Es geschah so, wie es der Sonntagabendkrimifan erwartet / Spruch des Tages 17. Juni 2020
Ein deutscher Polit-Krimi
In einem fulminanten Satire-Krimi breitet sich die politische Landschaft Deutschlands mit all ihren Skandalen und Skandälchen vor uns aus.
Ein brutaler Mord erschüttert das beschauliche Bayern
Ein Baumagnat wird tot im idyllischen Sterntaler See gefunden! Doch dieser Mord ist nur der Auftakt einer Reihe krimineller Machenschaften, Betrügereien, Hinterhältigkeiten und amourösen Begegnungen. Angelehnt an die Handlung von Wagners Rheingold entfachen die Personen dieser Politsatire ein Feuerwerk der Verwicklungen. Ein monumentales, exorbitant teures Bauwerk in Berlin ist das Herzensprojekt eines Politikers mit hohen Ambitionen und keinen Skrupeln. Ein „Etablissement“ der nobelsten Sorte versorgt gestresste und Manager, Politiker und andere Größen Deutschlands mit allem, was das Männerherz begehrt.
Auszug aus dem Krimi „Isarsilber“:
Kapitel 1: Samstag, 13.6.2015, Sterntaler See
Es geschah so, wie es der Sonntagabendkrimifan erwartet. Ein frühmorgendlicher Jogger entdeckte am Westufer des Sterntaler Sees die Leiche eines Mannes. Sacht schaukelnd im seichten Wasser, das Gesicht dem Seegrund zugewandt. Eine Entenfamilie zog an ihr vorbei.
Der Jogger, der sich auch beim Morgensport nie von seinem Telefon trennte, verständigte die Polizeiinspektion Sterntal. Es kam ein Ortspolizist. Er hielt die Personalien des Joggers fest, sperrte den Fundort ab und benachrichtigte seinerseits den Rechtsmediziner. Der wiederum stellte erstens den unwiderruflichen Tod des Mannes und zweitens als Todesursache gewalttätige Fremdeinwirkung fest.
Ein Spurensicherungsteam wurde angefordert. Es erschienen mehrere Beamte, auch der Dienststellenleiter, der, kaum am Ort des Geschehens eingetroffen, natürlich sofort alle Informationen begehrte, die ein Rechtsmediziner nur im Zuge einer ordnungsgemäßen Obduktion gewinnen kann. Der verweigerte denn auch alle Auskünfte. Die Polizei wiederum ließ sich nicht abspeisen, woraufhin der Rechtsmediziner – das übliche Spiel – eine vorsichtige Schätzung wagte und als Todeszeitpunkt den späten Abend des vorhergehenden Tages angab.
Die gewalttätige Fremdeinwirkung als solche konnte er indessen schon genauer benennen: Der Mann war mit einem spitzen, schweren, zweifellos metallischen Gegenstand, etwa einer Spitzhacke, erschlagen worden. Selbstmord ausgeschlossen. Aus der Wunde am Hinterkopf stachen Knochensplitter, dazwischen quoll blutige Hirnmasse. Der Mann war mit Sicherheit auf der Stelle tot gewesen. Und erst postmortal in den See geworfen worden.
Die Leiche wurde eingepackt und abtransportiert und bis zur weiteren Verwendung im Kühlraum der Rechtsmedizin zwischengelagert. Und die Kriminalbeamten verfassten ihren ersten Bericht.
Darin stand, dass der Tote kein Geld und keinerlei Papiere bei sich habe; nichts, das im gegenwärtigen Stadium eine Identifizierung ermögliche. Auffällig sei hingegen seine mit mehr als zwei Metern durchaus als extrem zu bezeichnende Körpergröße samt entsprechendem Volumen – der Standardsarg hatte sich als völlig unzureichend erwiesen, und man hatte eigens ein Modell für Übergrößen aus München kommen lassen müssen; die Polizisten fühlten sich, sonderbar berührt, an ihren verflossenen König erinnert.
