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Donauwörth nach Bethlehem versetzt

Die Geschichte ist alt und oft erzählt. Ludwig Thoma gab ihr jedoch eine neue Dimension, ließ sie in den Facetten des Alltags erscheinen. Den langen und beschwerlichen Weg, auf dem Maria und Joseph in der Heiligen Nacht unterwegs sind, verlegte Thoma in die bayerische Landschaft, lässt die Menschen in ihrer Sprache sprechen, derb manchmal und doch auch wieder voll Herzensgüte.
Enrico de Paruta ist derzeit zum 15. Mal mit Ludwig Thomas Weihnachtslegende "Heilige Nacht" unterwegs. Station machte er auf Einladung von Stadtpfarrer Ottmar M. Kästle am vergangenen Freitag auch im Donauwörther Liebfrauenmünster. Die Zuhörer lauschten ergriffen den Worten und den zarten Klängen der Musik, vernahmen die Botschaft von der Geburt Jesu Christi und den Jubel im "Gloria in excelsis Deo."
Der Ruf dieser Weihnachtsgeschichte ist bereits Legende. Wo Paruta mit seinem kleinen Ensemble auftritt, strömen die Besucher in Scharen. Auch in Donauwörth füllte sich das Liebfrauenmünster schnell. So stimmte das Quartett der „Günztaler Alphornbläser“ aus Illerzell die Gäste mit ihren Klängen bereits vor Beginn immer wieder auf das Geschehen ein. Monsignore Ottmar M. Kästle begrüßte das Ensemble und freute sich, dass es möglich wurde, die „Heilige Nacht“ auch in Donauwörth darzubieten.
Enrico de Paruta kommt mit seinem bis ins Detail perfekt ausgewählten und abgestimmten kleinem Ensemble: Tenor Benjamin Grund bezauberte mit seinen Liedern und seiner Innigkeit, die er in seinen Gesang legte. Stefanie Hampel an der Harfe entlockte ihrem Instrument zarte Klänge, welches das Geschehen so richtig untermalten. Perry Schack ergänzte wirkungsvoll den musikalischen Part mit seiner Gitarre. Der 14-jährigen Lisa Hörl als Engelsstimme blieb es vorbehalten, das Lied "Stille Nacht" in seiner Urfassung zu singen. Sie tat es kindlich, unbefangen und mit großer Natürlichkeit. Davon blieb niemand unberührt im dämmrigen Kirchenraum des Liebfrauenmünsters.
Im Mittelpunkt stand jedoch Enrico de Paruta. Die Weihnachtslegende nach Ludwig Thoma, erzählt nach dem Lukas-Evangelium, ist aufgeteilt in sechs Kapitel. Mit Sprache und Gestik bringt Paruta die Menschen durch sein freies Erzählen zum Leben. Seinen gepflegten bayerischen Dialekt weiß er mit einer kleinen Kopfbewegung stimmlich zu nuancieren. So spricht er den sich um seine schwangere Frau treusorgenden Joseph, verwandelt sich in die hartherzigen Menschen, die Maria und Joseph, vom Gehen erschöpft, in der Kälte stehen lassen und die Türen zuschlagen. Aber Paruta verstand es auch, seinem schauspielerisches Können ein Quäntchen Humor einzustreuen, wenn er sich verbal in das zänkische Weib oder in den reichen Bauern verwandelte.
Zwischen den Szenen strahlte immer wieder glanzvolle Musik auf der Harfe und Gitarre auf. Hier wurde augenscheinlich, dass das kleine Ensemble nicht nur schmückendes Beiwerk ist. Das zarte Zupfen der Saiten und die schlichten und schönen Lieder erfüllten das Liebfrauenmünster. Der letzte Akkord des von Stefanie Hampel auf der Harfe gespielten Andachtsjodlers verklang und versiegte nach dem festlichen Glockengeläut vom Münsterturm in der Stille. Es ist wie ein Atemholen, bevor dann der Beifall das Gotteshaus erfüllte, der Enrico de Paruta und seinem perfekt ausgewählten Ensemble galt. Vielleicht aber auch dem Wunder, das sich vor über 2000 Jahren in Bethlehem ereignet hat.

  • Enrico de Paruta in der Szene der Base und Benjamin Grund
  • hochgeladen von Jürgen Tochtermann
  • Bild 4 / 7

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