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Eine Hommage an die "musizierenden Herolde" Nördlingens

MENSCHEN EINER STADT
Interview mit Georg Winkler, Stadtkapellmeister und Leiter der Knabenkapelle Nördlingen

“Musizierende Herolde” der herrlichen alten Reichsstadt an der Romantischen Straße werden sie genannt, die jungen Musikanten der Knabenkapelle Nördlingen, die nicht nur zu zentralen und festlichen Anlässen der Stadt, sondern auch seit ihrer Gründung 1924 auf Konzerten national und international von Japan bis Kanada gespielt haben.
Wolfgang Leitner sprach für die WZ mit ihrem Dirigenten und Leiter, dem Stadtkapellmeister Georg Winkler, über Bedeutung und Wirken der Knabenkapelle, zu der aktuell ein Großes Blasorchester mit 67, ein Trommlerkorps mit 55 und ein Vorstufenorchester mit 25 jungen Musikanten gehören.

WZ: “Herr Winkler, die Knabenkapelle Nördlingen gehört zur Stadt wie ihr berühmter Daniel von St. Georg oder das Stabenfest; wann immer festliche Events anstehen, tragen Sie mit Ihren jungen Musikern in prachtvollen Uniformen zur musikalischen Gestaltung bei. Wie sieht Ihr persönlicher Weg zu diesem Traumberuf Musiker aus?”

Georg Winkler [G. W.]: “Meinen ersten Musikunterricht erhielt ich von meinem Vater und zwar auf einer Es-Klarinette, mit 15 Jahren kam ich zur Stadtkapelle Gundelfingen, wo ich im Blasorchester spielte. Darüber hinaus unterrichtete mich der Dirigent Hermann Burger. Als ich zur Bundeswehr kam, begann meine professionelle Laufbahn 1972 nach einer Aufnahmeprüfung. Im Ausbildungsmusikkorps Hilden (bei Düsseldorf), dann zum Heeresmusikkorps 11 nach Bremen für zwei Jahre, kehrte anschließend an die Musikhochschule, Robert Schumann Hochschule nach Düsseldorf zurück, wo ich studierte und später mein Musiklehrer-Examen machte. 1982 als mein Vorgänger Friedrich Walter in den Ruhestand ging, übernahm ich die Knabenkapelle.”

WZ: “ ... die eine lange Tradition in Nördlingen schon hat?”

G. W.: “Seit 1924! Ihre Entstehung verdankt sie dem musikbegeisterten Bürgermeister Dr. Otto Mainer und einem gewissen Oskar Mayer, einem nach Amerika ausgewanderten Metzgermeister, der 500 Dollar der Stadt damals spendete. Instrumente und Uniformen, den Stadtsoldaten aus dem 17. Jahrhundert nachempfunden, wurden gekauft. 1990 flogen wir in die USA, nämlich nach Chicago, wo eben jener Oskar Mayer ein riesiges Wurst-Imperium aufgebaut hat. Zu seinen Ehren, da wir doch letztlich unser Bestehen jenem besagten Unternehmer verdanken, spielten wir dort und Alt-OB Paul Kling legte auch einen Kranz an seinem Grab nieder. Und stellen Sie sich vor: Für die Jungs war das ein unvergessliches Erlebnis, die USA, Chicago - die große Welt!”

WZ: “Wenn ich mir vergegenwärtige, wo überall Sie bereits spielten: Die Musik führte Sie in die ganze Welt - eine beeindruckende Chronologie assoziiere ich da, heuer in Markham, Kanada, wohl auch Australien, Wagga-Wagga und Riom, Frankreich, in den Partnerstädten Nördlingens?”

G. W.: “Wir machen sehr viele Reisen, jedes Jahr, auch zu den Partnerstädten, 2007 Rom, eine Messe im Petersdom, großartig, zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt, heuer Markham, mit einer offiziellen Delegation, an ihrer Spitze Oberbürgermeister Hermann Faul, wir spielten auf einer internationalen Messe, unbeschreiblich wie Menschen unterschiedlichster Kulturen, Inder, Afrikaner, Chinesen, Europäer und Amerikaner, wir spielten Blasmusik, Märsche, deutsches Volksliedgut, heute auch bei uns schon fast vergessene Stücke, der Saal war brechend voll, gigantisch, stellen Sie sich vor, der Funken sprang sofort über, das Publikum stand auf, tanzte mit - was für eine Resonanz. Unsere CDs gingen uns dann aus - so groß war die Nachfrage ... .”

