Gleicher Motor in zwei völlig unterschiedlichen bayerischen Autos
(TRD/MID) Die erste Gemeinsamkeit zwischen dem neuen BMW-Coupe der 4er-Reihe und dem wuchtigen SUV X7 fällt sofort auf: Beide Modelle zeigen eine fast unanständig große Niere als Kühlergrill. Seit dem stufigen Kofferraumdeckel der 7er-Reihe anno 2001 hat kein anderes Design-Merkmal der Münchner mehr so heftige Diskussionen entfacht.
Über die Optik lässt sich bekanntlich streiten, nicht aber darüber, dass die Technik unter der Motorhaube einen selbstbewussten Auftritt durchaus rechtfertigt. Hier nämlich ist, bei entsprechender Wahl der Motorisierung, die zweite Gemeinsamkeit zu finden: der Reihen-Sechszylinder, der im M440i xDrive Coupe und dem X7 xDrive40i arbeitet. Wie kaum ein anderer Automobilhersteller hat BMW diesem überzeugenden, laufruhigen und leistungsstarken Motorkonzept die Treue gehalten; heute gilt der Dreiliter-Sechser als einer der besten Verbrennungsmotoren auf dem Markt.
Und das zu recht, wie die Spreizung zum Einsatz in den beiden völlig unterschiedlichen Modellen zeigt. Angereichert mit Turbo und 48-Volt-Mildhybrid-Technologie, zeigt dieses Aggregat das Potenzial von Benzinmotoren.
Zuerst mal zum M440i: Mit 374 PS und hecklastigem Allradantrieb gerät das neue Coupe zum begeisternden Sportwagen. Mit sonorem Sound legt der Sechser schon unter 2.000 Umdrehungen mit 500 Newtonmetern Drehmoment mächtig los – als süßer Vorgeschmack auf die Leistungsentfaltung oberhalb von 5.000 Umdrehungen.
Dann springt der Zweitürer vehement nach vorne und beweist, dass man für Freude am sportlichen Fahren keine 500 PS braucht. Dabei geht alles souverän und stilvoll vonstatten, und mit einer seidenweichen Laufruhe, wie sie eben sechs Zylindern in Reihe (und bestenfalls noch als Boxer) zu eigen ist.
Damit Drehmoment und Leistung auf dem Asphalt ankommen, setzt BMW mittlerweile – und vernünftigerweise – auf Allradantrieb. Aber Sportfahrer können unbesorgt sein: Die hecklastige Abstimmung ermöglicht das beliebte Lenken mit dem Gaspedal. Präzises zirkeln durch Kurven, Herausbeschleunigen aus engen Kehren – in diesem Coupe ein Genuss. Dazu muss nicht mal der Sportmodus aktiviert werden; schon im Normalzustand ist der 440 ein äußerst fahraktives Coupe.
Dazu trägt bei, dass die 4er-Reihe gegenüber der technisch verwandten 3er-Reihe kräftig modifiziert wurde, woraus unter anderem eine 57 Millimeter flachere (und steifere) Karosserie, ein um 21 Millimeter abgesenkter Schwerpunkt und eine um 23 Millimeter verbreiterte hintere Spur resultieren. Der Umstieg von diesem „Tiefflieger“ in den hochbauenden X7 ist durchaus eine Fitnessübung: Aus dem einen herausfalten, aufrichten, in den anderen hochklettern.
Der größte BMW gilt in den USA als „Full Size SUV“, dort also gar nicht mal als besonders wuchtiges Auto. Auf deutschen Straßen ist der 5,15 Meter lange, exakt zwei Meter breite und über 1,80 Meter hohe Siebensitzer schon ein automobiles Statement.
Wer drin sitzt, der weiß, welchen Nutzen er an der amerikanischen Art des automobilen Luxus hat: Üppig Raum auf allen Plätzen; überall helfen Motörchen dem gestressten Familienvater (beziehungsweise der US-typischen „Soccer Mom“); beispielsweise dabei, die hinteren Sitzreihen wegzuklappen und den Passagier- in einen großen Gepäckraum zu verwandeln. Eine Extraportion Komfort ist überall spürbar, etwa wenn die Sitzheizung eben nicht nur die Sitze, sondern auch die Armlehnen heizt.
Hierzulande dürfte der X7 vor allem als Diesel zu den Kunden rollen, was fast ein bisschen schade ist. Denn auch zu diesem Modell ist der Reihen-Sechser eine perfekte Ergänzung. 333 PS leistet er hier, auf dem Papier also deutlich weniger als im 440i; und auch das Drehmoment fällt mit 450 Newtonmetern etwas geringer aus. Dieser Maximalwert fällt allerdings schon deutlich früher an, nämlich bei 1.600 Touren – und bleibt bis 4.800 Umdrehungen stabil.
Allein das beweist schon den anderen Charakter gegenüber dem Coupe: Quasi aus dem Stand schiebt der X7 machtvoll an; bietet souveränen, entspannten Vortrieb in jeder Lebens- beziehungsweise Verkehrslage. Hier dient die Kraft nicht der Sportlichkeit, sondern dem Luxus.
Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Wenn es sein muss, etwa bei einem Überholmanöver, packt der Sechser auch im X7 heftig zu und kitzelt die Magen-Nerven. Das Fahrwerk meistert diese Anforderung an das über 2,4 Tonnen schwere Gefährt mit Bravour.
So hat der Dreiliter-Motor in jedem dieser beiden Modelle seine eigene, wenn auch jeweils andere Berechtigung. Sportlich im Coupe, komfortabel im SUV. Wobei es jeweils auch die andere Disziplin beherrscht: Denn der M440 transportiert eine kleine Familie ebenfalls recht entspannt über die Autobahn, auch im X7 40i kann Papi (oder Mami) es mal krachen lassen.