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Neue Wege in der Altenpflege: Fachtagung im BRK-Zentrum Donauwörth

  • Anschaulich, konkret und doch auf das Wesentliche konzentriert in seinem Vortrag: Prof. Erwin Böhm
  • hochgeladen von Wolfgang Leitner

Neue Wege in der Altenpflege

Fachtagung im BRK-Zentrum Donauwörth:
Prof. Erwin Böhm führt in sein Psychobiografisches Pflegemodell ein

Mit dem international renommierten Prof. Erwin Böhm, dessen Psychobiografische Pflegetheorie ein stringentes, praxisorientiertes Pflegemodell vorstellt, das unmittelbar auf die zentralen Problemfelder in den Alten-, Pflege- und gerontopsychiatrischen Einrichtungen alltagstaugliche Lösungswege aufzeigt, lud das BRK-Zentrum (in Kooperation mit der in Donauwörth ansässigen Dr. Wolfbauer-Stiftung) eine Koryphäe auf dem Gebiet der Altenpflege ein. Aus dem ganzen Landkreis Donau-Ries folgte ein saalfüllendes Auditorium der Einladung des Roten Kreuzes.

Nach einigen kurzen, herzlichen Begrüßungsworten durch Erwin Rudolph, Kreisgeschäftsführer des BRK, und Klaus Langer, Direktor der Dr. Wolfbauer-Stiftung, die gezielt medizinische Wissenschaft und Forschung zu fördern sucht, ging das Wort an Prof. Erwin Böhm.

Ohne Umschweife wandte sich der eloquente, praxiserfahrene Fachexperte an sein aus den unterschiedlichen Bereichen des Pflege-, Betreuungs- und Sozialdienstes sich zusammensetzendes Publikum, das er mit seinem sympathisch-menschlich-nahen Wienerisch in kurzer Zeit in seinen Bann gezogen hatte. Nicht allein seine präzise skizzierende Ausführungen, die unmittelbar aus der Praxis schöpfte, nicht nur seine klare, auf das Wesentliche abzielende Beobachtungsgabe, sondern seine verständnisvolle, nachvollziehbare Argumentation, die direkt auf die zentralen Aufgaben und Alltagssituationen der AltenpflegerInnen einging, ließ alle bald erkennen: der Professor kennt meine Arbeit, kennt meine Probleme und zugleich die Probleme und das Leben der alten Menschen! Nicht graue Theorie ohne Praxiswert, sondern Modelle, Paradigmen und anwendbare Instrumente und Methoden vermittelte der konkret-anschaulich und symptomatisch-signifikant Sprechende, der keinen Zweifel darin ließ: er spricht aus langjähriger Erfahrung über erprobte und bewährte Techniken und Methoden, die hilfreich den Arbeits- bzw. Lebensalltag gestalten und Garant eines würdevollen Lebens in den Seniorenheimen sein können.

Denn nachdem endgültig die „Hotelfunktion“ dort aufgrund der wachsenden Zahl demenziell erkrankter alter Menschen als unzulänglich aufgegeben worden ist, bedarf es adäquater Umgangs- und Pflegeformen, die den Alzheimer-, Demenz- und sonstigen Erkrankungen und Einschränkungen älterer Menschen gerecht wird.

Ohne eine psychische Wiederbelebung als höchstes Ziel dieses Ansatzes kommt jeder Heimaufenthalt einer würdelosen Verwahrung alter Menschen gleich. Grundsätzlich kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn die pflegende Zuwendung auf einer konkreten, individuellen Kenntnis der einzelnen Biografie basiert: nicht nur die intellektuelle Dimension des jeweiligen Lebenslaufes, sondern eine die emotionalen (und umfassender noch „thymopsychischen“) Aspekte umfassende Erkenntnis ist notwendig.

Alte Menschen in der Regression, im Destruktionstrieb, in ihrem Sich-zurückziehen aus dem Leben erleben ihre Situation und ihre Umwelt anders als demenziell nicht Betroffene: Phasen aus den e r s t e n 25 Lebensjahren eines Klienten tauchen im Alter – zuweilen spontan, aber auch chronisch – wieder auf: warum ist Alfred Müller so aggressiv und abweisend, ja vielleicht sogar scheinbar bösartig zu Schwester Hildegard? Eine Laune? Vielleicht war es schon immer ein ewiger „Krantler“? Die Schwester weiß nicht: ihr Aussehen erinnert Alfred Müller an seine Tante Kathi, die, sooft sie kam, dem jungen Alfred immer bevormundend und bestrafend begegnet ist, die ihm die Schokolade von Tante Susi immer wieder weggenommen hat! Für Herrn Müller ist die Schwester eigentlich im wesentlichen die (noch immer ihn besuchende) „böse Tante“!

Verhaltens-, Beurteilungsweisen, lebenslange Gewohnheiten (Alfred Müller war ein Leben lang Bäcker mit entsprechenden Wach- und Schlafrhythmen) müssen aus einer psychothymischen (auf die emotionale, auf die „Stimmungs-“ Ebene zielende) Auseinandersetzung mit dem Klienten erst erkannt werden: dann kann durch eine dem Einzelnen angemessene Verhaltens- und Pflegeform
> eine Symptomlinderung weitgehend o h n e Psychopharmaka
> ein stärkeres Selbstwertgefühl
> eine bessere Pflegequalität
> eine Verminderung der Krankenstände
und nicht zuletzt eine deutliche erfüllendere Arbeitssituation des Pflegepersonals erzielt werden. Statt Siechtum und Dauersedierung, einem quasi-komatösen Dahinvegetieren altersgebrechlicher, demenzieller Heimbewohner öffnet sich für sie ein neuer würdevollerer Lebensabschnitt, der Lebensqualitäten zeigt.

Die von - ausser den vorgenannten – Angelika Schäfer, BRK-Heimleiterin, Anna-Maria Schmidl, Hauswirtschaftsleiterin, Markus Baumann, Pflegedienstleiter und vielen weiteren fleißigen Händen vorbereitete Fachtagung wurde – man kann es kaum anders wiedergeben – von allen Teilnehmenden begeistert aufgenommen. Die überaus glückliche Wahl Prof. Böhms als Referenten – so zeigten die Reaktionen – bereicherte und befriedigte alle, die mit einer Fülle praxistauglicher Anregungen zu ihren jeweiligen Arbeitsorten im Plege- und Sozialdienst des Landkreises zurückkehren konnten. Aufgezeigt wurde durch diese Tagung im BRK-Zentrum in Donauwörth ausserdem, dass Berufe im Pflegebereich hohe Verantwortung, eine große Portion kommunikativer, sozialer und fachlicher Qualifikation erfordern – eine Bereicherung unseres ganzen sozialen Lebens.-

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Dieser Artikel beruht auf einem Bericht in der WochenZeitung Donau-Ries, der am 5. Oktober 2006 veröffentlicht worden ist.

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