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60 Jahre VHS Donauwörth

Zukunftsperspektiven durch Bildung und Fortbildung
Interview mit dem VHS-Leiter Konrad Böswald

Im Jubiläumsjahr der VHS Donauwörth erfüllt sich für viele ein lang gehegter Wunsch: Mit dem ersten Spatenstich im Spindeltal haben die Bauarbeiten für ein eigenständiges VHS Gebäude begonnen (die WZ berichtete). Nicht nur als adäquate Lösung für die seit langem als unbefriedigend empfundene Raumsituation der VHS, sondern auch mit Blick auf ihre zentrale Bedeutung als kommunale Einrichtung der Erwachsenenbildung (mit jährlich rund 20 000 Teilnehmern): Ob für Beruf, Hobby oder Freizeit - die VHS bietet heute ein ebenso weites Spektrum, wie sie auf die spezifischen Qualifikationen in vielen Berufen durch ihr Kursangebot eingeht.
Konrad Böswald, der seit 1975 als (damals ehren-, heute hauptamtlicher) Leiter die VHS führt, hat deren Entwicklung in Donauwörth nicht nur miterlebt, sondern über Jahrzehnte mitgestaltet. Wolfgang Leitner sprach mit ihm über Bildungsperspektiven durch die VHS Donauwörth.

WZ: “Keinen anderen Namen assoziiere ich so spontan mit der VHS wie Ihren: Können Sie sich, Herr Böswald, noch an Ihre Anfänge bei der VHS erinnern? Wie war es damals?”

Konrad Böswald [K. B.]: “10 Tage nach der Währungsreform 1948 wurde die VHS im Sitzungssaal des Rathauses Donauwörth von elf mutigen Männern gegründet. 1975, als ich ehrenamtlicher Leiter wurde, sah es noch so aus, dass die VHS eigentlich immer kurz davor stand, aufgelöst zu werden, denn stets zeigte sich damals die Finanzierung als Problem.
Da wurde ich vonseiten des Stadtrates angesprochen, wo denn mein “Lokalpatriotismus” bliebe: Wenn ich die VHS nicht übernehmen wolle - Rektor Heinrich Schröppel war schon über 80 - dann gäbe es wohl keine Alternative zu der Übernahme durch eine größere VHS in Schwaben.”

WZ: “Inzwischen ist der Bau eines eigenen VHS-Hauses im Spindeltal begonnen, die VHS als kommunale Bildungsinstitution hat auf hohem Niveau größte Beliebtheit und Attraktivität gewonnen, seit Jahren: Welche Ziele sehen Sie in der Gegenwart?”

K. B.: “Also für Frühjahr/Sommer 2010 ist die Fertigstellung geplant; ein eigenes Gebäude bedeutet nicht nur, dass dann ein modern ausgestattetes, infrastrukturell in die City eingebundenes Haus uns zur Verfügung steht, sondern ein solches VHS-Haus vermittelt eben ein Stück Identität auch, ähnlich wie Grund- und Hauptschulen in der Stadt, die weiterführenden Schulen, kongenial dazu auf dem Feld der Erwachsenenbildung wird die VHS zu einem Entwicklungs- und Bildungsträger, ein Kommunikations-, ein Bildungszentrum, eine Begegnungsstätte auch, ein Ort der Weiterbildung, natürlich ausgerichtet auf die spezifischen Zielsetzungen der VHS.

Auch als ein Integrationszentrum, ja sogar ein Lebensmittelpunkt mit einer vielfältigen Infrastruktur, einem Café, einem Haus des Kindes, und manches mehr wird hier im Spindeltal fokussiert, ein gewaltiger Fortschritt für die VHS, aber auch für die City. Angefangen haben wir mit rund zehn Dozenten, jetzt sind es 540! Ja, ständig erwachsen durch neue Tendenzen im Berufsleben und in der Arbeitswelt neue Herausforderungen - die VHS greift diese auf, geht auf die Erfordernisse und Anfragen ein ... .”

WZ: “Die VHS bleibt am Puls der Zeit - nicht zuletzt durch Ihr persönliches Engagement, ein Erfolg, der sich sehen lassen kann.”

K. B.: “Ja, es ist ein besonderes Erfolgserlebnis auch für mich! Die VHS verkauft ja auch etwas, aber dieses Produkt heißt “Bildung”, wir sorgen dafür, dass unser Klientel zufrieden sein kann mit Qualität und Niveau.”

WZ: “Sprachkurse werden durch die VHS angeboten, Europäische Sprachenzertifikate, jetzt auch in Russisch. Da gibt es wohl auch Deutsch als Fremdsprache für unsere Mitbürger mit Emigrationshintergrund?”