Und auffällig sei ferner eine sehr merkwürdige Fußbekleidung – merkwürdig umso mehr, als sie so gar nicht zu seinem sonstigen Outfit passen wollte. Zum dezent dunkelblauen, gewiss maßgeschneiderten Geschäftsanzug trug der Tote nämlich nicht etwa Lederschuhe, sondern eine halbwegs neue Erfindung der Sportbekleidungsindustrie: Zehenschuhe. Salamanderfarben: signalgelb und schwarz. Der Handschuh für den Fuß. Die dünne, biegsame Gummisohle war mit schwarzen Noppen gespickt. Der Polizeifotograf, womöglich ein Kenner, widmete sich den Füßen des Toten mit einer Ausführlichkeit, die später ins Protokoll der Kriminalpolizei Eingang fand.
Eine erste, eher unaufgeregte Recherche am Wochenende ergab, dass diese Schuhe, wenn man sie denn so nennen darf, seit einiger Zeit bei Wanderern beliebt waren, die sich als fortschrittlich verstanden und die Kombination von Barfußlaufen und Fußschutz für eine revolutionäre Errungenschaft hielten. Möglicherweise war die Konstruktion aber nur ein mehr oder minder fauler Kompromiss, der dem fußweichen Großstädter ein Massai-Feeling vermitteln wollte.
Wie dem auch sei – zu Geschäftskleidung passt salamandereskes Schuhwerk keinesfalls, und aus diesem modischen Fehlgriff zogen die Ermittler den Schluss, dass die Schuhe nicht zum Opfer gehörten. Beziehungsweise zum Zeitpunkt seines Ablebens nicht von ihm getragen worden waren. Sie nahmen dies als freundlichen Fingerzeig des Mörders und machten sich daran, die Herkunft der Zehenschuhe zu ermitteln.
In einem Sportgeschäft wurde mit entsprechendem Material getestet, wie leicht sich dieses Fußzeug an- und ausziehen ließ. Sehr leicht, stellten die Ermittler überrascht fest: Das dürfte auch bei Leichen mühelos gehen. Weitere Recherchen ergaben, dass es solche Schuhe in der näheren Umgebung ausschließlich in diesem Fachgeschäft gab und dass in den letzten Wochen nur ein einziges Paar in der fraglichen Größe und Farbkombination verkauft und mit Kreditkarte bezahlt worden war.
Unterdessen wurden die ansehnlichen Körpermaße des Toten bundesweit mit den neuesten Vermisstenmeldungen abgeglichen, und sehr rasch ließ sich ein schwerreicher Berliner Bauunternehmer namens Bernhard Voith mit dem Toten in Verbindung bringen.
Interessanterweise vermissten ihn nur seine Mitarbeiter; die Ehefrau weilte zu Selbstfindungs- und Seidenmalzwecken in der Toskana und hatte das Verschwinden ihres Gatten noch gar nicht bemerkt. Anhand der DNA-Untersuchung eines Haars aus seinem Kamm, den die Polizei bei der nach Berlin zurückgekehrten, vorerst aber nicht weiter beunruhigten Gattin des Vermissten abholte, war der Tote alsbald identifiziert. Die Kreditkartendaten des Sportgeschäfts wiederum führten zu einem jungen Mann aus Köln, der die Schuhe gut drei Wochen zuvor gekauft hatte. Dass die Schuhe Eigentum des Bauunternehmers seien, hatte man nach Rücksprache mit der Witwe, die angesichts der jüngsten Entwicklungen nun doch ein wenig aus der Fassung geriet, ausschließen können.
Der Verdächtige aus Köln hatte kein Alibi für die Tatzeit und konnte auch seine jüngst erworbenen Zehenschuhe nicht mehr vorweisen: Er sei vom Laufkomfort enttäuscht, sagte er, und habe sie noch während seines Urlaubs in Oberbayern entsorgt. Wo? Das könne er nicht mehr sagen. Der Ermittlungsrichter stimmte einer Untersuchungshaft zu, und die Polizei konnte sich bei der Pressekonferenz schon wenige Tage nach Auffinden der Leiche eines schnellen Erfolgs rühmen. Der mutmaßliche Mörder allerdings bestritt die Tat energisch.
