Premiere auf der Freilichtbühne: Der Brandner Kaspar
Humoristisch-glanzvoller Auftakt zur Saison 2013 mit der bayerischen Komödie von Kurt Wilhelm
Es ist so natürlich wie Geboren-werden, so allgegenwärtig in der Natur wie im Menschenleben - und doch stillschweigend in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema: das Sterben. Das Sterben als Komödie? Ja, dieser bayerische Klassiker „Der Brandner Kaspar“ von Kurt Wilhelm nähert sich auf sehr gelungene Weise diesem ganz besonderen Furcht-Sujet, humoristisch ausbalancierend, im Spannungsfeld menschlicher Leidenschaften und Sichtweisen, ganz durch fassbare Metaphern, Bilder und Gleichnisse, so greifbar nah, dass sogar der Tod selber mitzecht und mitkartelt mit dem Sterblichen, sich - zumindest zeitweilig - überlisten lässt durch die Schlauheit.
Der Zuschauer kann gar nicht anders als herzhaft lachen über den allzu menschlichen, allzu schlauen und listigen Brandner Kaspar, der mit viel Kirschgeist beim Kartenspiel dem Tod selbst satte 18 Jahre abluchst, nachdem eigentlich in seinem 72 Lebensjahr seine Zeit gekommen wäre ... .
Brillant spielen alle, singen, musizieren und inszenieren diese von ihrer Thematik her gewiss nicht einfache Komödie, die in dem allgegenwärtigen Spannungsfeld sinnlicher Lebenslust und schleichender Todesfurcht eine federleichte, manchmal einfach nur urkomische Balance erreicht, die es dem Zuschauer selbst überlässt, ob eher das schöne, illusionäre Spiel des Vergänglichen, das Komödiantenhafte oder aber das nicht minder starke Verlangen nach Leben und mehr Leben - scheinbar dem Tod zum Trotz - fokussiert wird.
Spielend leicht, kurzweilig, unterhaltsam und ausdrucksstark gelingt es dem engagierten Team um Regiesseur Wolfgang Schiffelholz eine durch und durch authentische und originelle Inszenierung, die beim Publikum voll und ganz angekommen ist.
Insgesamt ist so dem bisherigen Bühnenrepertoire des Theaters eine absolut sehenswerte Bereicherung hinzugefügt worden, die in dieser Saison neben „Peterchens Mondfahrt“ noch bis in den August aufgeführt werden wird.
Foto T: „Kennst mi net? Wir sind uns heut' scho begegnet ...“
Der Brandner Kaspar (links im Bild) hat einem merkwürdigen Gast die Tür zu seinem Haus geöffnet: Er heißt der Boanlkramer im Bayerischen und hat sonst viele Namen in allen Sprachen dieser Welt. Exzellent und beide zutiefst authentisch spielen Jürgen Lechner und Jürgen Melan ihre Rollen.
Foto T4: Abendstimmung auf der Freilichtbühne am Mangoldfelsen: Der Brandner feiert seinen Geburtstag.
Foto T1: Eine überaus eindrucksvolle musikalische Introduktion durch die Donauwörther Jagdhornbläser führte das Publikum langsam und ausdrucksstark in die erste Szene des Stücks, in der der Brandner auf der Treibjagd durch einen Streifschuss verletzt wird.