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Kalter Cafe in Donauwörth - ein paar Gedanken

Ein Paradebeispiel für neue Infrastrukturen in der Donauwörther Einkaufswelt bildet die Konzentration von Geschäften im Gewerbegebiet Riedlingen. Neben den bekannten Größen am Markt haben sich Schnäppchenmärkte mit sinkender Qualität und fraglichem Nutzen angesiedelt. Es spricht nichts gegen Vielfalt, schließlich regelt die Nachfrage das Angebot, doch viele Bürger der Stadt, die nicht in der Lage sind mobil auf ein Fahrzeug zurückzugreifen, werden nie selbst in den Genuss kommen, da der öffentliche Personennahverkehr keine Verbindung zum Gewerbegebiet bereitstellt. Geschäfte kommen und gehen. So geben sich die Möbelmarktbetreiber regelmäßig die Klinke in die Hand und revidieren ihre Erfolgsaussichten nach kürzester Zeit gegen null. Gekommen sind sie mit reichlich Versprechungen, gegangen sind sie mit minderen Gewinnen und zurückbleibender Arbeitslosigkeit.
Nur eine Unterführung weiter, kaum 200m vom Shoppingkessel Riedlingen entfernt, gab es noch vor wenigen Wochen eine kleine Bäckerei, welche immer mit bester Qualität glänzte. Soweit bekannt musste der Besitzer schließen, weil jeder nur darauf bedacht war das schnelle Geld im Supermarkt loszuwerden. Schicksal? Mutig hier ein Reisebüro, welches sich anzunehmenderweise durchschlägt.
Sie meinen alles nur Zufall und nur ein Einzelfall? Keineswegs! Dank der Cityinitiative Donauwörth hat sich das Stadtbild an zahlreichen Wochenenden im Jahr positiv verändert. Reichlich Besucher finden sich an langen Samstagen und verkaufsoffenen Sonntagen in der Innenstadt ein. Eine gute Idee im Sinne der Sache "Unterstützung der Einzelhändler". Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft. Sozial geht es aber nicht immer zu, wie wir aus dem Beispiel "Easy Living Cafe" schließen können.
Wenn man sich heute der Pflegstraße folgend zur Reichstraße bewegt könnte man durchaus von aussterbenden Tendenzen sprechen. Gehen sie doch mal in sich und überlegen, welches Geschäft denn noch erfolgreich wirtschaftet oberhalb von Drogeriemarkt und Bayerischem Bankhaus? Mit Schließung eines der renomiertesten Buchhandelshäusern der Stadt, des EasyLiving Cafes im LEW, Abschaffung des jährlichen Weihnachtsmarktes um die Stadtpfarrkirche und der Winterpause im Eiscafe "Piazetta" weht ein eisig einsamer Wind im Oberhaus der Reichstraße. Die Atmosphäre wird momentan noch durch die Renovierungsarbeiten am Landratsamt unterstützt. Schön ist es grad nicht.
Wie, sie wussten noch nicht vor der erneuten (wiedereinmal) Schließung des EasyLiving Cafes? Laut sicherer Quelle hat das inzwischen sehr beliebte Mittagscafe womöglich nur noch wenige Tage geöffnet. Angeblich zieht es der Betreiber, die LEW, vor Wärmepumpen im Showroom aufzustellen. Ein herber Schlag für viele Mitarbeiter umliegender Firmen, die sich gern und regelmäßig im rauchfreien Cafe getroffen haben. Nachdem seinerzeit die Milchbar geschlossen hatte war dies noch eine der wenigen Rückzugsorte für die Mittagszeit ohne "Wirtshauscharakter" mit günstigen Preisen.
Weiter runter die Reichstraße sieht es nicht besser aus. Kaum ums Rathaus herum bietet sich die Baustelle um das ehemalige Hotel Krebs. Ein ehemals angesiedeltes Bekleidungshaus hat sich in ein neues Einkaufscenter begeben... langsam stirbt also auch dieser Teil.
Genau betrachtet ist die Situation sicher nicht bedenklich, aber die Stadt verliert an Charme. Kontraproduktiv, wenn man sich steigende Tourismuszahlen auf die Fahnen geschrieben hat. Bitte passt auf liebe Stadtplaner, dass zwar nicht alles beim alten bleibt, aber möglichst noch etwas vom alten übrig bleibt.
Ach ja: wegen einer Wärmepumpe im Schaufenster fährt sicher keiner gern in die Reichstraße. Nur eine Anregung und die Freiheit Gedanken freien Lauf zu lassen. Kommentare erwünscht!

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1 Kommentar

Ein wirklich mutiger und kritischer Beitrag, der nachdenklich stimmt - im positiven Sinn, denn Stadtentwicklung sollte uns alle anspornen, nachzudenken, sich vorzustellen, w i e sollte m e i n e Stadt aussehen? Wie k ö n n t e sie aussehen?

Fantasie ist kein Zeichen von Realitätsferne, sondern zeigt, dass jemand e i n e Quelle kreativer Kräfte ahnt oder kennt.

Dass das besagte Bekleidungshaus umgezogen ist, finde ich persönlich gut: es befindet sich jetzt im sog. Wörnitz-Center (Sallingerstraße, bei der Wörnitzbrücke).

Dass immer mehr "Geiz-ist-geil"-Geschäfte aufgemacht haben, reguliert sich nach meiner optimistischen Auffassung mit der Zeit von selbst.

Aber es ist wichtig: ich persönlich versuche, Qualität einzukaufen, bewusst und zielstrebig einzukaufen.
Die individuelle Konsum-Mentalität entscheidet auch darüber, welche Geschäfte zukünftig es noch geben wird und welche nicht.

Dein Beitrag, Michi, legt irgendwie nahe, dass etwas anders geschehen müsste, z. B. Stadtplanung: welches Potential siehst Du da? Das ist eine ehrliche Frage, die ich mir auch schon stellte.

Die grundlegend positive Bedeutung der CID zeigt sich auch unter anderen Aspekten: Die Entwicklung geht da konsequent voran und nach oben, auch hinsichtlich der Attraktivität der Innenstadt.

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