Oskar Lafontaine in Bäumenheim
Vielleicht beruht die enorme Popularität der Linken auch darauf, dass etablierte Parteien zu oft im politischen Alltag vergessen, dass keine geringere Aufgabe Staat und Gesellschaft in der Gegenwart zu bewältigen haben, als die politischen und gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft in Würde arbeiten und leben können.
Oskar Lafontaine in Bäumenheim
Foto: In Bäumenheims Schmutterhalle: Großes Medieninteresse an den kontrovers diskutierten Thesen der Linken. Oskar Lafontaine im Mittelpunkt.
Foto: Prominenter Besuch in Bäumenheim: Manfred Seel, Kreis- und Ortsvorsitzender der Linken, freute sich, Oskar Lafontaine, Vorsitzender der Linken, in Bäumenheim begrüßen zu dürfen.
In der Gaststätte Assos diskutierte Oskar Lafontaine mit Vertretern der Gewerkschaften und Betriebsräten. Anschließend sprach der prominente Linke in der Schmutterhalle: “Was kann eine Gemeinde zur sozialen Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft beitragen?” Oskar Lafontaines Argumentation vor seinen zahlreichen Zuhörern in der Schmutterhalle kulminierte in einer ebenso einfachen wie klaren Prämisse: “Eigentlich geht es um Artikel 1 des Grundgesetzes, es geht um die Würde des Menschen!”
Vielleicht beruht die enorme Popularität der Linken auch darauf, dass etablierte Parteien zu oft im politischen Alltag vergessen, dass keine geringere Aufgabe Staat und Gesellschaft in der Gegenwart zu bewältigen hat, als die politischen und gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft in Würde arbeiten und leben können.
“Lässt es sich etwa vereinbaren mit der Würde des Menschen, wenn Familien Monat für Monat sich sorgen müssen, wie sie das Notwendigste zum Leben aufbringen können?” Zweifellos bleibt die Linke im Brennpunkt des Medieninteresses: Stellt sie tatsächlich nur “populistische und realitätsferne” Thesen auf? Ist ihre politische Argumentation wirklich nur “populistische Demagogie”? Solche und andere extremen Vorwürfe sind gleichfalls sehr populär – Ignoranz jedoch dürfte k e i n authentisches Patentrezept darstellen, denn welcher jener Politiker, der diese Grundhaltung der Linken gegenüber propagiert, ignoriert Thesen, Argumentationen und Nachrichten über und von den Linken, wenn er diesen in den Medien begegnet?
Demokratie basiert wesenhaft auf Information und Aufklärung: Warum gelingt es so selten, sachlich und objektiv zu diskutieren, wenn es um die zukunftsweisenden Aufgaben der Politik der Gegenwart geht? Vielleicht wollen manche Politiker es nicht wahrhaben, dass grundlegende Reformarbeit auf Bundes- und Landesebene n o c h zu erfüllen ist – um die politischen Conditiones sine qua non zu schaffen, damit a l l e Menschen in unserer Gesellschaft in Würde arbeiten und leben können.
Ignoranz und Tabuisierung führen zweifellos nicht zu einer sachlichen Diskussion der großen Herausforderungen unserer Zeit. Wer grundsätzlich ignoriert, was im Kontext der politischen Diskussion mit den Linken vorgebracht wird, läuft Gefahr, nicht nur diese Partei, sondern auch Inhalte und Anliegen vieler Menschen zu verwerfen, die aus sozialer Wirklichkeit erwachsen sind.
In diesem Sinne kann die Wahlkampfveranstaltung der Linken in Bäumenheim gesehen werden: als eine Chance, sich politisch zu informieren, sich ein Bild zu machen, um selbstverantwortlich verstehen und beurteilen zu können, o b bzw. inwiefern die Linke konstruktiv etwas beizutragen hat.
Ein entsprechender Artikel erschien in der letzten Ausgabe der WochenZeitung Donauwörth (20. Februar 2008).-