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Ruediger Dahlke - Wege aus einer kranken Gesellschaft. Vortragsabend im Donauwörther Tanzhaus

  • Im Interview mit Ruediger Dahlke Tanzhaus Donauwörth
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Wege aus einer kranken Gesellschaft?
Ruediger Dahlkes Vortragsabend im Donauwörther Tanzhaus

Nicht um spezifisch medizinische Fachthemen ging es in den beiden Vorträgen im Tanzhaus Donauwörth, zu denen Christian Möritz, Veranstalter des Abends und Initiator von cultus animi, den prominenten Autor und Arzt Ruediger Dahlke, als Referent eingeladen hatte, sondern um neue, alternative Sichtweisen zu zwei zentralen und ebenso aktuellen wie brisanten Themenkreisen: „Krankheit als Sprache der Seele“ und „Lebenskrisen als Entwicklungschancen“. So benannte der renommierte Psychotherapeut die vor einem interessierten, zuweilen amüsierten Publikum gehaltenen Vorträge, mit denen er augenscheinlich ziemlich präzise ins Schwarze traf.

Denn der bis zum letzten Platz gefüllte Saal des mehr als vierstündigen Vortragsabends (mit rege zu Einzelgesprächen genützten Pausen) verfolgte lebhaft, zuweilen spontan applaudierend die anschaulich und konkret ausgeführten Argumentationen und Darstellungen – vielfach durch signifikante Beispiele aus der psychotherapeutischen Praxis des Arztes belegt.

Zweifellos zeichnet sich Dahlkes Ganzheitliche Psychosomatik als therapeutischer Ansatz durch eine gegenüber der Schulmedizin veränderte Prämisse aus: die Symptomatik einer Krankheit wird als sinn- und inhalttragender Ausdruck der Seele eines Menschen verstanden, den es zu deuten gilt: was manifestiert sich durch die Krankheitssymptome? Was fehlt mir? bedeutet zugleich: was verursacht die Symptome, die auf eine Erkrankung hindeuten? Denn n u r die Symptome zu eliminieren, heißt noch lange nicht, g e s u n d zu werden. Zuerst muss verstanden werden, was das gesamte Krankheitsbild zum Ausdruck bringt. Daher wird dieses auch als „Sprache“ der Seele aufgefasst. Diese dem Laien fremde „Sprache“ muss der Therapeut kennen, kann jeder bis zu einem gewissen Grad auch selber erlernen. Dann erst ist Heilung möglich.

Es gibt immer mindestens drei Ebenen, auf denen sich Krankheit (wie Gesundheit selbstverständlich auch) quasi abspielt: die physische Ebene (auf der sich die Krankheitssymptome zeigen), die seelische und die Bewusstseinsebene (wo primäre Ursächlichkeit und Veränderbarkeit >Heilung< sich ereignen können). Als ein repräsentatives Beispiel schilderte Dahlke das Leiden einer Frau, die mit knallrot entzündeter Gesichtshaut zu ihm kam und ihn um Hilfe bat. In der Pubertät fing ihr Leiden an, sich zu artikulieren: das heranreifende Mädchen beklagte heftig, wie leicht sie erröte. Daraufhin bedeckte sie maskenähnlich ihr Gesicht tagtäglich mit einer Art Schminkpaste, die ihr Erröten über lange Zeit hinweg ihrer sozialen Umwelt verbarg: das Problem schien ihr gelöst. Nach Jahren entzündete sich jedoch ihre Gesichtshaut derart gravierend, was sie schließlich zu Dr. Dahlke führte. Im Laufe der Therapie erfuhr er, dass sie in einem streng religiösen christlichen Elternhaus aufgewachsen war, in dem Sexualität minuziös tabuisiert und als „Teufelszeug“ verdrängt worden war. Tatsächlich hatte die Frau – aufgrund einer solchen Erziehung – bis zu ihrem 30. Lebensjahr noch kein normal entwickeltes Sexualleben und keine aktive Geschlechtlichkeit. Es mag unorthodox und doch signifikant erscheinen, dass Dr. Dahlke in ihrer Psychotherapie auch zeitgleich aufmerksam zuhörte, wenn sie erzählte, was sie auf ihrer Suche nach einem Partner erlebte. Schließlich verliebte sie sich, und eine normale partnerschaftliche Beziehung entwickelte sich, während ihre Hauterkrankung sukzessiv zurückging.- Im zweiten Teil des Abends legte der Autor anschaulich dar, welche Chancen in Lebenskrisen stecken, entsprechend den typischen Zäsuren des menschlichen Lebenslaufes von Empfängnis über Geburt, Pubertät, Adoleszenz und Erwachsensein, Lebensmitte (mid-life-crisis) und Alter. Beispielsweise könne ein Mensch, der durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist, eine signifikante und ihm unbekannte Problematik in sich tragen, die ihn immer wieder in schwerwiegende Lebenskonflikte bringe. So könne die diesem Individuum fehlende Lebenserfahrung, unter Schmerzen und Anstrengung geboren worden zu sein, eine Einstellung begünstigen, so als ob ihm jeder Erfolg „zugetragen“, „serviert“ werden müsse – ohne eigenes Bemühen und Erstreben. „Uns steht nicht frei zu wachsen,“ erläuterte Dr. Dahlke. „Wir können uns nur entscheiden, w i e wir wachsen.“ Tumore, jegliche Krebserkrankung zeige ein ungeordnetes und regelloses Wachsen erkrankter Zellen – Wachsen auf der Körperebene, das auf ein unterbliebenes Wachsen der Seele hinweise, das Reifwerden des Menschen im innerlichen Seelenleben. Unterlassene Lebensaufgaben verschwinden nicht einfach: sie bleiben, bis die Lektion vom Ich gelernt und die Aufgabe erfüllt ist, die in einem Lebensabschnitt sich ihm stellt – je früher, desto besser; je später, desto schwieriger. Wie auch zuvor schon griff Dahlke Ideen und Theoreme des Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung (1875 - 1961) auf, der in seiner Analytischen Psychologie lehrte, wie im Mann neben dessen männlichen Seelenanteilen (Animus) auch latent weibliche supplementär existierten (Anima). Mit Erreichen der Lebensmitte müssten Männer wie Frauen je die komplementären Seelenpole (bei der Frau eben demgemäß den Animus) entwickeln. Geschehe dies nicht oder nicht adäquat, so käme es beispielsweise zur körperlichen Ausprägung dieser Geschlechtsmerkmale (Bartwuchs bei Frauen, Feminisierung des alternden männlichen Organismus). In Anbetracht solcher zuweilen bewusst provokativ vorgebrachter Sichtweisen wundert es eigentlich nicht, wenn viele in Dahlkes Ganzheitlicher Psychosomatik eine Fülle diskussionswürdiger Thesen finden. Insbesondere aber die immer wieder detailgenau anskizzierten Anschauungen einer psychosomatisch-ganzheitlichen Betrachtung des menschlichen Lebens schienen zu zünden: unter anhaltendem Applaus der zahlreichen Zuhörer beendete Ruediger Dahlke den Vortragsabend. Eine Verlosung (durch Sponsoren ausgesetzter Preise) und eine anschließende Fragenbeantwortung schloß den inhaltlich reichen Diskussionsabend, der wohl für viele aufmerksame Zuhörer zumindest Denkanstöße geboten haben mag.-

