Menschen einer Stadt: Donauwörth als Kulturstadt - Interview mit Ulrike Steger
Menschen einer Stadt: Donauwörth als Kulturstadt
Interview mit Ulrike Steger, Leiterin der Touristik Donauwörth
Hätten Sie gewusst, dass in Donauwörth Tourismus eine nennenswerte Rolle spielt? EUROCOPTER, Käthe Kruse, eine idyllische Altstadt - ja, aber Tourismus? De facto zeichnet sich auch in der “bayerisch-schwäbischen Donauperle” (wie sie ganz offiziell attribuiert wird) jener bayernweit seit Jahren wachsende, kontinuierliche Trend ab, den jeder, der Donauwörth kennt, auch alltäglich während der Saison im Stadtbild erleben kann: seien es Reisebusse, die Gruppen knipsender, agil-interessierter Japan-Touristen in die City bringen, seien es Schwärme radelnder Touris, die auf dem Jakobsweg oder entlang der Romantischen Straße in Donauwörths Promenade am Mangoldfelsen halten, um - mit diversen Landkarten kämpfend - sich zu orientieren suchen - Donauwörth wächst nicht nur durch den vielzitierten Mittelstand und den florierenden Eurocopter-Konzern, sondern auch durch seinen kontinuierlich wachsenden Tourismus.
Wie Donauwörth als Stadt der Gastlichkeit dieses Phänomen erfährt, stand im Mittelpunkt des Gesprächs, das Wolfgang Leitner für die WZ mit Ulrike Steger, Leiterin der Touristik Donauwörth führte.-
WZ: “Frau Steger, können Sie sich noch an den Tag erinnern, als Sie im Tourismus der Stadt anfingen?”
Ulrike Steger [U. St.]: “Ja, sehr gut: damals leitete Josef Lechner die Touristik. Es war eine Zeit, da eine moderne Tourismus-Konzeption allmählich auf- und ausgebaut zu werden begann. Ursprünglich gehörte die Touristik noch zum Ordnungsamt, dann noch unter Dr. Alfred Böswald positionierte sich die Stadt touristisch, der Donau-Rad-Wanderweg wurde entwickelt, heute ist die Stadt in einem Netzwerk touristischer Organisationen, wie etwa “Romantische Straße”, “Schwäbisches Donautal”, “Via Claudia Augusta”, “Deutsche Donau” und last but not least: “Ferienland Donau-Ries”.
Damals ging es los mit Segmenten wie Radeln, Wandern, inzwischen auch Skaten, Angeln, Golfen, zentral natürlich Kultur - das Tourismus-Motto ist heuer “Kulturstadt Donauwörth”.
WZ: “Donauwörth ist touristisch also in ein Netzwerk thematischer Fremdenverkehrsorganisationen eingebunden. Was fasziniert Besucher? Was lockt sie her?”
U. St.: “Die Leute sind von der Liebenswürdigkeit, dem romantischen Flair dieser Stadt mit unzähligen historischen Sehenswürdigkeiten angetan. Insbesondere die Insel Ried besticht da seit fünf, sechs Jahren. Immer wieder höre ich, die Stadt ist so >herausgeputzt”, das Stadtbild so ansprechend. Manche sagen: das Fuggerhaus ist so schön; aber meist wirkt dieses architektonische Ensemble der Stadt am meisten.
Der Stadtentwicklung ist es gelungen, ein so beeindruckendes Flair in die historische City zu zaubern ...”
WZ: “Ohne wirklich gravierende >Bausünden<, wie sie andernorts ja durchaus bis heute in manchen Großstädten sichtbar und prägend sind ...” U. St.: “Ja, und sehen Sie, da gibt es auch einen anderen Aspekt noch: Donauwörth als Wohnort. Jemand frägt an, wie z. B. ein Ingenieur seiner Familie den bevorstehenden Umzug von München nach Donauwörth schmackhaft machen kann. 2006 erschien zum ersten Mal die 80seitige, illustrierte Hochglanz-Broschüre, die Donauwörth unter den Gesichtspunkten Tourismus, Wirtschaft und Kultur vorstellt, das Donauwörth-Journal, das eine sehr positive Resonanz erfahren hat und nicht nur die Stadt als attraktiven Wohn- und Lebensort präsentiert, sondern auch erste Eindrücke vermittelt, einführt und zentrale Charakteristika präsentiert.” WZ: “Natur erleben in Donauwörth - welche Rolle spielt die Natur im Tourismus bzw. allgemein im Freizeitverhalten?” U. St.: “Natur erleben - das ist ganz zentral. Aber nicht nur für den Tourismus: gleichzeitig rückte dadurch, dass die Stadt die Attraktivität der Natur durch Radeln, Wandern, Skaten für ihre Gäste vielgestaltig präsentiert, auch für die Menschen hier neu ins Bewusstsein. Da ist ein wirklicher Boom: Radausflüge, Wandern rund um Donauwörth. Da muss man lange suchen, bis man eine Stadt findet, die so vielfältige Facetten bietet.” WZ: “ ... seien es die Donauwörther Fischerstecher, ein fantastisch engagiertes Theater mit einer neuen Freilichtbühne ...” U. St.: “Gerade dieses gute Miteinander der vielen Vereine, des Historischen Vereins auch, Leute, die die Wanderwege ablaufen, um die Beschilderung zu kontrollieren, oder denken Sie an die Eröffnung der Tourismus-Saison, da alle zusammenwirken, oder Präsentationen auf der afa, der Landesgartenschau - alles dies wäre gar nicht möglich ohne das engagierte Miteinander a l l e r.” WZ: “ ... und eine Ulrike Steger, die sich mit ihrem Herzblut einbringt und immer wieder neue Ideen initiiert, die ankommen. Ich denke da an den letztjährigen Romantischen Weihnachtsmarkt mit ganz bezaubernden Lucien-Festzug der Kinder ...” U. St.: “ ... der für den Barbara-Tag ursprünglich geplant war und drei-, viermal wiederholt werden musste, da so viele Kinder mitmachen wollten!” WZ: “Da wurden kleine Häuschen gebastelt, aus Pappe, mit einem Teelicht, die Kinder trugen dann ihr Lichthaus ins Ried, Sie und ihre Mitarbeiterinnen erläuterten und erzählten, und nicht wenige Donauwörther waren entzückt von diesem Lichterzug der Kinder ... . Donauwörth - Tourismus und Kultur: was mir besonders auffällt, das ist eine wohl nicht leicht zu erreichende Authentizität der Ausstrahlung im kulturellen Leben - es gibt nicht etwa ein Donauwörth “für die Touris”, ein anderes für die Menschen der Stadt, es ist eine Ganzheit, die sich immer wieder auch neu erschließt, in allen ihren Aspekten und Facetten, auch für die Menschen hier und ihre Gäste gleichermaßen. Frau Steger, ich danke Ihnen für dieses interessante Gespräch.” Foto: Ulrike Steger, Leiterin der Touristik Donauwörth, die seit 2002 engagiert und ambitioniert einen modernen Tourismus für die Stadt auf Erfolgskurs bringt. Hier mit dem Mal- und Kinderbuch, das spielerisch die Kleinsten durch ihre Stadt führt, gemeinsam mit Claudia Stöckl konzipiert und gestaltet.
Dieses Interview aus der Serie "Menschen einer Stadt" ist für die nächste Ausgabe der WZ Donauwörth (2. April 2008) vorgesehen.-