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Franz und Stephanie > Eine Kurzgeschichte.... oder das erste Kapitel eines Buches ?

  • „Yeşilgöz, Kahramanmaraş 03“ von Zeynel Cebeci - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC-BY-SA 4.0 über Wikimedia Commons.
  • hochgeladen von Gerhard Priester

Es kam mir einfach mal so in den Sinn aus der eigenen Kindheit einige Erinnerungen und Erlebnisse in Form einer kleinen Geschichte niederzuschreiben. Auch mit meinen Kindern war ich oft im Wald unterwegs, oft war dabei das Ziel ein kleiner Wasserlauf, an dem wir uns den ganzen Tag über aufhielten...
Geschrieben habe ich dieses letztes Jahr. Zum Glück ging mir der Text nicht "flöten", bedingt durch die "Zerstörung" der Festplatte, auf der er gespeichert war, weil ich es mal ausgedruckt hatte und deshalb jetzt wieder abtippen konnte!

Franz und Stephanie

Ein Nachmittag am Weiher

Schrill erklingt die Pausenglocke. Der Unterricht ist zu Ende. Nach und nach öffnen sich die Türen der Klassenzimmer. Lachende, fröhliche Gesichter erkennt man jetzt im düsteren Flur. Alles rennt, mehr oder weniger, in Richtung Ausgang. Die Schritte der Kinder verlangsamen sich, als sie die strenge Miene des Schuldieners sehen, der ihnen im Vorbeihuschen sogar noch ein schönes Wochenende wünscht. So kennen sie ihn eigentlich gar nicht, denn er ist sonst ein ganz schöner Griesgram, der über alles etwas zu meckern hat. Wahrscheinlich ist er auch froh darüber, dass das Wetter so herrlich ist und das Wochenende vor der Tür steht.
Franz und Stephanie, beide aus der vierten Klasse, drängeln sich auch über den Flur und zwängen sich durch die offene Tür ins Freie. Auf dem Schulhof trennen sich ihre Wege. Franz winkt ihr noch schnell zu und ruft: „Bis nachher!“ Man muss wissen, dass sie sich verabredet haben. Bei dem schönen Wetter wollen sie sich wieder am Weiher treffen, da, wo die große Trauerweide steht, die mit einem ihrer dicken Äste weit über ’s Wasser hinaus ragt.
Franz hat einen etwas längeren Weg nach Hause als Stephanie. Er muss über einen steinigen Weg einen Hügel hinauf, dort hin, wo sein zu Hause ist. Er lebt mit seinen Eltern, Großeltern und seinem Bruder auf einem Hof. Xaver, ihr Hund, kommt ihm schon bellend entgegengelaufen und begrüßt ihn schwanzwedelnd. Er ist natürlich nicht das einzigste Tier am Hof. Da sind sie Schweine, die sich so richtig wohl fühlen, wenn sie in der Erde herumwühlen können; die Hühner, die scharrend nach einem Würmchen suchen; die Gänse, die schnatternd, hinter dem Weidezaun entlang watschelnd, sie noch zum Haus begleiten. Kühe gibt es auch, die jetzt aber auf der Weide sind und zwei Pferde, mit denen der Vater gerade zum Nachbardorf unterwegs ist, um sie beim dortigen Hufschmied beschlagen zu lassen.
Als Franz in die Küche kommt, in der sich fast das ganze Leben abspielt, wartet seine Mutter schon auf ihn. Die „Gute Stube“ wird nur an besonderen Tagen benutzt. Da freut er sich schon immer drauf, weil es dann besonderes Essen gibt. Oft sind dann auch noch Verwandte da, die ihm dann ab und zu mal eine ganze Tafel Schokolade mitbringen, die er nicht zu teilen braucht, weil sein großer Bruder zum Glück keine Schokolade mag.
Seine Mutter fragt ihn, wie denn die Schule so war, was sie immer fragt, wenn er von dort kommt, worauf er auch immer erwidert: „schön“ oder „gut“. Die Schule ist ihm jetzt auch nicht mehr so wichtig. Er denkt jetzt eher daran, dass er sich ja mit Stephanie verabredet hat, was er seiner Mutter sofort mitteilt. „Wo wollt ihr euch denn treffen?“ fragt sie etwas besorgt. „Am Weiher, an der alten Weide“, antwortet er. „Passt aber auf euch auf“, sagt die Mutter. Man muss nämlich wissen, dass im letzten Winter dort ein kleiner Junge fast ertrunken ist. Man konnte ihn zum Glück noch rechtzeitig aus dem eisigen Wasser retten, bevor er unter s Eis gekommen ist.
