Natur! Aphoristisch (Goethe, Essay 1780) Teil III
Auch das Unnatürlichste ist Natur, auch die plumpste Philisterei hat etwas von ihrem Genie. Wer sie nicht allenthalben sieht, sieht sie nirgendwo recht.
Sie liebt sich selber und haftet ewig mit Augen und Herzen ohne Zahl an sich selbst. Sie hat sich auseinandergesetzt, um sich selbst zu genießen. Immer lässt sie neue Genießer erwachsen, unersättlich, sich mitzuteilen.
Sie freut sich an der Illusion. Wer diese in sich und andern zerstört, den straft sie als der strengste Tyrann. Wer ihr zutraulich folgt, den drückt sie wie ein Kind an ihr Herz.
Ihre Kinder sind ohne Zahl. Keinem ist sie überall karg, aber sie hat ihre Lieblinge, an die sie viel verschwendet und denen sie viel aufopfert. Ans Große hat sie ihren Schutz geknüpft.
Sie spritzt ihre Geschöpfe aus dem Nichts hervor und sagt ihnen nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen. Sie sollen nur laufen; die Bahn kennt sie.
Danke, Stephan und Otto :-)
Die Natur mit neuen Augen sehen, die Natur als ein Refugium zu erkennen, in dem der Mensch sich selber neu erleben und erkennen kann - darin sehen heute viele Menschen eine Aufgabe, ein Ziel, das sie auf je individuellen und verschiedenen Wegen zu erreichen suchen.
Naturvölker - so sagt man - haben noch (auf ihre Weise) sich einen solchen adäquaten Zugang bewahrt - wir, die wir als moderne Menschen leben, können eine für uns geeignete Zugangsweise uns erschließen: ein Anfang läge dann vielleicht auch darin, dass wir anfangen, zu suchen ... .