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In Nördlingen schlummert viel Potenzial

  • Kurt Wittmann engagiert sich für Damenbasketball in Nördlingen
  • hochgeladen von Joachim Meyer

myheimat: Seit wann sind Sie für die Damenbasketballmannschaft in Nördlingen mitverantwortlich?
Kurt Wittmann: Ich sehe mich nicht als „Manager“, da dieser Begriff Gewinnstreben involviert und an den eigenen Profit denken lässt. Ich erledige zusammen mit anderen Idealisten viele kleine und manchmal auch größere Tätigkeiten im Umfeld und im Hintergrund der Damenmannschaft. Dies beinhaltet Organisation der Heimspiele, zum Beispiel dass die Werbebanden aufgebaut werden, das Hallensprecher-Team vor Ort ist, das Scouting-Team arbeitsfähig ist und vieles andere mehr. Darüber hinaus kümmern wir uns um die Plakate, Info-Broschüren und die Organisation der Auswärtsfahrten, die Betreuung unserer amerikanischen Spielerin, die Vertretung der Belange der Damen-Mannschaft innerhalb der Gesamtabteilung Basketball und im Verein TSV Nördlingen, den Kontakt und die Kommunikation mit dem Verband DBBL. Außerdem arbeiten wir an neuen Projekten. Wir basteln derzeit an der Realisierung eines Basketball-Internats für talentierte Nachwuchsspielerinnen und an einer intensiveren Förderung der Jugend. Last but not least zählt die Unterstützung unseres hauptamtlichen Trainers in allen Belangen zu meinem Aufgabenbereich.
myheimat: Wie kam es zu diesem Engagement?
Kurt Wittmann: Mein Engagement kam zustande, nachdem unser bisheriger „Manager“ Thomas Braun Nördlingen aus beruflichen Gründen verlassen musste und unter der Woche nicht mehr zur Verfügung stand. Wir haben dann versucht, alle seine Tätigkeiten auf mehrere Schultern zu verteilen. Dies ist bislang gut gelungen, natürlich auch deshalb, weil viele Dinge schon vororganisiert waren und wir „nur noch“ fortführen und weiter betreiben mussten, was ohnehin schon lief. Ich war vor 2 Jahren selber noch Trainer der Damen-Mannschaft. Dies ist aber auf Dauer neben einer Vollzeit-Beschäftigung nicht machbar.
myheimat: Geben Sie uns doch einen kurzen Überblick über die Vereinsgeschichte. Seit wann gibt es in Nördlingen Damenbasketball auf so hohem Niveau?
Kurt Wittmann: In der Saison 1987/88 stieg die Damen-Mannschaft unter Otto Riedelsheimer in die 2. Bundesliga auf. Seitdem ist sie ununterbrochen in der 1. oder 2. Bundesliga vertreten.
Die beste Platzierung war in der Saison 2001/02 der 3. Platz in der 1.Bundesliga nach Ende der Hauptrunde. Besonders stolz sind wir auf die kontinuierliche Jugendarbeit und bundesweiten Erfolge unserer Mädchen-Teams wie zum Beispiel die deutsche Meisterschaft der weiblichen C-Jugend im Jahr 2001.
myheimat: Wie sind Sie mit der Zuschauerresonanz bei den Heimspielen zufrieden?
Kurt Wittmann: Wir liegen mittlerweile bei einem Schnitt von 250 Zuschauern. Dies ist zwar ein Spitzenwert, was die die 2. Damenbasketballbundesliga angeht, stellt uns selber aber nicht zufrieden. 500 Zuschauer beim Spitzenspiel gegen Ludwigsburg beweisen, dass da durchaus viel Potential schlummert. Basketball, egal ob Damen- oder Herren-Basketball hat nun einmal Tradition in Nördlingen. Die Zuschauerresonanz ist stark abhängig von den Erfolgen und der Tabellensituation und natürlich auch von den Attraktionen, dem Event-Charakter, der bei den Spielen geboten wird. Hierin liegt noch viel Entwicklungspotential.
