Keine Grabschändungen!
Skandalreporter Dege kündigt eine Ausstellung über jüdische Beerdigungskultur an und schreibt u.a,.: "...während des Nazi-Terrors in Rauch aufgingen oder ihre Gräber geschändet wurden. Alles dies gab es auch in Burgdorf." Dafür gibt es allerdings keinerlei Beweise.
Trotzdem hat Pastor Rudolf Bembenneck diese Behauptung immer wieder aufgestellt. Was ist mit den umgefallenen Grabsteinen auf dem Alten Friedhof an der Hochbrücke? Auch eine Schändung?
Ich schrieb vor elf Jahren:
»Der Anzeiger berichtete am 12.10.2006 („Jüdischer Friedhof
geschändet“) über die Anzeige des Bodo Riethmüller, Beauftragter für über 200 pflegeverwaiste jüdische Friedhöfe im Land Niedersachsen. Danach sollten drei Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Burgdorf umgestoßen worden sein. Riethmüller schloss ein Umfallen ohne Zutun Dritter aus.
Beweise für seine Behauptung gab es nicht. Der Friedhof war völlig ungepflegt und niemand kümmerte sich um die Standfestigkeit der z. T. völlig schief stehenden Grabsteine wie auf unseren anderen Friedhöfen.
Die Gefahr umstürzender wackliger Grabsteine gibt es bis heute auf vielen jüdischen Friedhöfen. Hintergrund: Fallen Grabsteine z. B. bei Sturm um, ist die jüdische Gemeinde verantwortlich. Liegt Vandalismus oder ein antisemitischer Akt vor, übernimmt die Stadt die Wiederherstellungskosten, die Riethmüller damals auf 1.500 Euro schätzte.
Da die jüdische Gemeinde die Neumontage der Grabsteine damals auf eigene Kosten veranlasst hat, ist klar, es konnte eine Straftat nicht nachgewiesen werden.
Vorschnelle Behauptungen mit Unterstützung der Presse sind nicht dienlich und es ist nicht das erste Mal, dass sich die Stadt dagegen wehren muss.
Jetzt wiederholt sich die Behauptung Riethmüllers, der wider besseren Wissens von regelmäßigen Grabschändungen in Burgdorf spricht. Man könnte inzwischen meinen, Burgdorf sei ein Zentrum antisemitischer Kräfte.
Was ist geschehen? Ein 200 Jahre alter Grabstein ist umgefallen. Das kommt auf allen Friedhöfen auch bei wesentlich jüngeren Gräbern immer wieder vor.
Daher ist es wichtig, dass dieser Fall eindeutig geklärt wird, um die Stadt vor weiterem Imageschaden zu bewahren.
Ich setzte damals für die Aufklärung der angeblichen „Straftat“ und die Ergreifung der Täter eine Belohnung von 500 Euro aus.«
Die damaligen Behauptungen konnten nicht bewiesen werden. Der
Kriminalbeamte i.R. Wilfried Kusber dazu: „...Weshalb in Unterlagen des LKA kein Fall von Grabschändungen auf dem jüdischen Friedhof in Burgdorf aus dem Herbst 2006 nachweisbar ist, deutet darauf hin, dass die örtlichen Ermittlungen der PI Burgdorf keinen Verdacht auf das Vorliegen einer Straftat ergeben haben...“
Die polizeilichen Ermittlungen haben wieder nicht den kleinsten Hinweis dafür ergeben, dass der jetzt „umgefallene“ 200 Jahre alte Grabstein vorsätzlich umgestoßen wurde. Es gab keinerlei Anzeichen für eine antisemitische Tat oder für Vandalismus.
Die vorschnellen Vermutungen tragen nicht zur Aufklärung bei. Wind, Wurzelwerk, Frost, mooriger Untergrund (Aueniederung), Erdbewegungen u.a. können Ursachen dafür sein, dass ein Grabstein umfällt wie auf anderen Friedhöfen auch.
Oberstaatsanwalt Bernd Seemann hat das Ermittlungsverfahren mit
Verfügung vom 30.07.2009 eingestellt. Wörtlich: “Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf fremdenfeindliche Aktivitäten auf dem jüdischen Friedhof in Burgdorf.”
Denke, an den Grabsteinen nagt einfach der Zahn der Zeit und da es in Burgdorf keine jüdische Gemeinde gibt, in deren Zuständigkeit die Pflege fallen würde, wird es auch so bleiben.
Man sollte Besucher nur darauf aufmerksam machen, dass sie den Friedhof auf eigene Gefahr betreten und sonst das Denkmal sich selbst überlassen.