Von Mühlen, Mausefallen und Menschen
Die Klotzfalle
Wir kennen sie, die niedliche, kleine Hausmaus mit den Knopfaugen bzw. die schreckliche Maus, vor der manche auf Tische und Stühle springen möchten. Sie folgt dem Menschen schon seit Jahrtausenden und lebt in seiner Welt offenbar nicht schlecht von dem, was für sie hier und da abfällt, was vor ihr sicher aufgehoben sein soll – und doch nicht ist. Diese Nagetiere gehören zur Gruppe der „Mäuseartigen“ und umfassen ca. 1500 Arten aus dem Bereich der „Höheren Säugetiere“.
In der berühmten „Öconomischen Encyclopädie“ (Kurztitel) von Johann Georg Krünitz mit 242 Bänden, erschienen 1773 – 1858, heißt es in Band 86:
„Maus, die, mit diesem Nahmen belegt man mehrere kleine vierfüßige Thiere mit einem langen dünnen Schwanze, die von dem Orte ihres Aufenthaltes, von ihren Eigenschaften und anderen Umständen verschiedene Benennungen erhalten, als Feldmaus, Waldmaus, Haselmaus etc. etc. In engerer Bedeutung werden die Hausmäuse, welche gemeiniglich von aschgrauer Farbe sind, nur Mäuse schlechthin genannt.“
Und weiter:
„Den Schaden, den wir durch die Mäuse leiden, kennt Jeder hinlänglich. Sie werden uns nicht blos dadurch, daß sie vieles von unsern Speisen verzehren, sondern auch dadurch, daß sie mit ihrem Unrathe die Speisen verunreinigen, Löcher in Dielen, Wänden und Schränken nagen, und Geräthe, Kleidungsstücke und Bücher anfressen, sehr lästig, dazu kommt noch, daß sie durch ihren nächtlichen Lärm eben so wie die Ratten uns oft im Schlafe stöhren.“
Nicht nur in Wohnhäusern, sondern auch in Mühlen waren sie früher ungebetene Gäste und Nahrungskonkurrenten, denen man mit vielfältigen Fallen zu Leibe rückte. Uns sind die Schlagfallen mit dem Drahtbügel am geläufigsten, aber die Geschichte der Mausefallen ist schon wesentlich älter. Man vermutet Fallen schon in der Steinzeit und literarische Äußerungen gibt es bereits in der griechischen und römischen Antike, z.B. von dem römischen Schriftsteller Plinius d.Ä. (23 – 79 n.Chr.). Auch Krünitz äußert sich ausführlich dazu (Auszug, http://www.kruenitz1.uni-trier.de/):
„Unter den Fallen, mehrere Mäuse auf einmahl zu fangen, sind die Tellerfallen mit einem untergesetzten tiefen kupfernen Kessel mit Wasser die besten. Oben über den Kessel werden zwey Latten oder Hölzer gelegt. Recht in der Mitte derselben wird der hölzerne Teller, der an jeder Seite einen Stift hat, mit den Stiften in eingebohrten Löchern befestiget, so daß er nicht nur willig geht; sondern recht horizontal oder wagerecht steht, und sich, wenn er niedergedrückt wird, von selbst wieder stellt. An das Ende des Tellers wird ein frischgebratenes Stückchen Speck mit etwas Schwarte angenagelt. Die Maus läuft auf den Latten hin, über den Teller weg, nach dem Speck; der Teller bekommt das Uebergewicht, und sie muß, da man gemeiniglich Teller von glattem büchenen Holze dazu nimmt, ohne Barmherzigkeit herunter ins Wasser. Oefters kommt sie nicht einmahl an den Speck, sondern ihr Schicksal ist schon auf der ersten Seite des Tellers, wenn sie ihn berührt und niederdrückt, entschieden. Dadurch, daß sich der Teller von selbst wieder stellt, kann man in einer Nacht sehr viele fangen.“
Die älteste bildlliche Darstellung einer Klotzfalle aus dem Mittelalter findet sich auf dem Merode-Tryptichon (dreiteiliger Altar um 1425 n.Chr.) des belgischen Malers Robert Campin, das sich im Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Es handelt sich um eine Darstellung von Maria und Joseph. Im Mittelteil befindet sich die Verkündigung des Erzengels an Maria und im rechten Altarflügel erkennt man Joseph, der als Schreiner an einer Falle arbeitet, die andere Falle befindet sich in einer Art Schaufenster hinter ihm (http://de.wikipedia.org/wiki/Merode-Triptychon).
Wer sich intensiver mit dem etwas ungewöhnlichen Problem der Mausefallen, ihrer gesellchaftlichen Bedeutung und auch grausamen Tötungsvielfalt beschäftigen möchte, kann das Mausefallenmuseum in Güntersberge (Harz) besuchen (http://www.mausefallenmuseum.de/) oder das Buch „Mausetod! Die Kulturgeschichte der Mausefalle“, Darmstadt 2011, kaufen. Es wurde von dem Journalisten Wolfhard Klein geschrieben, der sich über 30 Jahre nebenberuflich mit diesem Thema beschäftigte.
Wer gerne bastelt, findet bei der Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen bei Göttingen eine Bauanleitung für solch eine Klotzfalle und in der Bockwindmühle in Wettmar gibt es in der Besichtigungssaison ab Anfang April wieder einen Nachbau zu sehen.
Bockwindmühle Wettmar:
430 Jahre Windkraftnutzung
700 Jahre Windmühlentechnik