Bei einem Haftprüfungstermin einige Tage später stellte sich dann heraus, dass der junge Mann nicht den leisesten Anflug eines Motivs hatte. Der Richter entließ ihn unter Auflagen und verwies den Fall – von den Medien mit einer gewissen Häme „Gelbfiaßlerfall“ genannt – an die nächsthöhere Polizeiinstanz. Er wurde neu aufgerollt. Somit hatte der Mörder mit seiner falschen Fährte die Ermittlungen um zwei Wochen verzögert und nicht nur der internetgeschädigten Boulevardpresse eine papierne Auflagensteigerung, sondern auch dem Sportfachhandel recht erfreuliche Zehenschuhumsätze beschert.
Mit der Wiederaufnahme der Ermittlungen wurde nun das Landeskriminalamt in München betraut. Es trat in Gestalt der hochangesehenen, weil ungewöhnlich erfolgreichen Hauptkommissarin Gerda Schulze-Klemmbach auf.
Diese Frau Schulze-Klemmbach bewohnte aus Kostengründen eine Souterrainwohnung. Wobei von günstigem Wohnen in München keine Rede sein kann. Sagen wir so: Das Souterrain war für eine inzwischen alleinstehende höhere Staatsbeamtin erschwinglich. Dort gab es zwar wenig Tageslicht, weil die Fenster nicht mehr waren als ein paar bessere Lichtschächte mit Ausblick auf Autoreifen, Füße, Hunde und Tauben. Aber sie befand sich in Zentralschwabing, und zumal im Sommer tobte vor den Lichtschächten das Leben.
Die Frau Kommissarin bekam jedoch weder vom tobenden Leben noch vom mangelnden Licht sehr viel mit. Denn sie arbeitete so fleißig, dass sie ihre Höhle meist nur zu nachtschlafender Stunde betrat und auch wieder verließ. Und da ihr die längste Zeit ihres Lebens eine Heerschar unmündiger Kinder am Hals gehangen hatten, war ihr die Sparsamkeit zur zweiten Natur geworden. Niemals hätte sie sich beschwert oder gar nach Höherem gesehnt. Ebendieser Wohnung verdankte sie ihren Spitznamen. Nachdem sich bei der Einweihungsparty etliche Kollegen von den Wohnverhältnissen ihrer Starermittlerin mit eigenen Augen hatten überzeugen können, brachte ein Scherzbold den Namen in Umlauf, und der stieß allseits auf schmunzelnde Akzeptanz. Und blieb hängen. Im Kollegenkreis hieß die Kommissarin fortan „Erda“.
Erda hatte die fünfzig knapp hinter sich und hatte, wie erwähnt, allein mehrere Kinder großgezogen, über deren Väter sie sich ausschwieg. Als erfahrene Kommissarin wusste sie natürlich, dass der ersten Spur nicht zu trauen war. Und sie ließ daher bei ihren Ermittlungen die gelben Schuhe weitgehend außer Acht.
Von den Ereignissen, die letztlich zum Ableben des Herrn Voith geführt hatten, ahnte sie noch nichts. Obwohl sie, wie es der Zufall wollte, einen der Drahtzieher sogar persönlich, mehr noch: aus einstmals geteilter Nähe kannte. Erst hinterher, als sie den Zusammenhängen auf die Spur gekommen war, wunderte sie sich ausführlich über die verworrenen Wege des Lebens. Und des Verbrechens im Besonderen.
Der Weg, den Erda diesmal nachzuzeichnen gezwungen war, hatte einige Zeit zuvor mit dem Anruf eines hochrangigen Politikers aus Berlin begonnen. Der hatte eine Nummer gewählt, die in keinem öffentlichen Telefonbuch stand und unter Eingeweihten wie ein Schatz gehütet wurde. Sie hatte ihn, den Berliner, zu einer exklusiven Personal- und Managementberatung am Sterntaler See geführt.
Wird Erda den Fall um die Leiche mit den seltsamen Schuhen lösen?
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