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Im Vollzeit-Stromer unterwegs durch die Winterzeit

  • Auch dem Opel e-Corsa setzt Kälte im Winter zu, und die Reichweite kann um zehn bis 30 Prozent sinken.
  • Foto: © Solveig Grewe / mid / trd mobil
  • hochgeladen von Heinz Stanelle

An kalten Tagen im Elektroauto unterwegs

(TRD/MID) – In Sachen Elektrifizierung gibt Opel ordentlich Gummi. Bis Ende 2021 sollen insgesamt acht Modelle unter Strom stehen, um die künftigen Emissionsziele in Europa zu erfüllen. Seit fast einem Jahr rollt inzwischen das wichtigste Auto der Rüsselsheimer, der Corsa, auch als Vollzeit-Stromer durch das Land. Wie realistisch die vom Hersteller genannte Reichweite (bis zu 337 Kilometer nach WLTP-Norm) unter harten Winterbedingungen ist, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) jetzt ausprobiert.

Das Zusammensein mit einem Elektroauto ähnelt einer Ehe. Es gibt viele gute, daneben unspektakuläre, aber auch so manche schlechten Tage. In Kategorie eins gehört es, mit Lust und Laune die Spritzigkeit und Agilität des e-Corsa zu erfahren.

Wegen des tiefen Schwerpunktes, für den die Einbaulage der 50 kWh großen Batterie mit verantwortlich ist, liegt der Stromer wie das oft zitierte Brett auf der Straße. Kurven, Ampeln oder Überholen machen mit dem 100-kW-Elektromotor Spaß, sofern man nicht darauf achtet, was das für den Verbrauch bedeutet.

Auch in der Stadt sind die 260 Newtonmeter des E-Antriebs eine feine Sache und für das 4,06 Meter lange Auto und den stattlichen 1.530 Kilogramm Gewicht völlig ausreichend. Diese Kategorie zwei im Alltag trübt sich allerdings ein, wenn der Kleine abends an die Steckdose muss. Da erweist er sich als sehr wählerisch.

Die Haushaltssteckdose in der Garage passt ihm nicht, angeblich wegen unzureichender Absicherung. Also ab zu einer öffentlichen konventionellen Säule, wo der örtliche Versorger gleich zwei Euro kassiert, um die Säule freizugeben und dann stolze 39 Cent für jede abgerufene Kilowattstunde.

Dass dann vier Stunden Pause zum Auffüllen des Stromverbrauchs von 200 gefahrenen Kilometern veranschlagt werden, lässt Zweifel an der Alltagstauglichkeit aufkommen. Die sprießen bei Temperaturen wenig über Null und stehen für die schlechten Tage.

Winter, das lehrt der Testlauf, ist eine Jahreszeit, in der E-Autos und deren Nutzer wenig Spaß haben. Bei Kälte nimmt der Innenwiderstand der Batterie zu, wodurch weniger Energie entnommen werden kann. Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Innenraum, Scheiben und Akku müssen mit elektrischer Energie beheizt werden. Logische Folge: Die Reichweite sinkt – auch wenn man langsam fährt.

Keine guten Voraussetzungen für die Fahrt durch das Sauerland in das 330 Kilometer entfernte Rüsselsheim. Nach dem Druck auf den Startknopf sorgt eine für den Normalmodus angezeigte Reichweite von 300 Kilometer zunächst für ein beruhigendes Gefühl. Mit diesem Polster dürfte der Weg hin zu dem „nur“ 170 Kilometer entfernten Herborn mit der avisierten Schnelladestation zu schaffen sein.

Und Schau einer an, im Eco-Modus lässt sich die Reichweite sogar noch auf 314 Kilometer toppen. Dass der kleine Rüsselsheimer dann aber nicht nur seine Fahrleistungen knauserig abdämpft, sondern auch das Heizen einstellt, dämpft das Wohlgefühl empfindlich.

Höhenmeter um Höhenmeter sinkt die Außentemperatur, die Reichweite schrumpft kontinuierlich wie ein Eisblock auf dem Weg in ein tropisches Gewässer. Schnell wird klar, dass die bitter notwendige Auftauphase für die Füße nur im Normalmodus zu erreichen ist, was das ursprünglich geplante Ziel unerreichbar werden lässt.

Eine Alternative muss her – und zwar schnell. Zum Glück hilft das Navi beim Suchen und meldet gleich vier Lader im locker erreichbaren Freudenberg, deutlich vor Herborn. Ein kleines Bataillon Zapfsäulen wartet dort: CCS-Ladestationen mit 135 oder 50 kW, Chademo mit 50 kW und Typ 2 mit 43,6 kW.

Dann die Enttäuschung. Die erste Ladesäule lässt sich nicht freischalten. Die zweite leuchtet grün, hat also Strom, schaltet sich aber eigenmächtig ab, weil sie das Fahrzeug plötzlich nicht mehr kennen will. Schleichend gesellt sich zu dem Gefühl klammer Füße die finstere Ahnung, dass ein Abschleppunternehmen kompetenter für ein weiteres Fortkommen sorgen könnte.

Doch dann hat ein Neustart des Ladevorgangs an der zweiten Ladesäule endlich Erfolg. Eine halbe Stunde reicht dem Rüsselsheimer Stromer bis zur Aufladung von 80 Prozent. Die Planung des weiteren Verlaufs der Reise und der nächsten entgegen der ursprünglichen Planung unbedingt notwendigen zweiten Anlaufstation muss derweil Google-Maps übernehmen, da der Motor nun mal seine Pause hat. Aber auf schlechte Tage folgen immer auch wieder gute Tage.


TRD Vollversion des Beitrages

  • Auch dem Opel e-Corsa setzt Kälte im Winter zu, und die Reichweite kann um zehn bis 30 Prozent sinken.
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  • Der Ladevorgang lässt sich im Inneren mit einer gewissen Ungeduld gut überwachen.
  • Foto: © Solveig Grewe / mid / TRD mobil
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  • Der e-Corsa kann serienmäßig CCS. Binnen einer halben Stunde ist ein fast leerer Akku wieder bis zu 80 Prozent gefüllt.
  • Foto: © Motor-Informations-Dienst (mid) / TRD mobil
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  • Der Kofferraum des Stromers ist kleiner als der des Verbrenners und fasst 267 bis 1.042 Liter (Diesel und Benziner 309 bis 1.081 Liter).
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