Franz winkt ab. Er und Stephanie können doch schwimmen und außerdem: Eis gibt es ja im Sommer sicherlich nicht, in welches man hätte einbrechen können.
Da sie nicht auf die Rückkehr des Vaters warten müssen, beginnen sie nach dem Tischgebet mit dem Essen, ohne ihn. Wenn er schon mal im Nachbardorf ist, nutzt er dies immer noch aus, um hier und da ein Schwätzchen zu halten, ein oder zwei Schoppen im Wirtshaus dürfen auch nicht fehlen, wobei man ja besonders gut miteinander plaudern kann; wie über die anstehende Ernte, eine Kuh vom Bernhard, die wieder ein Kälbchen bekommen hat und noch so Vieles mehr.
Nach dem Essen, es gab mal wieder leckere Linsensuppe, zieht sich Franz noch schnell um. Normalerweise macht er das gleich, wenn er aus der Schule kommt. Aber es ist wohl heute alles ganz anders; wahrscheinlich, weil sein Vater nicht da ist und er sich mit Stephanie treffen will.
Bevor Franz dann das Haus verlässt, um sich zur alten Weide aufzumachen, steckt er noch schnell ein paar wichtige Dinge in seine Hosentasche. Dabei ist auch ein Taschenmesser, welches ihm sein Opa geschenkt hatte, mit einer langen Kette daran, damit er es nicht verlieren kann und trotzdem mit ihm auch arbeiten kann. In die Schule darf er es allerdings nicht mitnehmen. Das hat ihm seine Mutter verboten. Gerne hätte er es dort auch mal seinen Klassenkameraden gezeigt. Ihr gefällt es sowieso nicht, dass er ein Taschenmesser hat. Opa sagt aber, dass ein richtiger Junge einfach ein Taschenmesser braucht. So nimmt er es jetzt immer mit, wenn er rausgeht, wie jetzt zum Weiher.
Als er an dem Treffpunkt ankommt, ist von Stephanie noch nichts zu sehen. Er geht etwas am Ufer des kleinen Tümpels entlang; vielleicht gibt es etwas Interessantes zu entdecken. In Gedanken versunken, mit den Augen das Ufer absuchend, bemerkt er gar nicht, dass Stephanie neben ihm hergeht, bis sie plötzlich: „Kuckuck“ sagt. Franz erschrickt innerlich, versucht aber trotzdem ihr ein Lächeln entgegen zu bringen. Etwas wortkarg bekommt er gerade ein: „Hallo“ heraus. Zusammen gehen sie an ihren eigentlichen Treffpunkt. Gleich neben der Weide fließt das Wasser als Bach weiter, wie es auf der anderen Seite des Sees als Bach in diesen geflossen ist; ein besonders schönes Fleckchen! Dabei stürzt es etwa einen Meter tief hinunter in sein eigentliches Bett. Ganz ruhig ist es hier also nicht; ein stetiges Rauschen umgibt sie. Franz balanciert auf dem großen Ast über das Wasser und setzt sich rittlings darauf, während sich Stephanie in 's hohe Gras setzt, mitten in die, mit herrlichen Sommerblumen geschmückte Wiese. So sitzen sie eine Weile, jeder wieder in Gedanken versunken, bis Franz einfällt, dass er ja auch noch extra zwei Bonbons eingesteckt hat. Er muss sich anstrengen, um sie aus der Hosentasche heraus zu bekommen, ohne dabei die Balance zu verlieren. Er wirft ihr eines davon in 's hohe Gras, wo sie es, nachdem sie zwischen den hohen Halmen, den vielen Blütenstängeln eifrig sucht, auch schnell findet. „Danke“ sagt sie und schon ist der süße Klumpen in ihrem Mund verschwunden.
