Feierliche Verleihung des Prädikats Nationaler GeoPark an den Geopark Ries | Geopark
In Deutschland wurde das UNESCO-Programm im „Jahr der Geowissenschaften“ 2002 aufge-griffen. 2003 bzw. 2005 wurden von der GeoUnion im Auftrag des Bund/Länder-Ausschusses Boden fünf Nationale GeoParks in Deutschland zertifiziert: Bergstraße-Odenwald, Harz-Braunschweiger Land-Ostfalen, Mecklenburgische Eiszeitlandschaft und Vulkanland Eifel.
Seit Mai 2006 erhielten vier weiter Geoparks die Anerkennung als Nationaler Geopark: Im Mai 2006 der Geopark Ries, es folgten das Ruhrgebiet, Eiszeitland am Oderrand und der Muskau-er Faltenbogen. Die Prädikatsverleihung für die GeoParks Ruhrgebiet, Eiszeitland am Oderrand und Muskauer Faltenbogen erfolgten bereits in den letzen Wochen. Vierzehn Monaten nach der Anerkennung als Nationaler GeoPark durch die Expertengruppe der Alfred Wegener Stiftung im Mai 2006 als sechster Nationaler GeoPark fand nun die offizielle Prädikatsverleihung für den Geopark Ries in einer Feierstunde am Landratsamt statt.
Das GeoPark Ries bekam die auf fünf Jahre befristete Anerkennung als jüngster und damit besterhaltenster Meteoritenkrater. Die Folgen des Einschlagsereignisses von vor ca. 4,5 Milli-onen Jahren sind heute noch gut in der Landschaft sichtbar. Mit einem Durchmesser von fast 25 Kilometern und dem bis zu 150 Meter hohen äußeren Kraterrand weißt sich das Ries auch für Laien als gut sichtbare „kosmische Wunde“ aus. Landschaftsstrukturen wie die Reste des inneren Kraterringes, die sogenannten Megablöcke zwischen Innerem Kraterring und Äußerem Kraterrand sind auch heute noch offensichtliche Zeugen des Ablaufes während und kurz nach dem Einschlag. Der Impakt (Einschlag) führte zur Bildung völlig neuer Gesteine, den sogenannten Impaktgesteinen. Unvorstellbar hohe Drücke und Temperaturen führten zu Gesteinsaufschmelzungen, Zertrümmerungen und großflächigen Gesteinsauswürfen. Der hier entdeckte Suevit gibt heute weltweit Schmelzgestein aus Impaktereignissen seinen Namen. Diese besonderen Gesteine waren der Anlass für die Astronauten der Apollo 14 und 17 Missionen im Ries Feldtrainings durchzuführen.
Der abflusslose, artenarme und nährstoffreiche Salzsee, der sich nach dem Einschlag im Ries bildete ist für weitere geologische Besonderheiten z. B. in Form von versteinerten Kleinlebe-wesen verantwortlich. Die See-Sedimente sind unter anderem mit für den landwirtschaftlichen Reichtum im Ries verantwortlich. Dagegen heben sich die kargen Kalkhöhen des Kraterrandes deutlich ab. So zeigt das Ries deutlich, wie ein erdgeschichliches Ereignis die Geologie und in Abhängigkeit davon die Kulturgeschichte und die wirtschaftliche Entwicklung einer relativ kleinräumigen Region prägen können!
Da in Nationalen GeoParks die Bedeutung geologischer und geomorphologischer Prozesse für die Gestalt der Erdoberfläche, die Verteilung natürlicher Ressourcen, aber auch für die Landnutzung sowie die Wirtschafts- und Kulturgeschichte bewusst und „erlebbar“ gemacht werden sollen, ist der GeoPark Ries hierfür prädestiniert. Darüber waren sich alle Experten einig.
Mit der Verleihung des Prädikats Nationaler GeoPark werden auch die besonderen Bemühun-gen der verantwortlichen kommunalen Stellen und Einrichtungen wie die des Rieskrater Muse-ums sowie das Managementsystem, der umfassende Netzwerkansatz und die professionelle Umsetzung der touristischen Erschließung gewürdigt. Geoparks verfolgen einen umfassenden Ansatz: Sie sollen nicht nur dem Schutz des geologischen Erbes dienen und eine intakte Umwelt bewahren helfen, sondern auch geowissenschaftliches Wissen und Umweltwissen vermitteln, und nicht zuletzt der nachhaltigen Entwicklung der Region dienen. Zentral ist dabei die Förderung und Vernetzung des Tourismus im Gebiet des Geoparks. Dazu verbinden die Geoparke ihre erdgeschichtlichen Inhalte mit den archäologischen, (kultur-)historischen, sonstigen kulturellen und ökologischen Sehenswürdigkeiten. Sie ähneln vom Ansatz her den Naturparken im Bereich des Naturschutzes, ohne dabei einen Rechtsstatus zu haben.
Der GeoPark Ries, der seine Wurzel im Agenda 21 Prozess des Landkreises schlug, wurde bereits aus diesen Grundgedanken heraus geboren und sieht sich diesem Prozess daher besonders verbunden. Die GeoUnion – Alfred-Wegener-Stiftung wurde 1980 gegründet. Sie ist der Dachverband aller geowissenschaftlichen Vereinigungen in Deutschland und eine gemeinnützige Stiftung, die die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Geowissenschaften dient. Weitere Aufgaben sind die Darstellung geowissenschaftlicher Themen für die Öffenlichkeit, Politik und Verwaltung und die Förderung des Dialogs zwischen Geowissenschaften und Bevölkerung. Für die Begutachtung und Zertifizierung Nationaler GeoParks in Deutschland hat die GeoUnion eine Expertengruppe eingesetzt.