Audi A7 Sportback: Die knopflose Fahrmaschine
Im neuen Audi A7 Sportback zieht ein Bedienkonzept ein, das die Zahl der Bildschirme erhöht und die der Schalter und Knöpfe reduziert: radikal und nicht ohne Tücken. Den Ausgleich schaffen die hinreißende Optik, exzellente Fahreigenschaften und die geschickte Kombination aus Limousine und Coupé, die beim Sportler auch die praktische Seite nicht zu kurz kommen lässt.
(TRD/MID) Die Idee ist inzwischen zwar nicht mehr ganz neu, aber nach wie vor faszinierend: Man kreuze eine Limousine mit einem Coupé, um dann zu sehen, wessen Gene sich durchsetzen. Ist das optische Ergebnis so wie beim Audi A7 Sportback der zweiten Generation, dann hat das Beste aus den zwei Konzepten zueinander gefunden. Die Audi-Designer haben einen hinreißenden viertürigen Gran Tourismo auf die Räder gestellt, der sich vor keiner Schönheitskonkurrenz fürchten müsste. Hinzu kommt: Durch das Verlängern des Radstandes und das leichte Anheben der Dachlinie legen auch die praktischen Aspekte zu, mit rund zwei Zentimetern mehr Bein- und Kopffreiheit. Damit Optik und Praktikabilität nicht allein das Kundeninteresse anfachen müssen, haben auch die Techniker der bayerischen Premium-Marke noch einmal aufgerüstet und sich fleißig am A8 orientiert. Start frei für ersten Aufgalopp mit dem A7, zu dem Audi in das sommerliche Kapstadt bat.Bildercarousel und technische Daten
Die Qual der Wahl zwischen den beiden wuchtigeren Antriebsoptionen, die Audi zur Markteinführung Mitte März anbietet, fällt schwer: TFSI-Benziner mit 340 PS und 7-Gang S-tronic oder TDI-Diesel tiptronic mit 286 PS. Beide Triebwerke schöpfen ihre Kraft jeweils aus sechs Zylindern, der Dampf wird an alle vier Räder weitergereicht. Wir nehmen den Benziner, weil wir wissen wollen, welchen Charakter der A7 in der Kombination aus potentem Ottomotor und flink schaltendem Doppelkupplungsgetriebe entwickelt (der Diesel-Drehmomentriese mit 620 Nm ist dagegen mit einer Wandlerautomatik gekoppelt). Schnell wird klar: Wer spontane Reaktionen am Gaspedal schnell umgesetzt wissen will, ist mit dem Benziner gut beraten. Schließlich dreht der Ottomotor bei Bedarf zügig hoch und das Doppelkupplungsgetriebe wählt dazu blitzschnell die passenden Gänge aus.
Dieses Dynamikpaket wird mit einem exzellenten Fahrwerk garniert, dessen Luftfederung (plus 1.990 Euro) Straßenunebenheiten mit großer Würde wegbügelt – speziell die langen Wellen auf der Autobahn. Wer die härtere Gangart bevorzugt, kann das Dynamikfahrwerk auf „Knopfdruck“ – wir gehen auf diesen Begriff noch ein - auf die Sporteinstellung einjustieren. Aber was wäre ein perfekt abgestimmtes Fahrwerk, wenn die Lenkung dem Fahrer wenig Kontakt zur Straße bescheren würde? In dieser Disziplin hat Audi wirklich gute Arbeit geleistet, denn die feinfühlige Dynamiklenkung samt optionaler Hinterachslenkung (1.900 Euro) lässt keine Fragen zum Straßenzustand offen und unterstützt den Fahrer je nach Fahrweise in bewundernswerter Präzision.
Kommen wir nun zum Begriff „Knopfdruck“. Er ist falsch, denn im A7 gibt es so gut wie keine Knöpfe mehr. Der quirlige Wagen wird letztlich fast komplett über Bildschirme bedient. Hier liegen Fluch und Segen der Moderne dicht beieinander. Auf der Positivseite steht die logische Handhabung per Touchscreen, die zum Beispiel ein Verändern des Maßstabs auf der Navigationskarte per Wischen mit zwei Fingern spielend einfach macht. Negativ dagegen, dass der Fahrer beim Auswählen vieler Funktionen auf dem je nach Lichteinfall spiegelnden unteren Bildschirm genau mit den Fingern zielen muss. Hinzu kommt: Wird zum Beispiel der Punkt für die Fahrwerksbeeinflussung exakt angepeilt, kann eine Bodenwelle den Wunsch schnell zunichte machen, weil man dann eventuell beim Temperaturwähler landet. In diesem Fall mögen Knöpfe und Schalter, wie sie bei Audi früher üblich waren, die bessere Wahl sein. Zumindest bei häufig gebrauchten Funktionen wäre eine zusätzliche „Knopfleiste“ hilfreich. Bei der Audio-Lautstärke-Regelung verzichtet Audi schließlich auch nicht auf den gut zu treffenden Knopf auf der Mittelkonsole.
Das Paradoxon der A7-Bedienung wird besonders an der Spreizung zwischen Head-up-Display (1.390 Euro) und der Bildschirmbedienung deutlich: Die genial deutlichen Infos in der Windschutzscheibe ermöglichen dem Fahrer, dass er den Blick nicht von der Straße abwenden muss, um beispielsweise über Tempo und Navigation informiert zu sein. Aber leider muss er nun den tief liegenden Bedienbildschirm mit den Augen fixieren, um zu treffen. Mal sehen, wie die Kunden darauf reagieren. Eventuell liegt die Zukunft in einem dualen System, das beide Möglichkeiten offen lässt. BMW hat schließlich auch aus der ursprünglichen Überfrachtung seines iDrive-Systems gelernt und daraus ein meisterliches Bedienkonzept entwickelt.
Trotzdem: Der neue A7 Sportback bleibt eine gelungene Mischung aus sportlicher Fahrmaschine, eleganter Limousine und dynamischem Coupé. Weder der Fahrspaß noch die praktische Seite kommen zu kurz. Für den Vorgänger haben sich über 200.000 Käufer entschieden – beim fast knopflosen Nachfolger könnten es trotz der hohen Einstiegsschwelle von 67.800 Euro deutlich mehr werden.
Riecht irgendwie nach Markenwerbung. Ist doch kein Auto für Otto Normalo.
Denke nur an den Spritverbrauch bei über 300 PS.