  • Im Interview mit Ruediger Dahlke Tanzhaus Donauwörth
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  • Dr. Ruediger Dahlke referierte vor einem engagiert teilnehmenden Publikum
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  • Christian Möritz (rechts), cultus animi, Veranstalter des Abends mit Ruediger Dahlke auf dem Podium
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2 Kommentare

Ein diesem Artikel zugrunde liegender Bericht erscheint voraussichtlich am Mittwoch, 20. September 2006, in der WochenZeitung Donau-Ries.

In Anbetracht des vierstündigen Doppelvortrags von Ruediger Dahlke kann dieser Beitrag selbstverständlich lediglich als Einführung und Anregung zu einer weitergehenden Auseinandersetzung mit der Ganzheitlichen Psychosomatik angesehen werden.

Gerne greife ich Fragen und Kommentare hier auf - und ergänze gegebenenfalls diese Darstellung.

Ein repräsentatives Beispiel, wie eine Darstellung auf den Kopf gestellt, verdreht und verzerrt werden kann, zeigt sich in dem Interview von Margot Weber mit Ruediger Dahlke, veröffentlicht in der Donauwörther Zeitung (Donnerstag, 7. September 2006, Seite 27). Die Journalistin, deren Interview mit Ruediger Dahlke ich persönlich mitverfolgen durfte, täuscht sich, wenn sie schreibt:

"Für Rüdiger Dahlke kommen alle Krankheiten aus dem Innern."

Tatsache ist, dass Dahlke gerade in dem Interview mit Margot Weber auch ein wichtiges Beispiel für Erkrankungen nennt, die n i c h t seelisch verursacht sind: typische Erkrankungen als Folgeerkrankung nach einer radioaktiven Kontaminierung des Organismus. Wer beispielsweise einer gesundheitsgefährdenden radioaktiven Strahlung ausgesetzt war und in der Folge an einem bösartigen Krebs erkrankt, darf die Ursache nicht in s e i n e r seelischen Konstitution suchen, sondern selbstverständlich in der äußeren Einwirkung der radioaktiven Strahlung. O b er jedoch erkrankt und in welchem Ausmaß, das hängt von seiner seelischen Befindlichkeit m i t ab. Ein disharmonisches Seelenleben fördert eine Krankheitsneigung; ein harmonisch-stabiles Seelenleben stärkt das natürliche Immunsystem des menschlichen Organismus und k a n n auch dann Krankheiten abwehren, wenn andere unter gleichen Bedingungen erkranken.-

Keineswegs also würde Ruediger Dahlke je behaupten können: "alle" Krankheiten seien seelisch verursacht - eine absurde Behauptung.

Gleich darauf meint die Journalistin, behaupten zu dürfen: "Eine Krankheit ist nur ein Symptom der Seele."

Auch diese kühne These ist missverständlich und f a l s c h. Dahlke legte sowohl in den Einzelinterviews wie auch in seinen Vorträgen dar, dass das Krankheitsbild und sämtliche Symptome einer Krankheit nicht die Krankheit s e l b s t seien, sondern eben nur ein Ausdruck für eine tieferliegende (seelisch-mentale) Diskrepanz und Disharmonie.

Dieser Unterschied ist bedeutsam: Wer nur Krankheitssymptome eliminiert, auslöscht (oder verdrängt), h e i l t nicht die zugrundeliegende Erkrankung - diese bleibt bestehen. Und diese verursachende Wurzel, die Krankheit, wird sich nach der Verdrängung entweder nach einer Zeit wieder auf dieselbe Weise oder auf andere Weise w i e d e r manifestieren.

Richtig hätte die Journalistin schreiben müssen:
>Die Symptome einer Krankheit sind nicht identisch mit der Erkrankung. Wer Symptome (auch noch so scheinbar gründlich), bekämpft, h e i l t die Erkrankung nicht.< Dieses Interview in der DZ kann als signifikantes Beispiel dafür gelten, dass Anschauungen scheinbar mühelos verdreht, verzerrt und entstellt werden können - ohne das prinzipielle Verständnis für die zum Ausdruck gebrachten Sinninhalte.-

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