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Herr Neudert stellt sich seinen journalistischen Nachfolgern

  • Der Arbeitsplatz des Donauwörther Oberbürgermeisters
  • hochgeladen von Maria Birkmeir

Marionette: Herr Neudert, Sie sind jetzt seit 2002 OB von Donauwörth. Könnten Sie uns in Kürze beschreiben, wie es dazu überhaupt kam?

Neudert: Mein Vorgänger ist über 30 Jahre im Amt gewesen, daher entstand im Jahre 2002 eine völlig neue Situation und damals waren dann auch sehr viele Namen im Gespräch. Nachdem ich schon einige Zeit im Stadtrat war und auch selbst in Donauwörth aufgewachsen bin, bin ich von vielen gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, mich um die Nachfolge zu bewerben. Immer schon war ich politisch interessiert und engagiert. Ich sah darin eine große Chance, wirklich etwas in Donauwörth bewirken zu können. Natürlich gab es Diskussionen darüber, ob man mir wirklich in so jungen Jahren dieses Amt übertragen sollte – ich war damals 37 und damit der zweitjüngste Oberbürgermeister in Bayern. Aber ich bin sehr froh, dass mir letztendlich diese Möglichkeit eröffnet worden ist, Donauwörth mit vielen gemeinsam weiterentwickeln zu können. Derjenige, der mich vorgeschlagen hat, war Georg Schmidt.

Marionette: Das passt wunderbar, nachdem dieses Thema gerade aktuell ist, wollten wir Sie ohnehin nach Georg Schmidt fragen. Er ist ja vor kurzem Fraktionsvorsitzender geworden - welche Beziehung haben Sie zu ihm, welche Rolle spielt er als Politiker für Donauwörth?

Neudert: Ich kenne Georg Schmidt schon seit über 25 Jahren als offenen, verlässlichen und hilfsbereiten Menschen. Bei ihm stimmen Wort und Tat überein, das ist sehr wichtig im politischen Bereich. Ich denke, er kann sich in dieser neuen Funktion auch weiterhin viel für Donauwörth und die Region einsetzen, denn als Fraktionsvorsitzender hat man einen guten Zugriff auf alle Informationen und auch schnell einen Überblick über verschiedene Themenbereiche, ob das jetzt Umweltschutz oder Straßenverkehr ist.

Marionette: Wir wollten Sie mal fragen, welche Themen eigentlich zur Zeit den Donauwörther Stadtrat beschäftigen, die auch für uns Jugendliche oder den einzelnen Donauwörther Bürger interessant sein könnten.

Neudert: Das ganz zentrale Anliegen ist für uns Donauwörth zukunftsorientiert zu gestalten, auch um jungen Menschen Chancen in der Stadt zu ermöglichen, damit sie auch langfristig dableiben können. Das heißt ganz konkret: Arbeit und Ausbildungsplätze erhalten und schaffen.
Die Gewerbe-Ansiedlung und Bestandpflege vorhandener betriebe geht in die richtige Richtung, wie man auch im Bereich der Südspange und in Riedlingen erkennen kann. Die Entwicklung des Helikopter-Technologie-Parks bedeutet auch eine Standortsicherung und Weiterentwicklung des größten Arbeitgebers der Region, der Firma Eurocopter. Insgesamt sind erfreulicherweise in den letzten fünf Jahren in der Stadt fast 1000 Arbeitsplätze mehr hinzubekommen.
Der zweite große Themenbereich ist Bildung und Kinderbetreuung. Das beginnt selbstverständlich in den Grundschulen, zum Beispiel die Erweiterung der Gebr. Röls Grundschule in Riedlingen und geht weiter mit der Hauptschule, in der wir derzeit die Praxisklasse unterstützen. Aber auch die Ausstattung muss verbessert werden, und, was ihr ja bestimmt mitbekommen habt, auch das Gymnasium ist durch Baumaßnahmen gefördert worden. Uns ist außerdem die Weiterbildung, also die VHS wichtig, damit unsere Stadt auch weiterhin als Bildungsstandort attraktiv bleibt. Im Spindeltal entsteht gegenwärtig ein Kinderhaus, in welchem im nächsten Jahr viele Kinder in einer Krippe und einem Hort unter qualifizierter pädagogischer Leitung betreut werden. Aber auch die Förderung der Weiterbildung ist ein besonderes Augenmerk der Stadtentwicklung.
Ein dritter bedeutender Themenkomplex, gerade auch für die nächsten Jahre, ist der Bereich Umwelt, Energie und Verehr.
Gegenwärtig wird ein Verkehrslenkungs- und Steuerungskonzept erarbeitet, welches eine Weiterentwicklung des Radverkehrs-netzes und Verbesserungen im Bereich des ÖNVP vorsieht.
Ich möchte an dieser Stelle einmal sagen, dass wir uns beworben haben und als eine von 15 Pilotgemeinde in Bayern ausgewählt worden sind für das Projekt „european energy award“.
Meine Handlungsmaxime: Global denken, lokal handeln.
Ein anderes Thema wäre das Projekt Soziale Stadt in der Parkstadt, Integration und die Weiterentwicklung der Stadtteile. Das hat uns vor allem letztes Jahr beschäftigt, ist aber auch dieses Jahr wieder aktuell, so sind wir in diesem Bereich an dem europäischen Wettbewerb „europan“ beteiligt.
Natürlich müssen wir uns auch weiterhin um den Bereich Veranstaltungen und Kultur kümmern.

