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FRIEDRICHSTADT (9) - Drei Tage im Mai – „augsburgischen confessionsvervandte“!

FRIEDRICHSTADT (9) - Drei Tage im Mai – „augsburgischen confessionsvenvandte“!

Ob es dem Gast dieser Stadt auffällt? Keine der Kirchen und Gebethäuser steht im Zentrum der Stadt - Zentrum sollte allein der große Marktplatz sein - als Zentrum aller Bürger - gleich welcher Konfession.

Für die Schnell-Leser eine Kurz-Information zur Evangelisch-Lutherischen Kirche:

Die ev.-luth. Kirche von 1643-49 ist eine schlichte Saalkirche mit polygonalem Ost-Schluß. Der 1656 begonnene West-Turm erhielt nach teilweisem Abbruch seine heutige Gestalt 1762 durch Tobias Wendler. Altarbild 1675, eine Beweinung Christi von dem Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens, in geschnitztem Rahmen aus reichem Blumen- und Früchtewerk. Kanzel Anfang des 17. Jh., aus dem Umkreis des Flensburger Schnitzers H. Ringering. - Erst 1989 erfolgte die Namensgebung: „St. Christophorus". (St. Christophorus ist ein christlicher Märtyrer, der Pilger und schließlich Christus selbst über einen Fluss getragen hat. Er ist als „Christusträger" der Schutzheilige der Fahrenden und Reisenden.

Und nun die ausführlichere Variante, die ich dem vom Kirchenvorstand herausgegebenen Handzettel entnehme:

ZITAT-Start
„Anno 1644 hat der durchlauchtige hochgeborene fürst und herr,
herr Friedrich erbe zu norwegen, herzog zu Schleswig holstein usw. aus
gottsähliger andacht und christlichem eifer zur Ehre Gottes
und zur fortpflanzung der wahren religion dies kirchengebew den
augsburgischen confessionsvervandten mit ansehnlichen costen aufrichten
und fertigen lassen. Gott vergelte i.f.g. (ihre fürstlichen Gnaden)
solche große wohltat, segne und vermehre diese lutherische Gemeinde,
erhalte sein heiliges reines Wort, bewahre auch dies gebew
und ganzte Stadt umb Christi willen Amen.

Diese Inschrift auf der Sandsteintafel über der Tür unserer Kirche mit dem Wappen des Stadtbegründers, Herzog Friedrich III. und seiner Gemahlin, sagt uns etwas über das Alter der Kirche und über die Veranlassung, die zu ihrem Bau geführt hat.
Die lutherische Gemeinde, die anfangs nach Gründung der Stadt ihre Gottesdienste in einem Privathaus gehalten hatte, wurde bald so groß, dass der Bau eines eigenen Gotteshauses notwendig wurde. 1649 wurde die Kirche vollendet. Sie ist ein schlichter Saalbau, eine protestantische Predigtkirche, erbaut aus holländischen Moppen (Ziegel in besonders kleinem Format) im Wechsel mit Sandstein an den Fenstern, am Südportal und an den Mauerecken. Der Turm, dessen Erbauung infolge des schlechten Untergrunds viel Schwierigkeiten bereitet hat, hat seine jetzige Gestalt im Jahre 1762 erhalten. Das gilt besonders für die sehr ansprechende barocke Turmhaube. Die wuchtigen Granitquader an der Süd- und Westseite stammen von einer alten Schleuse, die 1630 abgebrochen wurde. Im Turm hängen 3 Glocken, von denen die älteste aus der in der großen Oktoberflut von 1634 zerstörten Kirche von Königsbüll auf Nordstrand stammt. Sie ist durch beide Weltkriege hindurch gerettet worden. Die beiden anderen Glocken sind im Jahre 1963 von Gebrüder Bachert-Kochendorf gegossen. Die mittlere Glocke ist durch ihre Inschrift gekennzeichnet als Gedächtnisglocke für die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges.

