Wieso wird es Ihr Kino auch noch in zehn Jahren geben, Frau Lindemann?
Heidrun Lindemann ist die Chefin des Burgdorfer Kinos Neue Schauburg. Im E-Mail-Interview spricht sie darüber, was den Reiz der Neuen Schauburg ausmacht, welcher ihr Lieblingsfilm ist und was es für ein Gefühl ist, durch die Straße zu gehen, die nach ihrer Mutter benannt wurde.
Die Neue Schauburg, die Sie betreiben, hat eine lange Geschichte. Nach Ihrer Mutter wurde sogar eine Straße benannt. Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie die Elisabeth-Hahne-Straße entlang gehen?
Ich freue mich sehr, es ist ein tolles Gefühl und ich bin stolz, den Namen meiner Mutter in dieser Art und Weise verewigt zu sehen. Es ist eine großartige Ehrung für die Arbeit und Hingabe, mit der meine Mutter ihr Leben dem Kino gewidmet hat. In dieser Tradition möchten wir die Schauburg als Familie weiterführen.
Die Zahl der Kinobesucher sinkt. Was meinen Sie: Wieso wird es Ihr Kino auch noch in zehn Jahren geben? Was macht den besonderen Reiz der Neuen Schauburg aus?
Kinobesucherzahlen sind immer Schwankungen unterworfen, im Moment steigen sie sogar wieder. Generell ist das Kino aber durch die sich verändernde Mediennutzung und die illegalen Downloads im Internet schon stark unter Druck geraten. Wir glauben aber, dass das „Erlebnis Kino“ – sich mit anderen Menschen gemeinsam einen Film anzusehen – auch in zehn Jahren noch genauso einzigartig sein wird wie heute. Unsere Besucher sagen uns immer wieder, dass die Schauburg ein sehr gemütliches Kino mit familiärer Atmosphäre sei. Wir möchten mit einem anspruchsvollen Programm, speziellen Filmreihen, Lesungen, Schauspielerbesuchen und ganz viel Leidenschaft dazu beitragen, dass es auch in zehn Jahren noch ein Kino in Burgdorf gibt.
Was muss ein Film bieten, um in Burgdorf erfolgreich zu sein?
Der Film muss den Besucher bewegen. Er sollte ihn zum Lachen, Weinen oder zum Nachdenken bringen. Er muss eine interessante Geschichte erzählen und ihn für 90 Minuten gut unterhalten. Unser Publikum mag besonders familientaugliche Filme: Komödien oder Trickfilme. Beliebt sind außerdem historische Stoffe und Buchverfilmungen. Es darf auch gern mal ein kleinerer, anspruchsvoller Film dabei sein, der sich dann durch Mundpropaganda in Burgdorf und Umgebung herumspricht.
Gab es Filme, die deutlich schlechter liefen, als Sie gedacht haben?
Es passiert immer mal wieder, dass man mit der kommerziellen Einschätzung eines Filmes daneben liegt. Desaströse Flops sind uns aber bisher erspart geblieben. Generell laufen Filme mit Superhelden und Actionfilme bei uns nicht besonders gut. Deshalb versuchen wir auch, auf solche in unserem Programm zu verzichten.
Welcher ist Ihr Lieblingsfilm? Warum?
Wir sehen viele Filme und deshalb ändern sich unsere Lieblingsfilme auch mit der Zeit. Filme, die mich in letzter Zeit sehr beeindruckt haben, waren „Shine a Light“ (Dokumentation über die Rolling Stones) und „Sie sind ein schöner Mann“ (französische Tragikkomödie). Beide Filme habe ich mehrere Male gesehen.
Mal abgesehen von Ihrem Kino: Was macht Burgdorf lebenswert?
Burgdorf ist eine schöne Kleinstadt mit netter Atmosphäre, schönen alten Häusern und einer landschaftlich reizvollen Umgebung. Es gibt ein abwechslungsreiches Freizeit- und Kulturangebot, und man kann hier sehr gut leben. Viele Burgdorfer sind ehrenamtlich tätig und es gibt viele Arbeitskreise und Vereine. Die Burgdorfer nehmen wir als ein sehr aufgeschlossenes und freundliches Publikum wahr.
Und was sollte in Burgdorf besser werden?
Die Umgehungsstraße wird die Stadt (hoffentlich) vom hohen Durchgangsverkehr befreien. Dadurch ergeben sich viele Möglichkeiten, die Innenstadt neu zu gestalten. Wir hoffen, dass dies mit einem kreativen und durchdachten Schritt gelingt.
Seit einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Burgdorf auf dem Portal myheimat. Seit Ende 2008 gibt es auch eine gedruckte Ausgabe in Burgdorf. Was halten Sie von dem Projekt?
Das Projekt gefällt uns gut. Es ist eine Bereicherung, den Blickwinkel eines Bürgerreporters zu erfahren oder gar selbst einnehmen zu können. So kann auch mal in kleinere Ecken von Burgdorf und Umgebung geschaut werden.
Danke, Sascha!
Dann wird es aber Zeit... Bei Frau Lindemann liegt übrigens das Burgdorf-Magazin mit Deinem tollen Bastian-Hellberg-Porträt auch aus...