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“Das Wolkenzimmer”: Irma Krauß stellte ihren Roman in der Stadtbibliothek Donauwörth vor

“Das Wolkenzimmer”: Irma Krauß stellte ihren Roman in der Stadtbibliothek Donauwörth vor

Zu einer wahren Marathon-Lesung, Präsentation und Diskussion hatte Evelyn Leippert-Kutzner, Leiterin der Donauwörther Stadtbibliothek, die 8. Klassen des Gymnasiums eingeladen, und eine etwas andere Geschichtsstunde sollte sie erwarten: Holocaust, das Inferno des Zweiten Weltkriegs, der Terror des Nazi-Regimes wie des Krieges - das ist substantieller Bestandteil des Curriculums.

“Geschichte erlernen durch Geschichten” - so könnte man das Motto des Vormittags in der Stadtbücherei benennen, das zu einem wirklichen Literaturerlebnis für Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums durch Irma Krauß, vielfach ausgezeichnete Jugendbuchautorin (u. a. 1998 mit dem Peter-Härtling-Preis), sich gestaltete, die ihren Roman “Das Wolkenzimmer” vorstellte.

“Brennenden Liebeskummer im Herzen, läuft Veronika auf einen Turm — mit der klaren Absicht, sich hinunterzustürzen. Zu springen gelingt ihr nicht, stattdessen stört sie den Türmer in seiner selbstgewählten Isolation dort oben in seinem Wolkenzimmer. Den Wächter des Turms umgibt ein Geheimnis, und auf den Spuren dieses Geheimnisses folgt ihm Veronika in die Geschichte, in eines der dunkelsten Kapitel deutscher Vergangenheit. Stück für Stück erfährt sie von dem jüdischen Jungen in der NS-Zeit und von seinem verzweifelten Versuch, im Versteck zu überleben.
Hier das Mädchen von heute, das sein Leben wegwerfen will – dort der Junge von damals, der sein Leben gerade noch retten konnte. Der Schauplatz: ein hoher, alter Turm.”

Geschichte bleibt für uns so lange abstrakt und fremd, auch wesenhaft ohne substantielle (da nicht innerlich apperzeptierte) Bedeutung, solange historische Ereignisse, wie eben hier der Holocaust, nicht durch konkrete Schicksale, Lebenswege, durch Erlebnisse realer Menschen erhellt werden.

In mehrfacher Hinsicht begegnen sich Fiktion und Wirklichkeit im Roman der Autorin, die, selbst aus der Pädagogik (für Grund- und Hauptschule) kommend, mit den Fragen, Problemen und auch der Neugier Jugendlicher im Hinblick auf die Holocaust-Katastrophe vertraut ist: Fiktiv ist die Geschichte der beiden Hauptfiguren - fiktiv, aber authentisch, da der Roman, so wie er Schicksale und Ereignisse schildert, selbst sehr wohl sich im Nazi-Terror abgespielt haben könnte; authentisch, da Irma Krauß subtil und psychologisch ebenso einfühlsam wie stimmig signifikante innere Konflikte darstellt, wie sie sich einerseits seelisch in den Überlebenden des Holocaust vielfach ereignet haben; andererseits kontrastiert sie eben diese mit ebenso existentiellen Konflikten eines Mädchens, das fest entschlossen ist, durch den Freitod ihren Bedrängnissen der Gegenwart zu entgehen.

Der jüdische Junge, der einer Deportation entkommt, flieht in den Turm (Nördlingens Daniel konkretisiert dieses Bild im Roman), und auch Veronika sucht in gewisser Weise Zuflucht im Turm: und dort begegnen sich Welten, Welten wie die Jugendlichen von heute, die sich mit der NS-Vergangenheit und dem Holocaust auseinandersetzen. Aus zwischenmenschlichen Begegnungen erwächst Verstehen und neue Zukunft: Beides aber wurzelt nicht zuletzt in einer realen Vergangenheit, die solange Gegenwart und Zukunft verdunkelt, zermürbt und zerstört, wie sie nicht durch inneres Erarbeiten und Erleben erhellt und verstanden wird.
Gelegenheit, Geschichte konkret und plastisch anhand einer fiktiven-authentischen Romangeschichte zu erarbeiten und zu diskutieren, fanden so letzte Woche Jugendliche, denen es ein gefühltes Anliegen war, zu verstehen und zu erfassen, was sonst dem Dunkel des Vergessens und Verdrängens anheimfiele.-

Irma Krauß, “Das Wolkenzimmer”, cbj Random House, 2007, 320 Seiten
14, 95 Euro. Altersempfehlung: ab 14.

Foto: Irma Krauß, die in Dillingen ihr Abitur machte, führte Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse des Donauwörther Gymnasiums durch ihren Roman “Das Wolkenzimmer” in die konkrete Problematik der NS-Zeit und des Holocaust ein.

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3 Kommentare

Ein entsprechender Artikel ist für die nächste Ausgabe der WZ (30. April 2008) vorgesehen.-

Habe hier das Gefühl dass die Schüler der Autorin sehr aufmerksam zuhören. Ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte und das aufgearbeitet in Romanform ist auch mal etwas anderes als der reine, manchmal stupide Geschichtsunterricht.

Gruß Max

Hallo Max,

Du sprichst mir ganz aus dem Herzen! Vor kurzem sprach in anderem Kontext jemand davon, aus der "Pauker-Schule" von gestern eine "Kreativ-Schule" für heute und morgen zu gestalten ... .

Grüße
Wolfgang

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