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Shakespeare ist eine Ikone - Ein Interview mit Schauspieler John Breslin

Als „Probeschauspieler“ und „Dialect Advisor“ arbeitete Breslin mit Hollywoodlegenden wie Gregory Peck, Peter Finch, Gordon Jackson und Peter O’Toole zusammen. Unser Redakteur Joachim Meyer unterhielt sich mit John Breslin über eine ungewöhnliche Fanfreundschaft, die Unterschiede zwischen Fernsehen und Theater, die Faszination von Shakespeares Dramen und die Ausstrahlung von Gregory Peck.

donauwörther: Mr. Breslin, im Jahr 2005 besuchten Sie die ehemalige freie Reichsstadt Donauwörth zum ersten Mal. Was gefällt Ihnen an dieser Stadt besonders gut?
John Breslin: Ich liebe die Mentalität der Leute hier, die mir gegenüber sehr nett und hilfsbereit sind. Außerdem schätze ich das romantische und historische Ambiente dieser Stadt sehr.
donauwörther: Wie kam der Kontakt zur Stadt zustande?
John Breslin: Das ist eine sehr witzige und ungewöhnliche Geschichte. Marco Schmidt aus Donauwörth schrieb mir einen netten, interessanten Fanbrief. Dieser Brief war sehr menschlich und ich antwortete ihm mit einem persönlichen Brief in Deutsch. Da ich eh plante, einen Urlaub am Gardasee zu verbringen, bot es sich geradezu an, auf dem Rückweg einen Stopp in Donauwörth einzulegen. So kam der Kontakt zustande.
donauwörther: Nach Ihrer Ausbildung in Glasgow besuchten Sie die “Royal Academy of Dramatic Arts” in London, eine der besten Schauspielschulen in ganz England. Wie schwierig war die Aufnahmeprüfung? Hatten Sie anfänglich Probleme oder war Ihr erster Versuch gleich ein Erfolg?
John Breslin (lacht): Ich hatte Glück. Das „Vorsprechen“ verlief sehr gut. Die Stücke von Marlowe und Shakespeare lagen mir einfach. Oh, übrigens: Ich machte meine Aufnahmeprüfung zusammen mit Schauspielerin Diane Cilento. Sie heiratete später Sean Connery.
donauwörther: Während Ihrer Karriere haben Sie eine Reihe von bekannten Film-, Theater-, und Fernsehstars wie Charles Laughton, Joan Collins, Peter Cushing, Gordon Jackson oder Peter O’Toole getroffen. Welcher Schauspieler hat Sie persönlich am meisten beeindruckt - unter einem „privaten“ und einem „beruflichen“ Gesichtspunkt?
John Breslin: Einen Namen haben Sie bei Ihrer Aufzählung vergessen: Gregory Peck. Er war sehr höflich, menschlich und frei von Starallüren. 1954 erhielt ich durch Zufall das Angebot zum ersten Mal als „Dialect Advisor“ für den „John Huston“-Film „Moby Dick - Der weiße Wal“ tätig zu sein. Ich war bei dieser Produktion auch Probeschauspieler: Bevor die „echten“ Dreharbeiten begannen, musste sich Gregory Peck die Rolle des „Captain Ahab“ psychologisch, inhaltlich und sprachlich erarbeiten. Über 8 Wochen arbeitete ich mit Peck intensiv am Text. Ich arbeitete auf die gleiche Art und Weise als Dialect Advisor mit Peter Finch, James MacArthur oder Peter O´Toole und ich habe sehr schöne Erinnerungen daran.
donauwörther: Wenn Sie die Arbeit beim Fernsehen bzw. Film mit dem Theaterspielen vergleichen: Welche gravierenden Unterschiede fallen Ihnen ein?
John Breslin: Fernsehen bzw. Film ist ein völlig anderes Medium. Es bewegt sich alles in wesentlich kleineren Rahmen, wenn man Filmrollen spielt. Der Ausdruck, die Gestik, die Mimik und selbst die Sprache ist zurückgenommener, man könnte auch sagen natürlicher. Auf der Theaterbühne muss alles etwas überhöht sein. Wenn Sie einen großen Raum haben, dann müssen Sie auf der Bühne so agieren, dass Ihnen auch noch die Leute in der 10. Reihe zuhören. Das Theaterspielen erfordert also eine ungleich höhere physische Präsenz. Damit hatte ich - aufgrund meiner physischen Konstitution - immer ein wenig Probleme.
donauwörther: Sie waren Mitglied der damals sehr bekannten englischen „Old Vic Theatre Group“, die meist klassische Stücke à la Shakespeare spielte. Was ist das Faszinierende an Shakespeares Stücken? Mögen Sie die gebrochenen Charaktere, die in seinen Dramen auftreten?
John Breslin: Diese Frage lässt sich ganz leicht beantworten: Ich liebe die Sprache Shakespeares. Er hat die englische Sprache in einer Art und Weise benutzt, die einzigartig war. Shakespeare ist eine britische Ikone.
donauwörther: Gibt es irgendeine Film-, Fernseh- oder Theaterrolle, bei der Sie sagen „Diese Rolle hätte ich gerne gespielt?”
John Breslin (lacht): Ganz klar: Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Schon als Kind hat mir dieser Charakter gefallen und ich habe damals meine jüngere Schwester des Öfteren als Dr. Jekyll überrascht und erschreckt.
donauwörther: In Donauwörth wurde der 1961 gedrehte Disney Film “Greyfriars Bobby” gezeigt. Es ist eine emotional sehr bewegende, wahre Geschichte, die sich um einen Hund dreht, der seinem Herrn über den Tod hinaus ewig treu bleibt. Was ist die Botschaft dieses Films?
John Breslin: Als Stichwörter würde ich Tierliebe, Toleranz und das Prinzip „Leben und leben lassen“ nennen, aber auch, dass die Liebe eines Hundes eine wahre und aufrichtige Liebe ist. Und dass ein Haustier ehrliche Liebe geben kann, aber auch unsere Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht.
donauwörther: Mr. Breslin, vielen Dank für dieses Gespräch.
John Breslin: Vielen Dank für ihr Interesse und Gastfreundlichkeit, es war mir ein sehr großes Vergnügen!

Interview: Joachim Meyer
Bilder: Joachim Meyer und Marco Schmidt

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