Wie Franz so mit seinen Füßen haarscharf über der Wasseroberfläche hin und her baumelt, denkt er, was wohl passieren würde, wenn er jetzt einen Schuh verlieren würde; ginge er unter oder würde er den kleinen Wasserfall hinunter plumpsen und dann wegschwimmen? Das bringt ihn auf eine Idee! Er will sich ein kleines Boot bauen; das kann man dann im Bach schwimmen lassen. Doch bevor er den Gedanken in die Tat umsetzen kann, ruft Stephanie plötzlich ganz laut: „Da, ein Fuchs, ein Fuchs“. Franz ist vor lauter Schreck fast selbst in 's Wasser gefallen und nicht nur sein Schuh, so erschrickt er! Angestrengt dreht er seinen Kopf in die Richtung, in die Stephanie zeigt. Aber einen Fuchs sieht er da wirklich nicht. „Siehst du ihn denn nicht?“ ruft sie wieder, „ es ist ein kleiner Fuchs“. Jetzt weiß Franz, was sie meint, nämlich einen Schmetterling, der so heißt. Gerade über diesen Schmetterling, den kleinen Fuchs, hatten sie nämlich in der letzten Naturkundestunde gesprochen.
Franz krabbelt jetzt auf dem Ast zurück, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Er sucht sich ein Stück Holz, um daraus ein Boot zu basteln. Stephanie hüpft derweil auf der Wiese hinter dem Schmetterling her, wobei sie ihre Arme seitlich auf und ab bewegt, als ob sie den Flug des Schmetterlings nachahmen will.
Schnell findet Franz ein passendes Stück Holz. Es muss noch von den letzten Baumfällarbeiten sein. Er setzt sich an die Uferböschung, zieht an der Kette vorsichtig sein Taschenmesser aus der Hosentasche, klappt es auf und beginnt zu schnitzen. Das Stück ist flach, was sehr gut ist, dann fällt das Boot nachher auch nicht um. Es hat gerade die richtige Länge. Er spitzt es auf einer Seite zu. Das ist jetzt vorne. Auf der gegenüberliegenden Seite rundet er es etwas ab. Stephanie kommt jetzt zurück, der Schmetterling ist auf und davon geflogen. Sie setzt sich zu ihm und schaut zu. Sie bewundert ihn, weil er immer so geschickt ist. „Du brauchst aber auch noch einen Mast und ein Segel“ sagt sie. „Hast recht, möchtest D u etwas Passendes suchen?“ fragt er sie. „Ja, gerne“, erwidert sie, springt sofort auf und macht sich auf die Suche.
Franz schaut sich sein Bauwerk an. Er ist sehr zufrieden. Es hat schon die Form eines Bootes. Innen hat er es etwas ausgehöhlt. Da kommt Stephanie zurück und zeigt ihm mehrere kleine Äst für den Mast, wovon sich Franz einen nicht zu dicken, aber stabilen aussucht, den er dann auf die richtige Länge kürzt. Stephanie sucht indes weiter, nach einem geeigneten Segel. Sie läuft das Ufer ab und kommt mit einem großen Blatt einer Pflanze, die direkt am Wasser steht, zurück. Franz hat schon einmal für den Mast ein Loch in den vorderen Bereich seines Bootes mit seinem Messer gebohrt und steckt nun seinen Mast hinein. Er schaut jetzt zwar unten etwas heraus, was aber nichts macht. Die Hauptsache ist, dass er richtig fest mit dem Boot verbunden ist. Jetzt muss nur noch das Segel gehisst werden. Dazu macht Franz in das Blatt zwei Löcher, schiebt durch diese den Mast, der etwas dicker ist, als die Löcher im Blatt groß sind. So ist das Segel fest mit dem Holzstab, dem Mast, verbunden.
Jetzt kommt der große Moment, bei dem die Schwimmfähigkeit des Bootes im Wasser getestet werden kann. Im Tümpel wäre das viel zu langweilig. Deshalb gehen sie etwas unterhalb des Wasserfalles an den Bach. Da ist wenigstens etwas Strömung. Im Teich gibt es die nur direkt vor dem Wasserfall. Für das Boot ist das aber zu gefährlich, weil es passieren könnte, dass es den Wasserfall hinunterstürzen könnte.
