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Zeitreise im Mercedes-Benz 300 SEL 3.5

  • Ein besonderes Exemplar der S-Klasse der 1970er-Jahre war und ist der 300 SEL 3.5.
  • Foto: © wa/mid /trd mobil
  • hochgeladen von Heinz Stanelle

(TRD/MID) Anfang der 1970er Jahre galt die S-Klasse als standesgemäßes Fahrzeug für die Firmenleitung – und wenn es der Herr Direktor eilig hatte, drückte der Chauffeur auch mal beherzter aufs Gas. Die linke Spur war dann fest gebucht, während sich der opulente Chrombug über die längst nicht so wie heute verstopfte Autobahn schob. Ein besonderes Exemplar: Der 300 SEL 3.5 in der Langversion aus dem Jahre 1971, der kürzlich auf der Oldtimer-Rallye „2 000 Kilometer durch Deutschland“ sein High Society-Niveau beweisen konnte. 9 583 Einheiten sind von dem Sternenkreuzer verkauft worden; der Preis für den Benz startete damals bei 31 025 DM.

Noch heute wird das üppige Blechkleid der 1 740 Kilogramm schweren Luxuslimousine von einem 3,5 Liter großen V8-Motor mit 147 kW/200 PS angetrieben. Kleine Zwischenspurts sind jederzeit möglich, um modernen Landstraßenschleichern zu zeigen, was eine Harke ist. Ausstattungselemente wie die Luftfederung oder die Klimaanlage machen den SEL – damals wie heute – zu einem formidablen Reisewagen. Über die gesamte Bauzeit der Reihe W 108 von 1965 bis 1972 wurde stets eine W 109 genannte Langversion angeboten, deren um zehn Zentimeter gestreckter Radstand allein den Passagieren im Fond zugute gekommen ist. Entsprechend feudal sitzt es sich auf dem hinteren Ledersofa, während das Becker Grand Prix-Radio für Unterhaltung, die Viergang-Automatik für Fahrkomfort und vorn die schicken Ausstellfenster nebst elektrischen Fensterhebern für Frischluft sorgen.

Ihrer Zeit voraus war die Oberklasselimousine in Sachen Kraftstoff: Schon damals wurde eine Gasanlage eingebaut. Rund 15 Liter Autogas (LPG) reichen für 100 Kilometer, was knapp acht Litern Kraftstoff entspricht. Im reinen Benzinbetrieb gönnt sich der Benz allerdings stattliche 15 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer, was angesichts der Leistung für damalige Verhältnisse nicht zu viel war.

Das Fahrvergnügen im einstigen Direktorenwagen ist bis heute etwas Besonderes: Stark genug motorisiert, um mühelos im Verkehr mitzuschwimmen, sind die Insassen umgeben von einer Aura des Respekts, die schon durch die Abmessungen von fünf Metern Länge und 1,81 Metern Breite hervorgerufen wird. Indes hat es der SEL schon lange nicht mehr nötig, die linke Spur für sich zu beanspruchen. Im Sternenkreuzer verfolgen die Insassen das heutige Spektakel der hochmotorisierten Kleinwagen amüsiert und freuen sich darauf, genüsslich im Standgas bei Freunden oder einem Café vorzufahren. Und wenn sich die Sonne dann im polierten Holz des Armaturenbretts spiegelt – das seinen Namen wahrlich noch verdient – und der V8 lässig vor sich hin blubbert, dann wird jedem klar, dass er es hier mit einem Auto aus einer anderen Zeit zu tun hat, das regelrecht zu einer Zeitreise einlädt.

Technische Daten und weitere Fotos gibt es in der verlinkten Beitragsversion

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1 Kommentar

-- ja ein echter Oldtimer ….

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