WZ: “Fantastisch! Nehmen wir an, da ist ein musikbegeistertes Kind, vielleicht Gymnasiast, der gerne zu Ihnen in die Kapelle kommen möchte: Wie sieht das Procedere dann aus? Es gibt wohl etwas wie eine Bewerbung, Aufnahmeprüfung o. ä.?”

G. W.: “Jetzt am vergangenen Montag hatten wir 18 Jugendliche, die neu in die Kapelle aufgenommen wurden, in der Regel so zwischen 8 und 9 Jahren, zuerst lernen sie kleine Trommel, die Kinder bekommen ein Gefühl für Rhythmus, lernen spielen u n d marschieren, das ist nicht ganz einfach, dauert so ein halbes Jahr, dann ein halbes Jahr Theorie, da werden auch alle Instrumente vorgestellt, die wir im Orchester brauchen, dann kommt der Instrumentalunterricht. Alle unsere Musiklehrer haben diesen Weg absolviert, sind exzellente Pädagogen, Armin Schneider, Karsten Sell, Christoph Keßler, Leiter der Stadtkapelle, und Michael Fischer. Die Kinder kommen zweimal in der Woche zu uns hierher, für Einzelunterricht und Marschprobe, nach zwei Jahren und entsprechender Praxis kommt das Vorstufenorchester, nach weiteren zwei Jahren folgt das Große Blasorchester. Mit 19 oder 20 geht dann mancher in die Stadtkapelle. Weiterhin gibt es bei uns die Ensembles, die gleichfalls an Bedeutung gewonnen haben, sie spielen bei Preisverleihung und auch anderen festlich-öffentlichen Anlässen, da gehören Bodypercussion, Bläserquintette und -quartette, die übrigens auch auf einer Highschool (es war ein Musikgymnasium) mit gleichaltrigen Kanadiern dort zusammenspielten, da spürte man: ja, Musik ist international, spontan verstanden wir uns mit unseren kanadischen Freunden.”

WZ: “Und welchen schöneren Lohn kann es für den Musiker geben, als zu erleben, wie Musik Grenzen überwindet, Menschen unterschiedlichster sozialer oder nationaler, kultureller Herkunft zu verbinden, Musik als eine Sprache, die jeder versteht, jeden ansprechen kann.”

G. W.: “Auch an Japan erinnere ich mich, wie gastfreundlich wir empfangen wurden, unsere Gastgeberfamilien darum wetteiferten, dass jeder bei sich in seinem Haus einen Musiker aus unsere Kapelle aufnehmen durfte. Einfach herrlich! Das sind unvergleichliche Erlebnisse, ein wirklicher Lohn für viel Fleiß, Disziplin und Arbeit. [ ... ]
So ist Musik oft wie das tägliche Leben: Wenn jemand ein Solo spielt, geht es darum, seinen Part zu betonen, als Einzelner sich zu behaupten, wenn wieder alle zusammenspielen, muss der Einzelne sich auch wieder unterordnen können, im Team spielen.”

WZ: “So möchte ich mich für dieses Gespräch bedanken, Herr Winkler, und Ihnen und Ihren Jungs weiterhin viel Erfolg und viel Freude mit der Musik wünschen!”

Foto: Georg Winkler, Stadtkapellmeister und Leiter der Knabenkapelle Nördlingen, in seinem Büro in der Spitalmühle Nördlingen.

[Leiste, hervorgehoben unter den Textblock:
Info und Kontakt:
Georg Winkler, Musikalische Leitung: Tel.: 0 90 81/27 18 17
Peter Schiele, Verwaltung: Tel.: 0 90 81/84-1 54 / E-mail: schiele@noerdlingen.de

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3 Kommentare

In der heute erscheinenden WZ Nördlingen ist dieses Interview zur Publikation vorgesehen.-

In einer Zeit, da nach wie vor musikalische Förderung an den regulären Schulen lediglich als Wunsch und Forderung einer Minimalpraxis folgt, erscheinen Beispiele wie die Knabenkapelle Nördlingens wesenhaft und zukunftsweisend.-

........und die Musik spielt dazu.

So eine Knabenkapelle ist schon was Besonderes. Nördlingen ist eine außergewöhnlich reizvolle Stadt.

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