Motor des Handballs wurde 87 Jahre alt: VfL Eintracht trauert um Gerhard Thiessen
Die lange Liste seiner Ehrungen spricht Bände. Sie reicht von der Goldnadel des Westdeutschen Handballverbandes und der Sportehrenplakette der Stadt Hagen über die Leistungsnadel des VfL Eintracht Hagen, den Kreis- und Landesehrenbrief sowie die Gold- und Silbernadeln des Westdeutschen Handballverbandes bis hin zum Bundesverdienstkreuz und der Ehrenmitgliedschaft im Vorstand des Handballkreises Hagen/Ennepe-Ruhr. Keine Frage, Gerhard Thiessen hatte dem Sport viel zu verdanken. Viel verdankte der Sport aber auch ihm. Am 21. August 2013 ist der Handballenthusiast nach langer Krankheit im alter von 87 Jahren verstorben.
Der waschechte Wehringhauser, der am 29. Januar 1926 das Licht der Welt erblickt hatte, wurde schon in frühester Jugend von dem Bazillus befallen, der da heißt Handball. Obschon er sich in den späten 1930er Jahren zusätzlich als Leichtathlet versuchte und vor allem als Stab- und Hochspringer im wahrsten Sinne des Wortes zu Höhenflügen ansetze, galt seine große Leidenschaft schon früh dem Handball. Auf dem nahegelegenen Sportplatz an der Rehstraße unternahm der technisch versierte Abwehrspieler erste sportliche Gehversuche. Und im Schatten der Hasper Hütte erlebte Gerhard Thiessen in der wohl gefürchtetsten Hagener Arena der 1950er Jahre seine größten Erfolge: Schon als Jugendlicher gewann das „Eintracht-Urgestein" 1943 als ungeschlagener Stadtmeister die Westfalenmeisterschaft und stand mit einer Spielgemeinschaft des TV Eintracht und des benachbarten VfL 1863 Hagen in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft.
1947 trug Gerhard Thiessen im Trikot der Grüngelben entscheidend dazu bei, die südwestfälische Vizemeisterschaft an die Rehstraße zu holen, bevor er 1948 die Krönung seiner aktiven Laufbahn erlebte: Der TV Eintracht und der große Widersacher Vorwärts Gevelsberg hatten sich über die gesamte Saison in der höchsten deutschen Spielklasse ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert und standen zum Abschluss der Spielzeit punktgleich an der Tabellenspitze der Oberliga, so dass ein Entscheidungsspiel um die Westfalenmeisterschaft fällig wurde. Am 27. Juni 1948 entthronten Gerhard Thiessen, Werner Moeller, Walter Effey, Horst Kiolbassa & Co. angeführt vom fünffachen Torschützen Hans „Katze“ Ruhwedel vor mehr als 10.000 Zuschauern auf dem städtischen Höing den Titelverteidiger durch einen klaren 13:7 Erfolg und holten den Westfalentitel in die Volmestadt.
1949 erkämpfte die Eintracht um Gerhard Thiessen dann bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft in der Halle in Münster einen ehrenvollen 5. Platz. Im gleichen Jahr blieb dem zuverlässigen Abwehrrecken mit den Grüngelben „lediglich“ die westfälischer Vizemeisterschaft. Bis 1950 trug Gerhard Thiessen das Trikot der ersten Mannschaft in der höchsten deutschen Spielklasse und betätigte sich über ein Jahrzehnt lang als Schiedsrichter. 1953 wurde der anerkannte Regelexperte als Schiedsrichter zum Vorbereitungslehrgang für die Weltmeisterschaft geladen, fand aber bei der abschließenden WM-Nominierung keine Berücksichtigung.
Nebenher bekleidete Gerhard Thiessen Ämter als Kreisjugendwart, Kreislehrwart, Kreisrechtswart, Beisitzer im Kreisspruchausschuss und Landesspruchausschuss. Zudem fungiert er über Jahrzehnte als Mitglied im Rechtsausschuss des Westfälischen Handballausschusses und als Geschäftsführer des Handballkreises Hagen-Ennepe-Ruhr.
Die Trauerfeier für Gerhard Thiessen findet am 9. September um 11 Uhr in der Andachtshalle am Buscheyfriedhof statt.