt ein. Und das könnte Personen- und Sachschäden reduzieren.
Allein in Deutschland werden jährlich rund 12.000 Unfälle gemeldet, an denen Gabelstapler beteiligt sind. „Die Augen des Fahrers können nicht überall gleichzeitig sein, das übernimmt jetzt das Multikamerasystem von Bosch“, sagt Andrew Allen, verantwortlich für den Bereich Commercial Vehicle und Off-Road bei Bosch. Das System wird auf der Messe LogiMAT zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Multikamerasystem ermöglicht über die Funktion des Sichtassistenten eine 360-Grad-Rundumsicht um das Offroadfahrzeug – auch bei sperrigem Transportgut. Dadurch soll auch im engen Raum Ladegut einfach aufgenommen und umgestellt werden können. Das System hilft laut Bosch, den Gabelstapler präzise zu manövrieren und die Entfernungen während der Fahrt besser einzuschätzen. Ziel dabei ist, Logistikaufgaben einfach, sicher und effizient auszuführen.
Das Multikamerasystem besteht aus einem Steuergerät sowie vier sehr kompakten Nahbereichskameras. Damit lässt sich eine Fläche von bis zu acht mal acht Metern einsehen. Die Kameras stammen ursprünglich aus dem Pkw-Bereich des Herstellers und sind an die speziellen Anforderungen für den Logistik-Markt angepasst.
Die Kameras sind nach vorne, hinten und jeweils zur Fahrzeugseite ausgerichtet. Mit einem Öffnungswinkel von fast 190 Grad, erfassen sie das komplette Fahrzeugumfeld. Der Fahrer sieht eine realistische Darstellung des eigenen Fahrzeugs als detailgetreues 3D-Modell auf einem Display. Bewegt sich das Fahrzeug, wird das Umfeld in Echtzeit abgebildet.
Mit dem Multikamerasystem lässt sich die Fahrspur sowohl aus der Vorder-, Rückansicht oder Draufsicht einblenden. Dazu erfasst das Steuergerät den Lenkwinkel, berechnet daraus die sich ergebende Fahrspur und zeigt sie auf dem Display an. Verändert sich der Lenkwinkel, wird die sich dadurch ergebende Fahrspur neu berechnet und entsprechend angezeigt.