Bezaubernder Kammermusikabend in der Werner-Egk-Musikschule
Von Charly Chaplin über Carulli zu Schumanns Träumerei
Es ist jedes Mal eine erlesene Gelegenheit für alle Freunde der Musik, musikalisches Erleben authentisch und neu für sich zu entdecken, wenn die Werner-Egk-Musikschule zu einem kleinen Konzert einlädt. Nicht nur weil ein Kreis hochtalentierter junger Musiker und Musikerinnen dort als Lehrer oder Schüler tätig ist, nein, vor allem da bei jedem Einzelnen jene ansteckende, enthusiasmierende Liebe zur Musik aus Freude und Lust am Spielen unmittelbar und unverfälscht lebendig geblieben ist.
So auch im Kontext der Donauwörther Kulturtage letzten Sonntag zum Kammermusikabend im Festsaal der Musikschule.
Wie der Schulleiter Josef Basting in seiner Begrüßung zahlreicher Ehrengäste hervorhob (und Günter Egold in seiner Moderation durch den festlichen Abend en détail ausführte), sollte "Kammermusik" nicht zu eng gefasst werden.
Was für ein bravourös und souverän gespieltes Allegretto (Allan Street) von Jonas (Trompete) und Lukas Spanier (Klavier) gleich als Introduktion des durchweg vital-dynamischen Konzerts! Selbstbewusst und ausdruckstark ebenso wie bei ihrem Rondino (Bozidar Rudic) im weiteren Verlauf - ein wahres Vergnügen den beiden in ihrer Interpretation zuzuhören.
Mit dem 1. Satz der Arpeggione-Sonate (Franz Schubert) und Giulia Czerwenka (Bratsche) sowie Ruth Möbius (Klavier) ging esn dann weiter, eine Präsentation, ausführlich und variantenreich in einer motivlichen Fülle, die erst in einem weiteren Highlight des Abends, nämlich dem Hausmusik-Quintett, bestehend aus Maria Graf und Jochen Gericke (beide Zither), Hans Dauser (Gitarre), Heidrun Krech-Hemminger (Geige) und Josef Basting (Kontrabass) mit der Guggu-Polka, dem "Deutschen Tanz" (um 1800), später mit der Amalien-Polka und den Mühlviertler Arien ein gemütlich-heiteres, volkstümliches Pendant zu klassisch-stringenter Ausdruckskraft fand.
Und wie auch zuvor hörte man, als Johanna Wagner (Cello) und Ruth Möbius (Klavier) von Charlie Chaplin zuerst "O that Cello" und dann sein berühmtes "Limelight" darboten: "Ist das schön!" oder "einfach wunderbar" als leise Zwischenrufe im Publikum.
Und tatsächlich: Nicht nur technisch minuziös und makellos, sondern vor allem mit einem unfehlbaren Gefühl für das Wesentliche der Stücke wurde gespielt, mit dem Herzen gleichsam, das untrüglich das Schöne und Einmalige der Präsentationen illuminierte und zum Ausdruck brachte.
Das Notturno in C-Dur (Ferdinand Carulli) mit Klaus Radloff (Flöte), Heidrun Krech-Hemminger (Geige) und Torsten Preut (Gitarre) veranschaulichte ein mit Herzenslust vorgetragenes Spielen, das ansteckte und verdeutlichte, wieviel Musik doch geben kann - den Musizierenden ebenso wie dem Publikum, das eine reiche Vielfalt musikalischer Kleinode mit nach Hause nehmen konnte.
Kontrastierend dazu, aber keineswegs weniger ausdrucksvoll, sondern gleichsam das ganze Spektrum der sechs Bagatellen von Ludwig van Beethoven (Op. 126) ausführend, spielte Ruth Möbius, bevor sie mit der wohlvertrauten "Träumerei" (Robert Schumann) den Konzertabend ausklingen ließ. Davor noch wurden Rosen und je eine kleine Aufmerksamkeiten den Interpreten des Abends durch Josef Basting und Martina Rieger überreicht.
Reich beschenkt konnten sich auch die Zuhörer des Abends fühlen, die ein wohl ausbalanciertes Arrangement musikalischer Schätze mit nach Hause nehmen konnten.-
Foto T: Klaus Radloff, Torsten Preut und Heidrun Krech-Hemminger mit Ferdinand Carullis Notturno in C-Dur (von links).
Foto T1: Maria Graf, Heidrun Krech-Hemminger, Joachim Gericke, Hans Dauser und Josef Basting mit volkstümlicher Haus- und Stubenmusik auf dem Konzertabend (von links).
Foto T2: Giulia Czerwenka (links) und Ruth Möbius mit Franz Schuberts Arpeggione-Sonate.
In der heutigen Ausgabe der SonntagsZeitung Donauwörth ist dieser Artikel präsentiert, und auch in der DZ (Donauwörther Zeitung) wird er in Kürze veröffentlicht werden.-
Es ist das Besondere der Kunst, jeglicher Kunst, aber insbesondere auch der Musik, dass Kunst nicht beliebig reproduzierbar ist - sondern im Hier und Jetzt ihre volle und wahre Bedeutung allein entfalten kann.