Standhaft.
Viele Jahre, es sind wohl achtzig, hat er seinen Platz behauptet.
Immer hat er sich um fruchtbare, sichtbare
Erfolge seiner Arbeit bemüht. Wenn auch um ihn herum Unbill tobte, sein Weg war immer gerade, aufrecht Stehen ein Muss.
Er hat sie kommen und gehen sehen, die Menschen in seiner
Umgebung. Vieles hat er erlebt, Stürme, die Kontinente erschütterten, eisige Winter, glühende Sommer hat er überstanden.
Mancher warf ihm seinen unveränderlichen Standpunkt vor.
Die Zeiten, da man ihn einfach nur weg haben wollte, auch sie
gingen vorüber. Er aber blieb, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Jedes Jahr strebte er danach, zusammen mit seinen kleinen
Helfern den Bienen, die Qualität seiner Produkte zu verbessern.
Zugegeben, es gab auch die Jahre, da nutzten alle Anstrengungen wenig.
Nichts wollte so recht gelingen und der Erfolg seiner Arbeit
war eher mäßig.
Dann kamen die ganz schlimmen Jahre, andere bezeichneten sie als Wirtschaftsaufschwung, da waren seine Produkte kaum noch gefragt.
Der Markt bot Ähnliches, sogar im Überfluss, zu Preisen, da konnte er mit seinen einfachen Mitteln nicht mehr
mithalten. Beileibe waren seine Waren nicht schlechter, aber
es mangelte ihm an Möglichkeiten sie so zu präsentieren wie
die Konkurrenz.
So fand er immer weniger Abnehmer.
Möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass hier die Ursache des kommenden Übels lag.
Tiefe Traurigkeit fraß an ihm, als er erlebte, wie seine ehemaligen Kunden achtlos an seinem einfach und bescheiden präsentierten Warenangebot vorüber gingen.
Sogar seine liebsten Kunden, die Kinder, übersahen ihn gänzlich.
So fraßen sich Zweifel und Sorge immer tiefer in ihn hinein.
Einzig im Recycling waren seine Produkte noch gefragt,
immerhin, hier waren sie willkommen und schafften die Grundlagen für Neues.
Doch Zeiten ändern sich!
Plötzlich kam der „Grüne Trend“, zurück zu natürlichen
Produkten.
Seine Standhaftigkeit hatte sich ausgezahlt, seine Arbeit wurde wieder anerkannt, seine Produkte wieder nachgefragt.
Das Alte und Bewährte erlebte einen „Hype“, was für Wortschöpfungen in dieser neuen Zeit.
Weit breitete er sein bewährtes Angebot aus, sichtbar für
Alle und begehrenswert, so voll waren seine Auslagen.
Zu voll !!
Die mageren Zeiten, Zweifel und Trübsal, Einsamkeit
und nicht zuletzt das Alter hatten ihn ausgehöhlt.
Die Früchte seiner Arbeit, jetzt, kurz vor der Reife,
da waren sie es, die ihn auseinander rissen.
Jetzt in seiner Zerrissenheit, am Ende seiner Lebenszeit fand er sogar noch die Aufmerksamkeit eines Fotografen.
Ein alter Apfelbaum
© bvr 2011-08-08
armer Kerl