Aus unserer Interviewserie >Menschen einer Stadt
Aus unserer Interviewserie >Menschen einer Stadt< Die Donauwörther Tafel im Gespräch: Eine vorbildliche Initiative mit zukunftsweisendem Engagement Für die WochenZeitung Donau-Ries sprach Wolfgang Leitner mit Maria Bauer, Vorsitzende der Caritas Donau-Ries, und Martin Gaertner, Geschäftsführer über die Donauwörther Tafel. WZ: „Frau Bauer, die Donauwörther Tafel (in der Pflegstraße vis-á-vis der evangelischen Christuskirche) ist inzwischen eine wichtige Einrichtung in unserer Stadt: Bedürftige können sich durch die Tafel mit Lebensmitteln regelmäßig versorgen - wie hat es mit der Tafel angefangen? Wer hatte die Idee?“ Maria Bauer [M. B.]: „Es ging bereits 2004 los: ich hatte von einer Tafel gehört, und bald schon war die Tafel-Idee eine Herzensangelegenheit für mich. Lange suchten wir, suchten nach geeigneten Räumlichkeiten vor allem, merkten, dass wir für die Tafel Lebensmittel durch Sponsoren (örtliche Supermärkte, Lebensmittelläden etc.) bekommen würden, es dauerte aber dann doch fast ein halbes Jahr, und ich muss sagen, dass unser Oberbürgermeister Armin Neudert, der Schirmherr geworden ist, uns sehr geholfen hat. Schließlich fanden wir in der Pflegstraße geeignete Räume, und unsere Arbeit konnte beginnen.“ WZ: „Die Tafel ist natürlich fortlaufend auf Lebensmittel angewiesen ... .“ M. B.: „Ja, inzwischen haben wir viele örtliche Bäcker, Lebensmittel- und Supermärkte: Lebensmittel, deren Haltbarkeitsdatum zwar schon abgelaufen ist, aber noch völlig in Ordnung sind, werden abgeholt und zur Tafel gebracht.“ WZ: „Und da bedarf es neben des ehrenamtlichen Engagements auch einer professionellen Seite, Herr Gaertner, Geschäftsführer der Caritas. Die Räume werden von der Stadt angemietet?“ Martin Gaertner [M. G.]: „Ja, die Stadt vermietet die Räume, und die Stiftung „Donauwörther Bürger in Not“ bringt die Miete für die Tafel auf. Wichtig sind ja bei solchen Projekten gerade die Fixkosten, Miete, Strom, Heizung, Regale ... . Da sollten wir zweifellos auch die Donauwörther KIWANIS nennen, mit Helmut Ordemann, die uns sehr unterstützt haben, die ein sehr treuer Partner sind, z. B. mit Kühlschränken, und immer wieder.” WZ: “Das sind dann sicherlich glückliche Momente, da man merkt: unser Projekt läuft, es kommt an, andere helfen mit ...” M. B.: “Das ist sehr wichtig: die Unterstützung durch die Bevölkerung, durch Sponsoren, etwa mit diesem Mercedes Sprinter, mit Kühlung, der es uns ermöglicht, die Lebensmittel von unseren Partner in die Tafel zu bringen, ohne dass die Kühlkette unterbrochen wird.” WZ: “Und da wären ihre ehrenamtlichen Helfer als dritte Gruppe ...” M. G.: “Eigentlich würde ich die ehrenamtlichen Helfer gerne als >erste Gruppe< bezeichnen, denn - wir haben inzwischen rund 50 engagierte Helfer, die im vierzehntägigen Rhythmus sich einbringen ... diese Helfer bauen die zeitlichen Strukturen auf; jeder wird also - wir haben mehrere Gruppen, Einräumgruppen, Ausgabe, Abholen der Lebensmittel - im vierzehntägigen Wechsel eingesetzt. So ist die Belastung für den Einzelnen geringer, und jeder Einzelne bringt nur so viel Zeit auf, wie er das vereinbaren kann. Es ging eben darum, keinen zu überlasten.” WZ: “Es liegen mir einige Daten und Fakten vor: Die Tafel-Idee wird bekanntlich bundesweit verwirklicht - mit rund 700 Tafelprojekten, in fast allen Großstädten, 700 000 Menschen werden regelmäßig mit Lebensmittel versorgt, 32 000 ehrenamtliche Helfer engagieren sich, 120 000 Tonnen Lebensmittel, die ansonsten vernichtet worden wären, obgleich sie qualitativ einwandfrei sind, werden durch sie an Bedürftige verteilt. Rund 11 bis 14 Millionen Menschen (abhängig von der Deutung der statistischen Erhebungen) leben in der Bundesrepublik in Armut. Von ca. 4 Euro 50 pro Tag müssen viele für ein Frühstück, Mittag- und Abendessen auskommen. Die Tafel-Idee wächst: inzwischen existiert eine Niederlassung in Bäumenheim und in Nördlingen ... . Außerdem führt die Donauwörther Tafel auch eine Kleiderkammer, eine Kleiderausgabe?” M. B.: “Das ist von sehr großem Vorteil für unser Klientel, das am Donnerstag Lebensmittel >einkauft<, dann kann jeder bei Bedarf sich im hinteren Teil des Hauses [der Kleiderladen ist im selben Haus und schließt an die Tafel räumlich an] dort Bekleidung anschauen, anprobieren und aussuchen. Gabriele Kienzle ist für den Kleiderladen zuständig, die Gesamtleitung liegt bei mir.” WZ: “Wir sprachen jetzt öfters vom >Klientel der Tafel<: Wer gehört dazu?” M. B.: “Zunächst jeder Bedürftige. Allerdings erwarten wir - wie die meisten Tafeln - einen Nachweis, z. B. einen ALGII-Bescheid oder etwas Vergleichbares. Das alles bleibt nach außen hin 'topsecret', jeder Vorgang wird diskret behandelt. Jeder bekommt dann einen Tafelausweis - aus Gründen der Gleichbehandlung.” WZ: “Zuletzt darf ich Sie bitten, Ihre Winter-Aktion vorzustellen, Frau Bauer ... “ M. B.: “Da geht es jetzt um Kinderspielzeug und warme Kinderbekleidung. Fast in jedem Haushalt gibt es Spielzeug, das nicht mehr gebraucht wird, ausrangiert, vielleicht in gutem Zustand. Außerdem bitten wir um warme Kindersachen, schon jetzt können die Sachspenden abgegeben werden. Zuletzt will ich mich bei allen Sponsoren bedanken: Ohne Ihre Hilfe könnten wir nicht helfen, Ihre Hilfe trägt dazu bei, Not zu lindern. Auch in unserer Region gibt es Armut, daher an dieser Stelle: ein herzliches Vergelt's Gott! Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!” WZ: “Vielen Dank, Frau Bauer und Herr Gaertner, für dieses interessante Interview!” WINTERAKTION Kinderkleidung-und-Spielzeug Kontakt: Tel.: 0906 / 70 59 56 50 Andrea Strobel, Caritas
Dieses Interview ist für die nächste Ausgabe der WZ Donauwörth vorgesehen (28. November 2007).-