Natur verstehen und schützen
Dr. Hermann-Klingler-Preis 2010 geht an den Naturschutzhof Nettetal
Das Votum fiel auf die Einrichtung am Niederrhein, weil dort über viele Jahre hinweg Engagement im Bereich Umweltbildung zusammen vorbildlich weiterentwickelt wurde. Wöchentliche Treffen der Kindergruppen für das Alter zwischen 6 und 10 Jahren, Aktionen und Einsätze der Jugendgruppe, erste Naturerkundungen mit Kleinkindern und ihren Eltern, Ferienprogramm oder Kooperationen mit Schulen und jahrelange Zusammenarbeit mit einer Bio-AG des Walter-Jaeger-Gymnasiums: Die Aktivitäten auf dem Naturschutzhof sind so vielfältig wie die Natur selbst.
Die Arbeit mit Kindern ist seit der Gründung im Jahre 1985 Teil und Konzept des Naturschutzhofes, der inmitten des Naturparks Schwalm-Nette gelegen zu Natur-Erkundungen mit allen Sinnen einlädt. Viele Gäste kehren regelmäßig an diesem Ort ein, der in der flachen Umgebung schon von weitem an seinem Wahrzeichen zu erkennen ist, dem Lebensturm mit viele Nisthilfen für Vögel, Insekten und Fledermäusen. Eine wiederkehrende und im besten Sinne nachhaltige Angelegenheit ist auch die Um-weltbildungsarbeit der Kindergruppen. „Schmetterlinge“, „Grashüpfer“ oder einfach „Waldgruppe“ nennen sie sich und lernen hier nicht nur viel über die Natur, sondern haben auch eine Menge Spaß dabei. Um mitzumachen, müssen keine großen Voraussetzungen erfüllt werden. „Interesse an Tieren und Pflanzen und Spaß an der Bewegung im Freien, das ist alles was die Kinder mitbringen sollten“, sagt Wiebke Esmann, Leiterin und Koordinatorin der Umweltbildung am Naturschutzhof Nettetal.
Bei den Treffen basteln die Grundschulkinder Tiermasken, zimmern Nistkästen und erforschen das Leben im Teich oder die Bewohner des Steingartens. Begleitet von den Jungendlichen des Freiwilligen Ökologischen Jahres machen sie Bewegungsspiele auf dem Hofgelände, säen und ernten Möhren, setzen Kartoffeln, besuchen einen benachbarten Bauernhof oder erkunden den De Wittsee. Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren kann es schon mal etwas handfester zur Sache gehen. Sei helfen bei Pflegeeinsätzen im Moor, bauen am Lehmhaus mit, schneiden Kopfbäume zurück, ernten Obst oder pflanzen neue Bäume. Natürlich unternehmen sie auch Exkursionen und gemeinsame Ausflüge. Bei den Familiengruppen kommen nicht nur die kleinen Kinder ab zwei Jahren auf ihre Kosten: Hier gehen Eltern oder Großeltern mit auf Entdeckungstour in Wald und Feld. „Besonders beeindruckt haben die Jury auch die vielfältigen Projektarbeiten der Bio-AG vom örtlichen Gymnasium, deren Ergebnisse in Form des Blindenbeetes oder eines Hochteiches den Besuchern des Naturschutzhofes auch in Zukunft noch erhalten bleiben“, sagt Jury-Vertreterin Dr. Marion Mittag.
„Die Kontinuität und Weiterentwicklung bestehender Angebote, die Gründung neuer Gruppen und die spielerischen Angebote für ganz kleine Kinder bis hin zu Jugendlichen sind wirklich vorbildlich und verdienen zu Recht unseren Jugendpreis“, betont der NABU-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck.
Die Aktivitäten auf dem Naturschutzhof sind ganz im Sinne von Dr. Hermann Klinglers, einem Naturschützer, dem ganz besonders das Engagement junger Menschen am Herzen lag. In seinem Andenken wird der mit 500 Euro dotierte Preis seit 1995 in jedem Jahr verliehen.
Das Preisgeld wurde schon investiert: Der Naturschutzhof in Nettetal hat ein kleines Gewächshaus gekauft, das im Kräutergarten Platz gefunden hat.