myheimat: Warum hat Basketball gerade in Nördlingen so einen Erfolg?
Kurt Wittmann: Hauptgrund ist mit Einschränkungen die gute und gewachsene Struktur der Basketball-Abteilung: viele ehrenamtliche Helfer im engeren und weiteren Umfeld der Basketballer, große Akzeptanz und Hilfsbereitschaft bei der Stadt und bei der ortsansässigen Wirtschaft, gute Trainingsbedingungen, was die Hallen angeht, aber auch die Trainersituation.
Im weiblichen Bereich ist dabei vor allem die Grundlagenarbeit von Agi Szittya von herausragender Bedeutung. Agi Szittya, ehemals ungarische Nationalspielerin, kam mit ihrem Mann Imre, der übrigens inzwischen Bundestrainer der A-Nationalmannschaft ist, 1990 nach Nördlingen und spielte damals in der 1.Bundesliga für den TSV. Seit nunmehr 15 Jahren leistet sie unermüdlich und konstant Nachwuchsarbeit bei unseren Jüngsten und schafft damit das Fundament für sportliche Erfolge. Viele Eltern wissen, dass ihre Kinder optimal betreut und gefördert werden, wenn sie sie zu einer Jugendmannschaft des TSV schicken. Dies beinhaltet nicht nur die rein sportliche Ausbildung, sondern auch solche elementaren Dinge wie Freude an der Bewegung, Mannschaftsgeist, alles in allem: soziales Lernen in Reinform.
myheimat: Welche Saisonziele steuert die 1. und 2. Damenbasketballmannschaft des TSV 1861 Nördlingen an?
Kurt Wittmann: Unser Trainer Patrick Bär hat vor der Saison das Ziel ausgegeben, am Ende der Hauptrunde auf den Plätzen 1-4 zu stehen und in den Play-Offs mindestens das Halbfinale zu erreichen. Was die 2. Mannschaft angeht, sind die Ziele anders formuliert. Hier geht es primär darum, unsere jungen Spielerinnen aus der U16 und U18 an das Niveau und die Härte im Seniorenbereich heranzuführen. Wir spielen deshalb mit einem Team in der Oberliga, deren älteste Spielerin 19 Jahre alt ist.
Nachdem unsere Jugendmannschaften in Schwaben leider absolut konkurrenzlos sind, brauchen die jungen Spielerinnen die Wettkampferfahrung bei knappen Spielen. Der Tabellenplatz der Oberliga-Truppe ist für uns dabei weitgehend nebensächlich, solange wir nicht in Abstiegsnot geraten.
myheimat: Spielen Sie selbst Basketball? Ihre Tochter ist ja Spielerin in der 1. Damenmannschaft!
Kurt Wittmann: Ich habe „natürlich“ sämtliche Stationen durchlaufen, die man in einem Basketballer-Leben einnehmen kann: Spieler, Schiedsrichter, Jugendtrainer, Auswahltrainer, Coach von Herren- und Damen-Teams, Reporter, Fan und jetzt verantwortlicher Funktionär. Familie Wittmann ist Familie Basketball: Meine Frau hat früher in der Regionalliga gespielt, unsere drei Töchter spielen in diversen Jugendteams des TSV beziehungsweise in der 1. und 2. Damen-Mannschaft.
myheimat: Wie viel Zeit beansprucht der „Zusatzjob“?
Kurt Wittmann: Etliche Nachmittage sind mit Basketball ausgefüllt, meistens mit Telefonaten beziehungsweise E-Mail-Kontakten, das Wochenende während der Saison sowieso.
Die schulischen Arbeiten wie Korrekturen und Vorbereitungen verlagern sich dann auf Nachtschichten am Schreibtisch. Als Lehrer kann man sich praktischerweise die Arbeit, die man zu Hause leisten muss, selber einteilen. Ansonsten ginge es ohnehin nicht. Das Ganze ist natürlich nur dadurch möglich, dass meine Familie selber Basketball infiziert ist und mein Engagement mitträgt.
myheimat: Herr Wittmann, vielen Dank für dieses Gespräch.

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