Bayerische Crosslaufmeisterschaften - Viel Freude am holprigen Querfeldeinlaufen
Bericht von Günther Stauch
Die Läufer waren´s bestimmt nicht: Deutlich sichtbare Löcher auf der großen grünen Wiese nahe der Riedblickhalle stammten von einer Schwarzwildherde, die bei der Futtersuche dort durchgezogen war. Mit Mutter Erde gingen die fast 500 Athleten, die am gestrigen Sonntag bei den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften in Buttenwiesen bis zu acht Runden drehten, allerdings pfleglicher um. Zwar hinterließen Spikes und Riesennoppen der Cross-Spezialschuhe ebenfalls markante Spuren auf dem herrlich schneefreien Boden. Doch ein rund 40-köpfiges engagiertes Organisations-Team um den Abteilungsleiter Werner Friedel setzte alles daran, dass die Großveranstaltung in geordneter Weise ablief.
Insgesamt bot die Leichtathletikgemeinschaft Zusam , die schon zum fünften Mal in ihrer Geschichte die „Bayerischen“ in unsere Gegend holte, Crosserlebnis pur: eine wohl ausgesuchte, bestens markierte Strecke mit einem nicht zu durchmischten Untergrund. Nur an wenigen Stellen sackte man richtig ein. Wie etwa Christiane Danner (LG Telis Finanz Regensburg), die in der Frauen-Hauptklasse über 5600 Meter gewann. Voll des Lobes für die Gastgeber erinnerte die hübsche Sportlerin erschöpft an schlimme Verhältnisse wie etwa in Belgien, als „ich bis fast zum Knie im Dreck gesteckt habe.“ Nicht nur ihr bot die gekonnt ausgewählte Mischung von sanften lang gezogenen Passagen und steilen kurzen Aufstiegen viel Abwechslung. Die insgesamt 1100 Meter waren jedenfalls gut angelegt. Fast jeder Schritt, den die jungen wie die alten Athleten dabei zurücklegten, war vom Publikum gut verfolgbar. So konnten die Zaungäste auch die spannenden Passagen hautnah miterleben.
Wie bestellt fiel zudem das Wetter aus: mal eher mild mit Sonne und großen blauen Flecken am ansonsten trüben Himmel, mal kühl und feucht mit einem lästigen Nordwestwind, leicht schaurig. Doch auch richtig grottenschlechte Witterung oder etwa eine drohende Schlammschlacht auf einem weniger gut präparierten Parcours hätten keinen der fast 500 beteiligten Sportler – unter ihnen ein 78-jähriger Senior – vom Start abhalten können. Wer Crossläufer kennt, weiß, dass sie – Männlein wie Weiblein – hart Knochen und wenig zimperlich sind. Kaum zu glauben: Das holprige Querfeldein-Laufen bereitet ihnen Riesenspaß. Nach dem Wintertraining und einer meist wettkampflosen Zeit stellt es eine Gelegenheit dar, die Form zu testen.
Dies war auch das Motiv von Carl Hierl vom LLC Marathon Regensburg, der mit seiner Startnummer 384 in der Altersklasse M45 gewann. Im Zieleinlauf präsentierte sich der große Blonde, als hätte er gerade einen Spaziergang hinter sich gebracht und nicht etwa 6700 Meter Cross. Multitalent Hierl, das sich auf Bahnen wie extremen Bergläufen zu Hause fühlt und pro Woche über 100 Kilometer trainiert, schwörte auf den Abstecher ins Feld: „Crosslaufen macht den Kopf fit und hart für größere Belastungen.“ Nicht zu vergessen seien aber auch Yoga sowie eine sinnvolle Ernährungsweise. Einen Härtetest der besonderen Art brachte ebenso Tobias Schreindl (LG Passau) hinter sich. Auf der kräftezehrenden und vielbeachteten Langstrecke über 8,9 Kilometer zog er einige Zeit in einer Vierergruppe mit. Dann legte der Niederbayer los und gewann die Disziplin.
Solches Siegen gehört bei dem gastgebenden Team um Werner Friedel längst zum Alltagsgeschäft. Allerdings räumten die Läufer aus dem Zusamtal diesmal so kräftig ab, dass selbst dem erfahrenen Sportsmann Friedel die Spucke wegblieb. Auf der äußerst attraktiven, weil sehr hart umkämpften Mittelstrecke der Männer und Junioren (3400 Meter) sammelten Tobias Gröbl, Maximilian Meingast und Lukas Steinheber insgesamt zehn Medaillen ein – so viel wie noch nie auf heimischem Boden. Darunter waren allein vier Meistertitel.