Marionette: Sehr gut, das knüpft nämlich auch an unsere nächste Frage an. Wie sehen Sie eigentlich die Fortschritte bei der Integration von ausländschen Mitbürgern in Donauwörth?

Neudert: Nun ja, beim Thema Integration geht es ja nicht nur um Ausländer, sondern auch um ältere Leute, soziale Minderheiten und so weiter, und damit ist es ein zentrales Anliegen für jede Stadt. Wir haben hier in Donauwörth über 60 verschiedene Nationen. Die und Integration ist insgesamt gelungen und wird in der Parkstadt hinsichtlich der Aus- und Übersiedler besser.

Marionette: Was war bisher als OB die schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten?

Neudert: Das ist ganz klar eine bestimmte Entscheidung, die für mich ganz schwer war, nämlich das ehemalige Hotel Krebs. Dieses war ja dem Verfall überlassen worden, ziemlich heruntergekommen und Jahrzehnte ohne Nutzung und befand sich in der Insolvenzmasse einer Privatperson. Da stellte sich die Frage, ob dieses Gebäude immer mehr dem verfall überlassen werden sollte oder ob die Stadt es erwerben sollte – aber mit offener Zukunft. Ein Objekt ohne weitere Zukunft zu besitzen, ist schwierig, zumal noch kein Benutzer oder Investor da war. Die Gemeinde hat trotzdem auf meinen Vorschlag hin dieses Objekt erworben. Umso erfreulicher war es dann, als die zweite schwierige Entscheidung gefallen ist, dort ein Ärztezentrum einzurichten. Wir werden im Frühjahr 2009 dort ein Gesundheitszentrum, ein Fachärztezentrum eröffnen können.

Marionette: Nun, dann sind wir schon bei unserer letzten Frage angekommen: Welcher Aspekt bereitet Ihnen am meisten Spaß an Ihrer Arbeit, was ist für Sie das Beste an Ihrem Amt?

Neudert: Dass man mit den unterschiedlichsten Menschen unterschiedlichsten Alters zusammenarbeitet und gleichzeitig auch Projekte und Themen in einem guten Klima des Miteinanders umsetzen kann. Man arbeitet nach vorne orientiert und sieht das Ergebnis oft an kleinen Punkten: eine richtig angebrachte Bushaltestelle, die Flutung der Bleichwiese mit Wörnitzwasser, um im Winter eine Eisfläche zum Schlittschuhlaufen zu haben –
Ein kleine Idee wird umgesetzt und man kann ihre Auswirkungen konkret erleben, nicht nur auf dem Papier. Man kann an der Reaktion der Menschen spüren, ob es richtig war oder nicht!

Marionette: Gut, dann bedanken wir uns ganz herzlich bei Ihnen, Herr Neudert, für dieses tolle Interview und dafür, dass Sie sich so viel Zeit für uns genommen haben!

Dieses Interview wurde am 23.10.07 geführt und von der Redaktion leicht gekürzt. Es erscheint in der nächsten Ausgabe der Schülerzeitung marionette längerer Version.

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