K. B.: “Nicht nur das! Auch der Einbürgerunstest kann in der VHS absolviert werden. Bekanntlich müssen von 33 Fragen mindestens 17 richtig beantwortet werden. Weiterhin können sich Einbürgerungswillige auch durch Kurse bei uns vorbereiten. Kriterien dafür erhalten wir vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).”

WZ: “Stichwort >Realistische Wende< in der VHS: Gerade in der Zeit Ihrer Anfänge als Leiter hier fällt eine Neuorientierung der VHS. Ohne allgemeinbildende Vorträge, gesellschaftliche Themenschwerpunkte zu vernachlässigen, entwickelte sich damals eine wichtiger Schwerpunkt heraus, der gerade heute eine - wenn nicht d i e - Stärke der VHS darstellt: Berufsorientierte Fortbildung. Ab 1976 erste EDV-Lehrgänge, seit 1980 REFA-Lehrgänge, Kurse zur Nachholung des Quali. 1981: Die IHK Schwaben erteilt der VHS Donauwörth die Lizenz für den bundeseinheitlichen Lehrgang zum Sekretärinnendiplom. Elektronik, Kommunikationstechnologien, Internet und PC, aber auch spezifische Kurse in CAD, CNC, SPS und Pneumatik, ebenso wie in Schweißtechniken. Computergestützte Produktionstechniken, computerisierte numerische Steuerung. In enger Kooperation mit der IHK sind Lehrgänge entstanden für Industrie, Technik, aber auch Verwaltung, Ökonomie.” K. B.: “Nicht zu vergessen unsere Kurse in Rhetorik, Kommunikation, Führungsmanagement: ja, das ist eigentlich ein Dauerbrenner, “Geschickt auftreten”, “Bewerbungsgespräch”, “Smalltalk”, “Kunst der Argumentation”, nicht zuletzt: “Wie präsentiere ich überzeugend?” Aktuelles Beispiel: Barack Obama! Sein Erfolg zeigt sich unter vielen Gesichtspunkten, auch denen der Kommunikation und Rhetorik. Denken Sie: als Außenseiter-Kandidat, als Schwarzer startet er, jetzt mit seinem sensationellen Erfolg, da steckt auch kommunikatives Können dahinter.” WZ: “Seit Mitte der 90er Jahre bis heute hat sich mehr und mehr der “Arbeitnehmer als Unternehmer”, weg vom schematischen Bildungskonsumenten hin zu einem selbständig sich orientierenden, auch auf dem Arbeitsmarkt selbstverantwortlich agierenden Angestellten und Arbeiter entwickelt, ein Modell, das wohl innerhalb eines globalisierten Marktes weiterhin Erfolg verspricht. Wie kann ich - flexibel und ein Leben lang - mich so weiterbilden, dass meine eigenen Qualifikationen, angefangen von sozialer und kommunikativer Kompetenz bis hin zu berufsspezifischen Erfordernissen und Fähigkeiten für den Arbeitgeber attraktiv sind? Wie kann ich eventuelle Defizite - sowohl bei grundlegenden wie auch spezifischen Kompetenzen - durch Fortbildung überwinden? Ihnen, Herr Böswald, wünsche ich gemeinsam mit ihrem Dozententeam weiterhin viel Erfolg und auch für die Zukunft eine glückliche Hand bei der Führung der VHS Donauwörth mit ihren Außenstellen! Vielen Dank für dieses Interview.” Foto: VHS-Leiter Konrad Böswald in seinem Büro im Stadtkommandantenhaus (Reichsstraße 32, 3. Stock): Von 1975 bis 1982 hat der engagierte Lehrer die Volkshochschule ehrenamtlich geleitet, seit 1982 ist er hauptamtlicher VHS-Leiter. Ein vielfältiges Bildungsspektrum, konkretisiert in Kursen, Seminaren und berufsfördernden Zertifikatslehrgängen wie auch allgemeinbildende Vorträge sowie Reisen und Fahrten, rund 1500 Veranstaltungen pro Jahr, bietet die Volkshochschule Donauwörth mit ihren Zweigstellen in Monheim, Wemding, Rain am Lech, Tapfheim, Bäumenheim und Kaisheim: Mehr denn je ist “lebenslanges Lernen”, Weiterbildung und Qualifikation, orientiert an einer rasch sich entwickelnden Arbeitswelt, zentrales Motto der VHS mit hoher Nachfrage aus nahezu a l l e n Berufsformen.-

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In der nächsten Ausgabe der WZ wird dieser Beitrag erscheinen.-

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