Seit dem Herbst 1989 trägt die Kirche den Namen St. Christophorus-Kirche. Dieser Name taucht schon früher in der Geschichte Friedrichstadts auf. Darüber hinaus ist Christophorus Schutzpatron der Reisenden, die auch unsere Kirche in großer Zahl besuchen.
In besonderer Weise stellt die Christophorus-Legende eine Beziehung zur Lage Friedrichstadts an den beiden Flüssen her.
Sie erzählt nämlich vom starken Offerus, der sich auf der Suche nach dem mächtigsten Herrn der Welt schließlich an einem reißenden Fluß niederläßt. Dort trägt er als Fährmann die Wanderer durch die Furt. Als er eines Nachts das »Hol über« hört, findet er am Ufer ein Kind. Gerade diese leichte Last jedoch wird ihm so schwer, dass er fast daran zugrunde geht. Da richtet das Kind ihn auf. Angekommen am anderen Ufer, gibt es sich schließlich als Christus zu erkennen, mächtiger als alle Starken der Erde. So kommt Offerus zu einem neuen Namen. Von nun an heißt er Christophorus, »der Christusträger«.
So begründen nicht nur die eingangs genannten Beziehungen diesen Namen. Die Legende nämlich führt uns in das Zentrum unseres Glaubens. Wie Christophorus - so drückt sie im Bild aus - findet derjenige zu einem erfüllten Leben, der es in den Dienst für andere Menschen stellt und dabei dem Wort Christi folgt: »Was ihr getan habt, einem der geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mir getan« (Mt 25.40).