Behutsam setzt Franz nun das kleine Segelschiffchen auf 's Wasser, gibt ihm noch einen kleinen Stupser, damit es in die Strömung kommt…. Schon saust es davon, stößt an einen Stein, dreht sich um die eigene Achse und fährt weiter. Franz und Stephanie hechten am Ufer entlang, um seine Fahrt zu verfolgen. Das ist gar nicht so einfach, weil am Ufer viele Bäume und Büsche stehen, um die sie erst herumlaufen müssen, um wieder an den Bach zu kommen. Das geht so weiter, bis sie an eine Weide kommen, die mit Stacheldraht eingezäunt ist; nicht ohne Grund, denn auf ihr grasen mehrere junge Bullen. Da schwimmt es jetzt dahin, immer weiter und sie können nur ahnen, welchen Weg es jetzt nimmt: In einen Fluss, der dann in einen noch größeren mündet und dann vielleicht in 's weit entfernte große Meer? Während sie in Gedanken versunken dem kleinen Schiffchen nachschauen, schlägt es von der Kirchturmuhr her sechs Mal. Jetzt heißt es für beide sich schnell auf den Heimweg zu machen. Das ist die Zeit, an der sie beide nach Hause müssen. Gemeinsam gehen sie schnellen Schrittes noch ein Stück zusammen. Beim Beobachten der Fahrt des Bootes war ihnen gar nicht aufgefallen, dass sie sich weit vom Dorf entfernt hatten. An der Weggabelung, wovon einer in 's Dorf und der andere zum Elternhaus von Franz führt, trennt sich ihr gemeinsamer Weg. Stephanie wünscht Franz noch eine gute Nacht und ergänzt noch, dass es heute ein besonders schöner Nachmittag war.
Franz erwidert ihre Worte und erklimmt den Hang. Ob der Vater schon zurück ist? Noch etwas in Gedanken versunken, an sein Boot denkend, kommt ihm, wie immer, Xaver entgegen. Gemeinsam gehen sie den Rest des Weges. Jetzt ist es Zeit Abendbrot zu essen. Vater sitzt schon am Tisch und begrüßt seinen Jüngsten mit einem zufriedenen Gesicht. Darüber ist Franz natürlich froh, denn er ist ja etwas zu spät gekommen. Nach dem Essen berichtet Vater allen, was er im Nachbardorf alles erlebt hat, wobei es auch etwas zum Lachen gibt. Vor allen Dingen, wie er erzählt, dass der Knecht vom Emil Huber von einer Sau in die Jauchegrube geschuppst wurde. Auch Franz erzählt von dem schönen Nachmittag mit Stephanie. Über all den Erzählungen vergeht die Zeit so schnell. Auch, wenn morgen keine Schule ist, Franz muss auch in 's Bett. Gern‘ hätt‘ er seinem Vater weiter zugehört; aber auch dieser muss schlafen gehen, denn die Tiere müssen ja am nächsten Morgen alle wieder versorgt werden. Da heißt es wieder früh aufstehen, wobei ihm Franz natürlich auch schon mithilft.
Nach dem schönen Nachmittag mit Stephanie und dem lustigen Abend, ist Franz ganz schön müde geworden. Es braucht nicht lange bis er einschläft. Dabei denkt er natürlich noch an sein Boot, an dem Stephanie ja auch mit beteiligt war. Wo mag es jetzt wohl schon sein, vielleicht schon im ganz großen Meer, wo es mit anderen, viel größeren Schiffen, zusammen in einen großen Hafen einläuft? Schon bald schläft er tief und fest und träumt davon, die Meere dieser Welt auf einem großen Segelboot zu erkunden.
Auch Stephanie hat einen schönen Traum: Sie träumt davon fliegen zu können, wie ein Schmetterling; hoch in die Lüfte, dann wieder hinunter auf ein Blütenmeer, von einer Blüte auf die andere…

Alle Rechte zu diesem Text: Gerhard Priester, Daleiden

Was meint Ihr, sollten da noch mehr Kapitel folgen? Möchte aber 'ne ehrliche Antwort, auch als p.N.

Euer Gerhard

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3 Kommentare

Gerhard, mir gefällt's, meinetwegen können da ruhig noch ein paar Kapitel folgen!

Herrlich amüsant geschrieben Gerhard - bitte mach weiter !

Weiter machen-schön !
lg Gaby

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