"Vom Baltikum nach Burgdorf", menschliche Schicksale werden wachgerüttelt . . .
Nahegehende Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen werden an diesem Erzählabend mit dem Thema "Vom Baltikum nach Burgdorf" wachgerüttelt . . .
Bereits zum 5. Mal veranstalteten der Verein "Benefizz, Gutes leben" und der Arbeitskreis "Gedenkweg 09. November" ein Erzähl-Cafe im Laden von "Benefizz" In Burgdorf.
Frau Elisabeth Goldmann, 1. Vorsitzende des Vereins, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die zahlreichen, interessierten Gäste.
Pastor i.R. Rudolf Bembenneck, vom Arbeitskreis Gedenkweg 9.November stellte die drei teilnehmenden Personen vor, die anschließend über ihre Schicksale, ihren Lebensweg berichteten.
Georg Maltz, in Lettland in Riga geboren, zeigte zunächst in einer Aufstellung, daß das Baltikum nach dem Mittelalter russische Provinzen waren und Estland, Livland und Kurland hießen.
Das Baltikum, somit auch sein Geburtsland, erlebte eine über 700 Jahre von der Deutschen Kultur bestimmte, abwechslungsreiche Geschichte. Nachdem die Bolschewikenzeit überstanden war, kam es im Jahr 1920 zur Anerkennung Lettlands als Staat. Im Jahr 1939 geschah dann die Umsiedlung der Deutschbalten mit der Parole,
" Nach 700 Jahren heim ins Reich auf den Ruf des Führers".
Um nicht wieder unter der Herrschaft der Kommunisten leben zu müssen, folgten die meisten Deutschbalten diesem Spruch. Georg Maltz mußte über mehrere Stationen bis nach Flensburg flüchten, um endlich nach 12 Wohnortwechseln im Jahr 1965 in Burgdorf seßhaft zu werden.
Krista Schultz, die in Estland in der Nähe von Reval geboren ist, berichtete, daß ihre Vorfahren aus Schlesien und dem Baltikum stammen, die Eltern dort ein Gut bewirtschafteten, 1945 in den Warthegau flüchten mußten und von dort nach Mecklenburg weiter zogen. Im Jahr 1998 siedelten sie nach Burgdorf um.
Dr. Hellmut Vierhuffs Schicksalsweg begann mit der Geburt in Goldingen in Lettland. Sein Vater war Lehrer an einer Deutschen Schule in Goldingen und unterrichtete die Fächer Sport und Lettische Sprache, die Mutter gab Klavierunterricht in der Stadt. Auch seine Familie wurde zur Umsiedlung gezwungen. Sie zog nach Gotenhafen, weiter nach Stolp, um dann in Schleswig-Holstein anzukommen. Nach insgesamt 13 Wohnungswechseln war 1976 endlich das Ziel Burgdorf erreicht.
Bei den Deutschbalten bestand ein sehr großes Zusammenheitsgefühl, so daß es in der Vergangenheit zu verschiedenen Teffen kam.
Das Erzähl-Cafe beendetete Pastor i.R. Rudolf Bembenneck mit den Worten,
“Es ist sehr wichtig, daß wir uns klarmachen, was mit den Menschen in der Vergangenheit passiert ist.”