Wenn der Besucher durch das Portal eintritt, geht er unmittelbar auf einen schmiedeeisernen Gebetsleuchter zu. Der Leuchter ist als eine Weltkugel gestaltet, auf der ein Kreuz thront. Rund um die Weltkugel sind 32 Kerzen angeordnet. Im Innern der Kugel leuchtet eine große Kerze, von der alle anderen ihr Licht empfangen. Auf diese Weise kündet der Gebetsleuchter zeichenhaft von dem, was Jesus sinngemäß im Evangelium sagt: »Ich bin das Licht der Welt, und ihr, meine Freunde, sollt es ebenso sein.« Entstanden ist der Lichtträger auf ungewöhnliche und sehr persönliche Weise. Rolf Nottelmann aus Drage, gelernter Schmied und Ehemann unserer damaligen Jugendwartin, hat ihn während rund 200 Arbeitsstunden in liebevoller Handwerksarbeit gestaltet. Man sieht dem Leuchter unschwer die alte Schmiedekunst an: Erdverbunden und dennoch von feinem Charakter zeugt er von dem Gebet als Kraft des göttlichen Lichtes im Dunkel der Welt. Ca. 3000 Menschen im Jahr entzünden hier eine Kerze und erfahren so Entlastung in ihrem oft schweren Leid.
Das bedeutendste Kunstwerk in unserer Kirche ist das Altarbild, das die Beweinung Christi darstellt. Es ist im Jahre 1675 von dem Hofmaler des Herzogs Friedrich III, Jürgen Ovens, gemalt und der Kirche geschenkt. Jürgen Ovens, der lange Jahre Bürger unserer Stadt war und viel für die lutherische Gemeinde getan hat, starb 1678 und ist in unserer Kirche beigesetzt. Das Altarbild ist eines seiner tiefstempfundenen Werke und zeigt die Malweise und Farbgebung von Rembrandt, als dessen Schüler Jürgen Ovens gilt. Der Meister hat sich in der Männergestalt oben links auf dem Bilde selbst dargestellt. Die schönste Gestalt des Bildes ist sowohl in der Farbgebung als auch in der Haltung die des Engels, der tröstlich über diesem dunklen Bild der Schmerzen schwebt. Über dem Bild die Inschrift: „Umb unserer Sünden Schuld“.
Der barocke Holzrahmen ist in dieser reichen Form und Fülle des Blumen-und Früchtewerks in Schleswig-Holstein wohl einmalig. Die Kanzel, die nach der Überlieferung (ebenso wie der Taufstein aus schwarzem Marmor und die oben erwähnte große Glocke) aus einer der untergegangenen Kirchen von Alt-Nordstrand stammt, ist eine gute Schnitzarbeit aus der Werkstatt des bekannten Flensburger Meisters Ringerinck, entstanden um 1600. Erst nachdem die hässliche Bemalung aus dem 19. Jahrhundert in mühsamer Arbeit entfernt ist, sieht man die Feinheiten der Schnitzarbeit besonders bei den Apostelfiguren unter den Baldachinen an den Ecken. Die Reliefdarstellungen zeigen - wie an vielen anderen Kanzeln - Motive aus der Heilsgeschichte: Sündenfall, Verkündigung an Maria, Geburt Christi, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt.
Neben der Kanzel, vor den Augen der Gemeinde, hängt das spätgotische Kruzifix, eine Schnitzarbeit aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Von den Bildern, die an den Wänden hängen, sind vier erwähnenswert: 1. Die drei hochovalen Bildnisse in einem reich geschnitzten vergoldeten Rahmen an der Nordwand des Chorbogens, bei denen es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Portraits des Stapelholmer Landvogtes (1680-1684) und späteren hiesigen Ratsherrn Hermann Wetken, seiner Frau und der Tochter Margaretha handelt, die darunter angebrachte Tafel erinnert an die Familie des hiesigen Zollverwalters Albrecht vom Holze (gest. 1693).
2. Das Bild zwischen den beiden Fenstern an der Nordwand, das die Auffindung des Moses am Nil durch die ägyptische Königstochter darstellt. Es stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und ist eine freie Kopie eines Bildes von Nie. Poussin 1647imLouvre.
3. Bei der Bildfolge in einem alten Rahmen zwischen den Fenstern an der Südwand aus dem Jahre 1650 handelt es sich offenbar um ein Fragment. Im linken großen Feld wird die Aufrichtung der ehernen Schlange in der Wüste dargestellt; in der Mitte oben die Himmelfahrt Christi, unten die Auferstehung. Im rechten Feld zwei Darstellungen aus der Geschichte des Propheten Jona.
4. Oben auf der Nordempore (von unten schlecht zu sehen) ein Bild in hochovalem Rahmen, das die Verklärung Christi darstellt (Mitte des 17. Jahrhunderts).
Vor der Orgelempore hängt ein schönes Votivschiff mit Gallionsfigur (eine Meerjungfrau) und einem reich geschnitzten Spiegel. Inschrift: Der löblichen Schifferzunft zur Ehre und dieser Kirche zur Zierde. Anno 1738. Beim Verlassen der Kirche fällt der Blick auf das Grab des Dichterpastors Johann Christoph Biernatzki, der nach der Sturmflut von 1825 von der Hallig Nordstrandischmoor nach Friedrichstadt kam und hier früh gestorben ist. Sein Roman »Die Hallig« ist aus den Erlebnissen und Eindrücken der Sturmflut entstanden.
In der Südwestecke des Kirchhofs liegt der Grabstein der im Oktober 1850 bei der Beschießung Friedrichstadts gefallenen schleswig-holsteinischen Soldaten. Hinter der Kirche steht der Gedenkstein für die im gleichen Kampf gefallenen dänischen Soldaten.
Wir möchten nun gerne, dass Sie bei der Betrachtung unseres Gotteshauses gespürt haben, dass es nicht nur ein beachtenswertes Bauwerk ist und eine Stätte, in der Kunstwerke aus vergangener Zeit liebevoll gehütet werden, sondern dass es das Gotteshaus für die Gemeinde von heute ist, dass auch unsere Generation hier lebendigen Gottesdienst hält und dass auch Sie gerufen sind, hier - ehe Sie weitergehen - einen Augenblick der Stille und der Einkehr zu halten.
Der Kirchenvorstand“ (ZITAT ENDE)

  • diese Information empfängt den Besucher der Kirche
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  • Sollte es nicht gleich auffallen: Über der Taufe ein Sternenkranz, der zuletzt getauften Kinder -- vor der Pünte Jesu beim segnen des Kindes
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3 Kommentare

Danke für den lehrreichen Arikel und die eindrucksvollen Bilder.

Interessant mit viel Liebe zum Detail und ergänzenden Bildern geschilderter historischer Bericht.

Sehr informativ und mit den Fotos unterlegt. Danke. Glückauf Winfried

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