Mühlen im Friedberger Kreishaus
(Elsass) Bis Ende Januar präsentiert der Ober- Mockstädter Manfred Egloff im Foyer des Kreishauses über 20 Mühlenmodelle. Die von ihm selbst gebauten Exponate reichen von der antiken Windmühle über die archimedische Welle bis hin zur modernen Windkraftanlage.
„Mühle ist nicht gleich Mühle. Es gibt sie in groß und in klein als komplizierte Konstruktion mit einer Menge von Zahnrädern oder ganz simpel auf Land und auf Wasser. Mühlen waren und sind auch heute noch aus dem Landschaftsbild der Wetterau kaum wegzudenken. Ihre wirtschaftliche Bedeutung ist auch heute noch groß“, erklärt Landrat Joachim Arnold.
Mühlenenthusiast Manfred Egloff stellt noch bis Ende Januar 2017 im Foyer des Kreishauses seine umfangreiche Sammlung unterschiedlicher Modelle älterer und moderner Mühlen aus.
Früher waren sie als Wassermühlen an Flussläufen und Bächen zu finden oder als Windmühlen auf Anhöhen. Heute sind sie Hightech-Produkte geworden. Moderne Windkraft- und Wasserkraftwerke machen aus der Kraft der Natur Energie ohne die Nutzung fossiler Brennstoffe und gehören deswegen zu den umweltschonendsten Kraftwerken.
Mühlen sind aber keine neue Erfindung. Bereits in der Jungsteinzeit erfanden Menschen ein Verfahren, um aus Getreide Mehl zu gewinnen: den Mahlstein. Bei diesem Prinzip wurden historische Getreide wie Einkorn und Emmer zwischen zwei Steinen zerrieben. „Durch das Mahlen von Getreide zu Mehl konnte der Mensch überhaupt erst sesshaft werden. Die Erfindung der Mühlsteine war also der Beginn einer wirtschaftlichen Revolution“, erklärt Mühlenexperte Egloff aus Ober- Mockstadt, der auch eine nachgebaute Reibmühle aus der Steinzeit und eine Handmühle aus der Keltenzeit mit in die Ausstellung gebracht hat.
Bald schon wurde das Prinzip verfeinert, die Mühlen wurden zunehmend nicht mehr mit Menschenkraft betrieben. Stattdessen entstanden neue Formen der Mühle, darunter die Wassermühle oder die sogenannten Göpel, römische Mühlen, die von Eseln angetrieben wurden.
Zunehmend wurden die Mühlen auch nicht mehr nur für die Mehlgewinnung eingesetzt. So wurde die Wasserkraft zum Antrieb von Sägeblättern benutzt. Mit diesen Sägeblättern konnten Materialien wie Holz oder auch Stein kräfteschonend geschnitten werden. Die Holzmühlen waren besonders wichtig, um den Nachschub an Baustoffen für den Städtebau zu gewährleisten. „Allein im Einzugsgebiet der Nidda konnten 38 verschiedene Verwendungszwecke für Mühlen nachgewiesen werden“, berichtet der Hobbymolinologe Manfred Egloff. Bei der Standortbestimmung der Mühlen und auch bei den Mühlenformen kommen ihm zudem seine Kenntnisse als Amateurmeteorologe zu Hilfe.
Landrat Arnold zeigte sich begeistert von der Spanne der unterschiedlichen Mühlenmodelle. „Die Diversität der unterschiedlichen Mühlen ist wirklich beeindruckend. Von im Original riesigen Schöpfrädern mit ausgefeilter Technik über kleine Modelle ist wirklich alles dabei.“ Selbst heute seltene Modelle hat Egloff in die Ausstellung mitgebracht, wie etwa eine Schiffsmühle, die aus einem Hausboot besteht, mit an der Seite angebrachtem Mühlrad.
Im Hochmittelalter etablierte sich in der Region eine neue Form der Mühle, die Windmühle. Diese kam mit den Mauren nach Spanien und verbreitete sich von dort aus über ganz Europa. Besonders an Orten mit starkem Wind wurde sie zum Mahlen von Mehl, zur Ölgewinnung oder zur Werkstoffverarbeitung eingesetzt.
Dabei ist Windmühle nicht gleich Windmühle. Mit der Zeit etablierten sich regionale Unterschiede in der Form, der Gebäude und besonders in der Anzahl und Größe der charakteristischen Windmühlenflügel. „In der Ausstellung zeige ich Modelle aus ganz Europa, so zum Beispiel die klassischen Holländerwindmühlen, bei denen sich nur der Turm dreht oder die Fluttermühle mit den charakteristischen viereckigen Flügeln“, erklärt Mühlenfachmann Egloff.
Die Hochzeit der Wind- und Wassermühlen reichte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als Dampfmaschine und Kohlekraft die traditionellen „Kraftwerke“ verdrängten. Zurück kamen sie erst im 20. Jahrhundert in großer Zahl und in veränderter Form, als Windkraftanlage und als Wasserkraftwerk. Als Inbegriff für die erneuerbaren Energien sind sie heute an vielen Orten in unserer Region zu finden.
Die Ausstellung des Ober- Mockstädter Mühlenexperten und Modellbauers Manfred Egloff bietet einen Einblick in die lange Geschichte der Mühlen, die anhand von sorgfältig gearbeiteten Exponaten lebendig wird. Entstanden sind die Mühlenmodelle in anstrengender Kleinarbeit aus Holz und anderen Werkstoffen.
Interessant sind auch die ausgestellten Musterteller mit Ölsaaten und Getreidesorten. Welches Stadtkind kann heute noch Gerste von Hafer unterschieden oder gar Einkorn von Emmer oder Buchweizen von Dinkel.
Die Ausstellung ist ab sofort während der Öffnungszeiten des Friedberger Kreishauses montags bis mittwochs von 7.30 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr und freitags bis 12.30
Bericht und Foto: Michael Elsaß